Ein kleines Zwicken im Kopf, ein Drücken in der Magengegend, unregelmäßige Verdauung oder schmerzende Schultern – viele kleine Wehwehchen werden von uns ignoriert und als „Alltagsbeschwerden“ abgehandelt. Doch manchmal will uns unser Körper etwas damit sagen, worauf wir besser hören sollten. Denn nicht alle schwerwiegenden Erkrankungen machen sich durch große Beschwerden bemerkbar – einige fangen durchaus klein an.
Keine Panik, aber Achtsamkeit
Nicht jeder Kopfschmerz ist gleich ein Hirntumor, nicht jede Verdauungsstörung eine Vergiftung. Aber vor allem wenn Schmerzen regelmäßig auftauchen oder anhaltend sind, sollte man einen Arzt aufsuchen, um die Ursache der Symptome abklären zu lassen.
Hier finden Sie eine Zusammenfassung der häufigsten Alltagsbeschwerden und damit eine kleine Hilfestellung, um die Signale Ihres Körpers besser deuten zu können. Doch keine Panik: In den allermeisten Fällen ist die Ursache harmlos.
Warnsignale des Körpers richtig deuten
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Magenprobleme
Druckgefühl im Bauch, Sodbrennen oder Blähungen: In der Regel alles unangenehm, aber meist harmlos. Die Ursache ist ungesunde Ernährung. Wir neigen dazu zu viel, zu fett und zu schnell zu essen. Wer Zucker, Fett und Alkohol bewusst einschränkt, wird die Beschwerden meist rasch wieder los. Akut lindern Kräutertropfen sowie Antacida (Medikamente, die die Magensäure binden) aus der Apotheke das Problem. Starke Magenschmerzen schon vor dem Frühstück, Übelkeit und Appetitlosigkeit weisen hingegen auf eine Gastritis hin, eine Entzündung der Magenschleimhaut, die ärztlich behandelt werden muss. Für Frauen gilt: Magenschmerzen zusammen mit Übelkeit, Kurzatmigkeit und Schwindel können einen Herzinfarkt ankündigen. Weil sich die weiblichen Symptome stark von den männlichen unterscheiden, wird der Infarkt bei Frauen oft erst zu spät erkannt. Darum: sofort ins Krankenhaus!
Kopfschmerzen
Fast 70 Prozent der Bevölkerung leiden gelegentlich unter Spannungskopfschmerz. Dagegen helfen Spaziergänge, Ruhe, warme Auflagen oder Salben, die die Durchblutung anregen. Kommt es immer wieder zu heftigen Schmerzattacken, begleitet von Übelkeit und Lärmempfindlichkeit, kann vielleicht Migräne diagnostiziert werden. Sie sollten auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Ebenso, wenn nach dem Sport oder körperlicher Anstrengung ein starker Druck hinter der Stirn verspürt wird. Denn dann besteht die Gefahr einer Hirnblutung. Ein Alarmzeichen sind auch häufige Kopfschmerzen, die mit Kribbeln in Händen und Füßen und sogar Verhaltensänderungen einhergehen. Wortfindungsstörungen, Apathie und grundlose Wut könnten auf einen Tumor hinweisen.
Nacken- und Schulterschmerzen
Schmerzt Sie jede Kopfbewegung und ist der Radius beim Drehen des Kopfes eingeschränkt? Fühlt sich der Schulterbereich hart und druckempfindlich an? Meist ist Zugluft und stundenlanges starres Sitzen die Ursache und die Schmerzen lassen sich durch Massagen, Wärmebehandlung oder Akkupunktur rasch behandeln. Längerfristige Wirkung gegen den lästigen Schmerz bringt eine Stärkung der Rückenmuskulatur, zum Beispiel durch Yoga, Pilates oder gezieltes Rückentraining. Lassen die Beschwerden nicht nach, sollte ein Orthopäde untersuchen, ob ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule vorliegt. Auch ein Zahnarzt könnte helfen: Leiden Sie an Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD) pressen Sie im Schlaf Ihre Kiefer so fest aufeinander, dass sich der Druck bis in Nacken und Schultern fortsetzt. Die Ärzte erkennen das an überproportional abgenutzten Kauflächen der Zähne. Eine Beißschiene und Physiotherapie beheben das Problem.
Ständiger Hustenreiz
Etwa drei Erkältungen pro Jahr gelten als normal. Wer häufiger unter Husten, Schnupfen und Halsschmerzen leidet, sitzt entweder den ganzen Tag im Zug einer Klimaanlage, oder hat womöglich ein geschwächtes Immunsystem. Viel Bewegung an der frischen Luft, ausreichend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung können Besserung bringen. Ernst wird es bei Husten, wenn Fieber und starke Müdigkeit hinzukommen: Das können Anzeichen einer Lungenentzündung sein. Ständigen Hustenreiz ohne weitere Erkältungssymptome sollte ebenfalls ein Arzt untersuchen. Mögliche Ursache dafür könnte eine Allergie sein oder eine Entzündung der Speiseröhre (Reflux-Krankheit). Bei Lungenkrebs ist Husten nur ein Symptom unter mehreren: Dazu kommen Atemnot, Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit und starker Gewichtsverlust.
Dauermüde
Ständige Müdigkeit, die nicht auf zu wenig Schlaf oder Jetlag zurückzuführen ist, sollte immer von einem Arzt abgeklärt werden. Ein Bluttest gibt Aufschluss, ob nicht zum Beispiel die Schilddrüse aus dem Gleichgewicht geraten ist. Produziert sie zu wenig Hormone (Unterfunktion), kommt es häufig zu Müdigkeit, Haarausfall und Verstopfung, aber auch eine Überfunktion kann den Schlaf stören. Kommen zur Müdigkeit auch eingerissene Mundwinkel und extreme Blässe hinzu, dürfte ein Eisenmangel vorliegen. Frauen mit starker Menstruation und Vegetarier sind davon häufig betroffen. Eisenmangel kann über einen Bluttest festgestellt werden und muss behandelt werden, damit es nicht zu einer Blutarmut (Anämie) kommt. Starke Müdigkeit kann auch ein Hinweis auf Zuckerkrankheit sein, wenn weitere Symptome wie großer Durst, Gewichtsverlust oder auffällig schlecht heilende Wunden hinzukommen. Dann sofort zum Arzt!
Reisekrankheit Durchfall
Ein Magen-Darm-Virus, verdorbene Lebensmittel oder ungewohnte Speisen im Urlaub – das sind die harmlosen Ursachen für Durchfall. Man verbringt viel Zeit auf der Toilette, friert und fühlt sich schlapp, aber nach zwei bis drei Tagen geht es wieder bergauf. Viel Trinken ist in dieser Zeit besonders wichtig, neben Tee am besten mineralstoffhaltige Elektrolytlösung (aus der Apotheke). Ist Durchfall mit Erbrechen, heftigen Bauchschmerzen sowie Kopfschmerzen verbunden, sollte ein Arzt konsultiert werden. Möglich ist eine Salmonellen-Infektion oder eine Ansteckung mit Kolibakterien. Immer wiederkehrender Durchfall könnte auch auf eine Gluten-Unverträglichkeit hinweisen. Gluten ist ein Klebereiweiß, das in vielen Lebensmitteln vorkommt und bei manchen Menschen zu einer chronischen Darmentzündung führt.
Starker Haarausfall
Falsche Ernährung oder eine Radikaldiät können die Haarwurzeln stark belasten, weil ihnen Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine fehlen. Auch viele Medikamente haben Haarausfall als Nebenwirkung. Das gleiche gilt für Stress und Phasen hormoneller Veränderung: Nach der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren können Haare büschelweise ausfallen. Ein Arzt kann mit einer Untersuchung der Wurzeln (Trichogramm) Aufschluss über die Ursache geben. Bei starkem Haarausfall sollten Sie auch mit einer Blutuntersuchung den Hormonstatus und die Schilddrüsenfunktion überprüfen lassen.
Gewichtsverlust
Wenn Sie normal Essen und trotzdem unkontrolliert Gewicht verlieren, sollten Sie möglichst bald einen Arzt konsultieren. Stress oder eine depressive Verstimmung können Ursachen für den Gewichtsverlust sein. Erste Hilfe: Regelmäßige Essenszeiten einplanen und sich für die Mahlzeit Ruhe gönnen. Ausdauersportarten wie Joggen, Walken oder Radfahren bauen seelischen Druck ab, auch eine Entspannungstechnik wie Meditation kann sinnvoll sein. Zeigt die Waage keine Veränderung oder verlieren Sie weiter an Gewicht sollten Sie überprüfen lassen, ob Schilddrüse und Verdauungssystem normal arbeiten. Diabetes könnte ebenfalls eine Ursache sein. Die Zuckererkrankung äußert sich unter anderem durch starken Durst, Mattigkeit und Heißhungerattacken. Tritt der starke Gewichtsverlust zusammen mit Nachtschweiß und erhöhter Temperatur auf, kann diese Symptomkombination ein Anzeichen für Tuberkulose sein oder sogar für einen Tumor, der dem Organismus Nährstoffe entzieht.
Häufiger Durst
Viele Medikamente vermindern den Speichelfluss und trocknen so die Mundschleimhaut aus. Dagegen hilft nur eines: Viel trinken! Ideal sind rund zwei Liter Flüssigkeit am Tag, am besten Wasser oder ungezuckerter Tee. Scheiden Medikamente als Verursacher aus, sollte der Arzt die Möglichkeit einer Autoimmunerkrankung abklären. Auch Diabetes macht sich durch übermäßigen Durst, gepaart mit Müdigkeit, bemerkbar.
Muskelschmerzen
Wenn Muskeln stark beansprucht werden, kann es zu feinsten Rissen im Gewebe kommen – auch als Muskelkater bekannt. Durch warme Bäder, eine Trainingsauszeit und Sauna ist man jedoch nach spätestens zwei Tagen wieder fit. Muskelkrämpfe sind ebenfalls oft die Folge von zu viel Sport. Treten sie öfter auf, könnte ein Magnesiummangel vorliegen. Regelmäßig wiederkehrende Schmerzen können auf eine Fibromyalgie hinweisen: Bei dieser rheumatischen Erkrankung sind bestimmte Punkte am Körper besonders druckempfindlich. Diese „Tender Points“ können etwa die Ellenbogen, Knie, Schlüsselbeine oder Schultern sein. Weitere Symptome sind Schlafstörungen, Erschöpfung, Reizdarm und depressive Verstimmungen. Die Ursache der Fibromyalgie ist bisher nicht bekannt, Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Zur Therapie werden Bewegung und Medikamente eingesetzt.