Angst vor Pandemie war vor zehn Jahren unbegründet
Die im Volksmund Vogelgrippe genannte Krankheit wird von Influenzaviren ausgelöst. Aggressive Varianten der Virustypen H5 und H7 führen zu schweren Seuchenausbrüchen. Am empfänglichsten für diese Erreger sind Hühner und Puten. Eine Übertragung von Tieren auf den Menschen kann vorkommen, bei der A(H5N1)-Vogelgrippe vor zehn Jahren war das nur bei engerem Kontakt mit Geflügel der Fall.
Kaum von Mensch zu Mensch übertragbar
Nach Auftreten von ersten Humanfällen gab es Befürchtungen, es könnte sich eine Pandemie entwickeln. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgte bei den vor allem 2006 auch in Europa grassierenden Viren aber nicht. Auch das vor einigen Jahren in China aufgetretene Vogelgrippevirus A(H7N9) hat diese Fähigkeit offenbar nicht oder kaum. Nun wurde am Bodensee bei Wassergeflügel das Virus H5N8 festgestellt, berichtete das Gesundheitsministerium Dienstagabend. Auch dieser Stamm steht nicht unter Verdacht, auf Menschen übertragbar zu sein, versicherte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).
Symptome bei den infizierten Tieren
Infizierte Hühner und Puten verenden zum Großteil bereits 24 bis 48 Stunden nach Kontakt mit für sie pathogenen Viren - bevor Krankheitssymptome auftreten. Kranke Tiere erscheinen meist apathisch. Hühner legen keine oder stark verformte Eier. Bei manchen Tieren verfärben sich Kamm oder Füße blau. Durchfall kann als Symptom hinzu kommen. 90 bis 100 Prozent der erkrankten Tiere sterben.
Enten und Gänse erkranken weniger schwer, aber sie scheiden das Virus aus und werden daher auch als Virus-Reservoir bezeichnet. Bei den damals in China aufgetauchten A(H7N9)-Viren starben die Tiere offenbar nicht. Allerdings erhöhte das die Chance für die Weiterverbreitung. Infizierte Tiere fallen oft mit Gleichgewichts- oder Verhaltensstörungen auf, schwimmen im Kreis oder halten den Kopf schief. Durchfälle treten auf. Augen- und Lungenentzündungen kommen hinzu - äußerlich wirken die Tiere dann kurzatmig.
Ähnlichkeiten mit Geflügelpest und Vergiftungen
Anhand der Symptome allein ist die klassische Vogelgrippe nicht zu erkennen. Zum Verwechseln ähnlich ist sie unter anderem der atypischen Geflügelpest, auch Newcastle Krankheit genannt. Auch Vergiftungen lassen sich häufig nicht unterscheiden.
Schwere der Erkrankung von verschiedenen Faktoren abhängig
Die Tierseuche wird von Viren des Typs A verursacht. Diese Erreger enthalten auf ihrer Oberfläche Stoffe, die mit der Abkürzung H (Hämagglutinin) und N (Neuraminidase) bezeichnet werden. Es gibt 16 H-Subtypen und neun N-Subtypen. Je nach der Kombination dieser Stoffe in der Hülle des Virus entstehen Namen wie H5N1 oder H5N8.
Die Schwere der Erkrankung beim Menschen hängt offenbar davon ab, wie gut die Viren in die tieferen Lungenregionen eindringen können und wie gut sie dort an Rezeptoren binden. Die Opfer sterben zumeist an akutem Lungenversagen (acute respiratory distress syndrome - ARDS, auch "Schocklunge" genannt). Wissenschafter des Instituts für Molekulare Biotechnologie und des Centrums für Molekulare Medizin (CEMM) in Wien berichteten im Jahr 2008 von der Entschlüsselung des gemeinsamen Krankheitsmechanismus. Durch die Freisetzung von oxidierten Lipiden (Fette) wird eine überschießende Abwehrreaktion in Gang gesetzt, die durch einen Rezeptor auf Abwehrzellen (Toll like Receptor 4) vermittelt wird und schließlich zu den Lungenschäden führt.