Experten halten den Besuch von Weihnachtsmärkten auch in Zeiten der Schweinegrippe für relativ unbedenklich. So sagte Franz Allerberger von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) am Mittwoch in Gespräch mit der APA: "Es gibt keine belegbaren Daten, die untermauern würden, dass der Besuch solcher Veranstaltungen die Infektionsgefahr erhöht."
Dass der Christkindlmarkt ein relativ geringes Risiko für eine Ansteckung mit dem A(H1N1)-Virus birgt, liegt Allerberger zufolge unter anderem daran, dass man sich dort relativ kurz aufhält und sich noch dazu nicht in geschlossenen Räumen bewegt. Laut Harald Kessler, Leiter des Labors für molekulare Erregerdiagnostik des Hygiene-Instituts der MedUni Graz, spielt auch der Abstand zu den anderen Personen eine große Rolle. Sobald man einen halben Meter Abstand hält, sinkt die Übertragungsgefahr demnach: "Grippe wird durch Tröpfcheninfektion übertragen. Je größer die Tröpfchen, desto mehr Viren enthalten sie", sagte Kessler zur APA. Bei einem Mindestabstand von 50 Zentimetern sei die Gefahr, von den großen Tröpfchen eines Niesenden oder Hustenden getroffen zu werden, sehr gering.
Kessler machte in diesem Zusammenhang auf die Problematik des Händeschüttelns aufmerksam: "Wenn sich Leute ihre Hände beim Husten oder Niesen vorhalten, können die Viren auf der Oberfläche einige Zeit überleben", sagte der Experte. Wer sich nach dem Handgeben dann ins Gesicht oder gar in die Augen fährt, ist ein heißer Kandidat für eine Ansteckung. "Deshalb niest man in den Unterarm. Das ist zwar nicht nach den Benimmregeln, aber die sind mir in diesem Fall egal", so Kessler.
Eine Übertragungsgefahr der Grippe-Viren sei durch die gemeinsame Nutzung von Trinkgefäßen grundsätzlich gegeben, sagte Allerberger. Das sei bei Infektionen mit Noroviren zu sehen. "Es gibt aber bei Christkindlmärkten keine belegbaren Probleme. Diese werden auch relativ streng kontrolliert, die Vorgaben sind hoch", sagte der AGES-Experte. "Die Reinigung dürfte absolut ausreichen. Aber das ist kein Freibrief zur gemeinsamen Nutzung der Punschhäferl."
Auch Kessler sagte, dass eine Reinigung der Becher bei einer Wassertemperatur von 60 Grad über sechs Minuten hinweg - wie am Wiener Rathausplatz praktiziert - eigentlich ausreichen sollte. Man sollte aber nicht unter diesen Standard gehen. Er betonte außerdem, dass es keinen Anhaltspunkt gebe, "dass die Grippe durch Nahrungsmittel übertragen wird".
Mehr Schnaps in den Punsch schützt nicht vor Schweinegrippe, stellte der Grazer Diagnostiker klar. "Alkohol desinfiziert zwar, aber nicht in dieser Konzentration", sagte Kessler. So haben die Mittel zur Desinfektion der Hände zumindest 70 Prozent Alkohol. Eine derartige Konzentration wäre beim Punsch vermutlich lebensgefährlich. Doch die Kombination aus Temperatur und Alkohol könnte laut Kessler gegen die Viren wirksam sein. Dazu müsste der Punsch aber mit rund 100 Grad ausgeschenkt werden.