Schweizer Forscher haben ein künstliches Gen hergestellt, welches das Aids-Virus bei Labormäusen und in menschlichen Zellen wirksam hemmt. Sie hoffen, dass es dazu dienen kann, HIV-Infektionen mit Hilfe einer sogenannten Gentherapie zu bekämpfen.
Die Entwicklung geht auf die Entdeckung zurück, dass zwei bestimmte Gene bei Nachtaffen miteinander verschmolzen sind, wie die Universität Genf am Dienstag mitteilte. Aus dem Doppelgen bilden die kleinen, in Mittel- und Südamerika beheimateten Primaten ein Eiweiß, das sie vor gewissen Retroviren schützt, zu denen auch HIV gehört.
Auch der Mensch verfügt über die beiden Gene. Allerdings sind sie nicht verschmolzen - das schützende Eiweiß wird in unserem Körper nicht hergestellt. Ein Team um Jeremy Luban von der Abteilung für Molekularbiologie und -medizin der Uni Genf fabrizierte deshalb aus den zwei menschlichen Genen nach dem Affenvorbild ein Doppelgen.
Die Forscher testeten ihre Substanz in menschlichen Zellen. Wie sie im Fachmagazin "The Journal of Clinical Investigation" berichten, stoppte das vom künstlichen Gen produzierte Eiweiß dabei eine HIV-Infektion, ohne die normalen Zellfunktionen zu zerstören. Es bildeten sich auch keine Resistenzen von HIV.
Die Forscher schleusten auch menschliche Blutzellen, die das neue Gen enthielten, in HIV-infizierte Mäuse ein. Das künstliche Gen verhinderte in diesen Mäusen die Vermehrung der Viren stark - die Wirksamkeit sei ebenso hoch gewesen, wie jene des ursprünglichen Gens bei den Nachtaffen, hieß es in einer Aussendung.
Laut Luban und seinen Kollegen ist das von ihnen geschaffene Gen ein vielversprechender Kandidat, um Aids mit Hilfe einer sogenannten Gentherapie zu bekämpfen. Dabei würde das Gen in Zellen von infizierten Menschen eingeschleust und dort - so der Plan - HIV stoppen.
Der Weg zu einer solchen Behandlung ist allerdings weit - und die Gentherapie ist nur eine von vielen Strategien, mit denen Wissenschaftler Aids endlich zu besiegen versuchen. Die verlockendste Möglichkeit, die heute verwendeten Virus- unterdrückenden Medikamente zu ersetzen, wäre eine Impfung.
Erst vor ein paar Tagen hatten US-Forscher von der Entdeckung zweier Antikörper berichtet, die für die Herstellung eines Impfstoffes taugen könnten. Bisher waren Impfbemühungen stets gescheitert, weil sich das HI-Virus unablässig verändert und so dem Impfstoff entkommt.