FSME

Zeckenimpfung: Ja oder nein?

06.05.2014

Zu keiner anderen Jahreszeit is die Zeckengefahr so groß wie jetzt. Wie Sie sich schützen können.

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Die aktuellen Zahlen sind erschreckend: allein im Vorjahr wurden in Österreich mehr als neun Millionen Zeckenstiche von Betroffenen bemerkt; jeder zweite Stich bleibt unentdeckt. Sprich: Rund 18 Millionen Mal schlagen hierzulande die ekeligen Krankheitsüberträger in Wäldern, auf Wiesen, auch mitten in der Großstadt, zu. Nicht selten „transportieren“ sie auch Katzen und Hunde in die eigene Wohnung. Mit möglicherweise drastischen Folgen, denn jede fünfte Zecke kann mit dem gefährlichen FSME-Virus infiziert sein.

FSME
Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine Erkrankung mit grippeähnlichen Symptomen, die unter anderem zu einer Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten führen kann. Während man die – ebenfalls durch Zecken übertragene – Borreliose bei rechtzeitiger Erkennung gut behandeln kann, können bei FSME lediglich die Symptome therapiert werden. Laut einer Langzeitstudie der Neurologischen Klinik des Klinikums Pforzheim litten 50 Prozent der schwer erkrankten FSME-Patienten dauerhaft unter Folgeschäden. 20 Prozent starben sogar während des Beobachtungszeitraums. Nur 20 Prozent wurden vollständig gesund. Völlig berechtigt also die Angst vor FSME – bedenklich jedoch, dass in den letzten Jahren ein dramatischer Rückgang der Rate korrekt geimpfter ÖsterreicherInnen verzeichnet werden musste. Mehr als eine Million Menschen ist überhaupt nicht gegen den FSME-Virus geimpft. In der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen bis 15 Jahre sind nur 56 Prozent korrekt geimpft, sprich alle drei Teilimpfungen der Grundimmunisierung und die regelmäßige Auffrischung wurden durchgeführt.

Verdoppelung der FSME-Fälle
Tatsächlich mussten im letzten Jahr doppelt so viele ÖsterreicherInnen wegen Frühsommer-Meningoenzephalitis im Krankenhaus behandelt werden als im Jahr zuvor. „Dank der FSME-Impfung konnten wir in den letzten Jahren und Jahrzehnten einen markanten Rückgang der Erkrankungen feststellen“, erklärt Kinderarzt DDr. Peter Voitl das Phänomen des FSME-Impfrückgangs, „sodass nur noch wenige Menschen eine FSME-Erkrankung in ihrem Umfeld erleben müssen. Das reduziert aber leider auch das Bewusstsein für diese gefährliche Erkrankung.“

Unbegründete Impf-Ängste
Aber auch die Kommunikation auf diversen Online-Foren kann sich negativ auf die Impfbereitschaft der Bevölkerung auswirken, kursieren doch im Netz die wildesten Gerüchte zum Thema Schutz vor Zecken. „Kokosöl gegen Zecken“, schreibt da etwa eine Userin, die meint, man könne sich mit dem Naturpräparat vor Zeckenstichen schützen. Selbst ernannte „Experten“ wiederum warnen vor „drastischen Impfschäden nach einer FSME-Impfung“. Aussagen, die viele – vor allem Eltern kleiner Kinder – verunsichern. „Dabei ist die Angst vor Nebenwirkungen mit Folgeschäden völlig unbegründet“, erklärt Dr. Peter Voitl auf Nachfrage von gesund & fit. Im Gegenteil: Der renommierte Kinderarzt warnt davor, Kinder und Jugendliche nicht gegen den FSME-Virus impfen zu lassen. Schließlich halten sich junge Menschen im Frühling und im Sommer viel im Freien auf, wo die Zeckengefahr allgegenwärtig ist. „Nur die seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzte, extrem gut verträgliche sogenannte „Zeckenimpfung“ schützt vor der FSME!“

Impfaktion
Ein Nachteil der Impfung sei, so Dr. Voitl, der Preis für den Impfstoff, der derzeit jedoch im Sinne der Vorsorge in allen österreichischen Apotheken vergünstigt angeboten wird. Die große FSME-Impfaktion läuft noch bis 31. Juli: Der Impfstoff kostet im Aktionszeitraum für Erwachsene 33, 50 Euro, für Kinder 28, 90 Euro. „Eine Investition in Ihre Gesundheit und jene Ihrer Kinder, die sich auf jeden Fall lohnt“, rät der Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde.

FSME ist nicht heilbar
Auch der Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer Dr. Rudolf Schmitzberger warnt: „Allein dass im Vorjahr 20 Kinder und Jugendliche an FSME erkrankt sind, sollte uns alle nachdenklich stimmen. Wir Ärzte können nur die Symptome behandeln, die Krankheit FSME jedoch nicht heilen!“ Und auch an die Politik appelliert der Top-Mediziner: „Schutzimpfungen gehören zu den wichtigsten Präventivmaßnahmen der Medizin. Leider gelten Impfungen vielfach noch als Privatsache und werden weder von der Politik noch von der Sozialversicherung entsprechend gefördert.“ Dabei würde es hierbei doch um das Allerwichtigste gehen: um die Gesundheit der Menschen.

Wann und wie oft impfen?
Das richtige Schema für die FSME-Impfung auf einen Blick:

Grundimmunisierung für Erwachsene:
1. Teilimpfung; 2. Teilimpfung ein bis drei Monate später; 3. Teilimpfung neun bis zwölf Monate nach der 2. Teilimpfung

Auffrischung: 1. Auffrischung drei Jahre nach Abschluss der Grundimmunisierung, danach alle fünf Jahre (ab dem 60. Lebensjahr alle drei Jahre)

Grundimmunisierung für Kinder: 1. Teilimpfung im 13. Lebensmonat; 2. TI im 
14. Lebensmonat; 3. TI zwischen dem 20. und 24. Lebensmonat

Auffrischung: 1. Auffrischung im 5. Lebensjahr; danach alle fünf Jahre

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel