Die Pigmentstörung Vitiligo ist eine derzeit unheilbare chronische Autoimmunerkrankung der Haut. Charakteristisch dafür sind weiße oder rosafarbene Flecken. Wir verraten, alles was Sie darüber wissen müssen.
Was fehlt Winnie Harlow und Steve Martin. Sie leiden unter einer Vitiligo, die weltweit zu den häufigsten Pigmentierungsstörungen gehört. Die chronische Autoimmunerkrankung der Haut ist nicht ansteckend und verursacht keine Schmerzen, doch kann die Weißfleckenkrankheit die Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinträchtigen.
Psychische Auswirkungen
Regelmäßige Kontrolltermine beim Hautarzt sind laut Dermatologen und Vitiligo-Experten Prof. Adrian Tanew sehr ratsam, um den Verlauf und die Aktivität der Krankheit zu beurteilen und neue Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen. In vielen Fällen sei auch Psychotherapie notwendig.
Psychosoziale Krankheitslast
"Man muss lernen, mit der Krankheit zu leben, offen damit umzugehen und sich nicht zu verstecken", so Bianca S., eine betroffene junge Frau aus Wien. Vitiligo-Patientin Winnie Harlow hat das geschafft. Sie kann nicht nur mit ihrem auffälligen Äußeren umgehen - das Supermodel machte die Krankheit sogar zu ihrem Markenzeichen. Doch die sichtbaren Flecken auf der Haut können für viele zu einer psychosozialen Belastung werden und zu vermindertem Selbstwertgefühl, sozialer Isolation und psychischem Stress führen. Wie eine globale Studie zeigt, weisen 54 Prozent der Vitiligo-Patient:innen mittelschwere bis schwere Symptome einer Depression auf.
Bei Sonnenexposition
Menschen mit Vitiligo verfügen über keinen natürlichen Schutz gegen die Sonne. "Daher ist es besonders wichtig, zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um die Haut während der Sommermonate zu schützen und Sonnenbrand zu vermeiden", warnt Hautarzt Tanew. Denn die bereits depigmentierte Haut werde durch einen Sonnenbrand weiter geschädigt und das könne zu Entzündungen führen. Jeder Mensch mit Vitiligo hat laut Prof. Tanew unterschiedliche Bedürfnisse und Reaktionen auf die Sonne. Es brauche daher Empfehlungen von Expert:innen, um einen maßgeschneiderten und optimalen Ansatz für den Umgang mit der Weißfleckenkrankheit im Sommer zu erhalten.
Zerstörung der Melanozyten
Das Immunsystem greift bei Vitiligo spezielle Zellen an - die Melanozyten. Sie produzieren das Pigment Melanin, das Haut und Haaren ihre Farbe gibt. Sie befinden sich in der tiefsten Schicht der obersten Hautschicht - der sogenannten Basalschicht.
Die wichtigsten Fakten im Überblick: Ursache, Therapie sowie Sonnenschutzmaßnahmen.
Definition
Vitiligo ist eine chronische Autoimmunerkrankung der Haut. Charakteristisch dafür ist ein Pigmentverlust, der durch weiße oder rosafarbene Flecken der Haut gekennzeichnet ist. Die Weißfleckenkrankheit ist nicht schmerzhaft, nicht ansteckend und tritt bei Männern sowie Frauen gleichermaßen auf, unabhängig von Alter, ethnischer Zugehörigkeit oder sozialem Hintergrund. Vitiligo kann in jedem Alter auftreten, aber etwa die Hälfte der Betroffenen entwickelt die Symptome vor dem 20. Lebensjahr. Man unterscheidet vier verschiedene Formen -siehe Infokasten rechts. Die "Nicht segmentale Vitiligo (NSV) kommt jedoch am häufigsten vor. Typischerweise beginnt die NSV symmetrisch und häufig periorifiziell (rund um Körperöffnungen) im Gesicht, an den Streckseiten der Extremitäten und an den Körperfalten. Die NSV tritt auch oft mit anderen Autoimmunerkrankungen auf, wie etwa der Schilddrüse mit Hashimoto und Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall).
Ursache
Vitiligo wird als eine Erkrankung angesehen, bei der das Immunsystem spezielle Zellen angreift, die Hautpigmente produzieren: Melanozyten oder Pigmentzellen. Die Krankheit ist weder schmerzhaft noch ansteckend und dennoch kann es die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Die genaue Ursache ist bis dato noch nicht vollständig geklärt. Bei etwa 20 Prozent der Betroffenen tritt Vitiligo auch bei unmittelbaren Familienangehörigen (Eltern oder Geschwister) auf. Ist ein Familienmitglied betroffen, erhöht sich das Risiko, ebenfalls die Erkrankung zu entwickeln. Auch erhöhter oxidativer Stress könnte eine Ursache sein. Spezielle Trigger wie Sonnenbrand oder psychische Belastung wurden zudem bei Betroffenen beobachtet.
Therapie
Zwar ist die Pigmentkrankheit derzeit nicht heilbar, sie kann aber gut behandelt werden. Laut Dermatologen Prof. Tanew gibt es unterschiedliche Behandlungsoptionen wie beispielsweise Salben (mit Kortikosteroiden oder Calcineurin-Inhibitoren) oder Lichttherapien, auch Psychotherapie kann erforderlich sein. Doch nicht jede Maßnahme ist für alle Patient: innen wirksam. Mit der individuell passenden Behandlung kann für Betroffene oft ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert, eine teilweise oder (besonders im Gesicht) manchmal auch völlige Repigmentierung erreicht und die Lebensqualität signifikant verbessert werden.
Sonnenschutz
Betroffene sollten unbedingt ein Breitspektrum-Sonnenschutzmittel mit einem hohen Lichtschutzfaktor (50 und höher) auf lichtexponierte Hautstellen auftragen, insbesondere auch auf die von Vitiligo betroffenen Stellen, empfiehlt der Hautarzt.