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Zukunft der Abnehmmedizin: Die neuen revolutionären Therapien

21.09.2023

Im zweiten Teil unserer Serie verraten TV-Internist Prof. Siegfried Meryn und Abnehm-Expertin Dr. Bianca Itariu, was die Zukunft in puncto Abnehmmedizin noch bringen wird.  

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Das Gewicht zu halten, ist nicht Willenskraft, sondern Biologie. Internist Prof. Dr. Siegfried Meryn und Adipositas-Spezialistin Dr. Bianca-Karla Itariu zitieren damit in ihrem neuen Buch „Schlank auf Rezept“ die ehemalige Präsidentin der „World Obesity Federation“ Dr. Donna Ryan. Zwar seien wichtige Stabilisatoren des Gewichts Ernährung, Bewegung und Psychohygiene, wie die Ärzt:innen erläutern. Trotz dieser Lebensstilmaßnahmen können die verlorenen Kilos aber wieder zurückkommen, denn Adipositas ist eine chronische Krankheit und benötigt dauerhafte Therapie. In vielen Fällen ist daher ein effektives Gewichtsmanagement nur mit medikamentöser Unterstützung möglich.

Die modernen Abnehmmittel

Die neuen Arzneien zur Behandlung von Adipositas seien sicher und innovativ. Zusätzlich zu Ernährungsumstellung und Bewegung können die Medikamente laut den Autor:innen bei einem BMI ab 30 oder einem BMI ab 27 mit einer Begleiterkrankung, wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck oder Schlafaussetzer, verordnet werden. In der EU bereits zugelassen sind bereits die Wirkstoffe Orlistat, Setmelanotid, Semaglutid, Naltrexon/Bupropion und Liraglutid.

Tirzepatid (Mounjaro) wird voraussichtlich Ende 2023 in der EU zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas zugelassen. Die Wirkung dieses Mittels war in Studien sehr vielversprechend: „In einer 72-Wochen-Studie wurde bei der höchsten Dosierung von 15 Milligramm eine durchschnittliche Gewichtsreduktion von 22,5 Prozent erreicht.“ Das Medikament wirkt gleich auf zwei Ebenen – es löst ein Sättigungsgefühl aus und wirkt gegen Insulinresistenz.

Der Wirkstoff Orforglipron, der gerade von der Firma Eli Lilly entwickelt wird, könnte den Ärzt:innen zufolge aufgrund der einfachen Einnahme einen wesentlichen Beitrag zu der Abnehm-Revolution leisten. Dieses Medikament ist in Tablettenform erhältlich und kann nach 36 Wochen das Gewicht zwischen neun und 15 Prozent reduzieren.

Die Kombination von Semaglutid und Cagrilintid, die gerade von Novo Nordisk erprobt wird, sei ebenso vielversprechend. Sie kann den Blutzucker regulieren, gleichzeitig das Sättigungsgefühl steigern und die Magenentleerung verzögern. Das Kombinationsmedikament sorgt für eine Senkung des Blutzuckers und nach 19 Wochen für eine Gewichtsreduktion von 15,4 Prozent.

Jo-Jo-Effekt ade

Abnehm-Medikamente sollen laut Prof. Meryn und Dr. Itariu aber keineswegs als schnelle Lösung angesehen werden, mit denen man innerhalb weniger Wochen ein paar Kilogramm verliert. Ist das gewünschte Gewicht einmal erreicht, sei der Job weder für den Arzt noch die Patientin erledigt. Um einen Jo-Jo-Effekt zu vermeiden, benötigen die Betroffenen wie anfangs erwähnt, eine dauerhafte Therapie: „Patienten mit Diabetes oder Bluthochdruck hören auch nicht auf, ihre Medikamente zu nehmen, wenn sich ihr Blutzuckerspiegel oder ihr Blutdruck normalisiert hat. Vielmehr nehmen sie ihre Medikamente, um Probleme vorzubeugen“, erklären die Mediziner:innen.

„Diät-Revolution“

Als Medizin müsse aber auch die Ernährung verstanden werden, so die Autor:innen. In Zukunft wird die „Präzisionsernährung“ oder „personalisierte Ernährung“ an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Demnach werden nicht die Lebensmittel eingestuft, sondern die Personen, die sie essen. Denn „no diet fits all – keine Ernährungsweise passt für alle“. Wie man Nahrungsmittel aufnimmt und verarbeitet, sei sehr unterschiedlich. So weist etwa nach der gleichen Mahlzeit jeder Mensch unterschiedliche Glukosespiegel auf, wie eine Studie zeigt. Weiß man, was man zu sich nehmen kann und wovon man Abstand halten sollte, gelingt auch das Verhindern von Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wesentliche Schlüssel für die maßgeschneiderte Ernährung seien unter anderem das individuelle Darmmikrobiom, die Gene, der Metabolismus und die physische Aktivität. Es sei zwar noch ein weiter Weg, bis die Präzisionsernährung zum Standard wird. Innerhalb des nächsten Jahrzehnts kann es den Mediziner:innen zufolge jedoch tatsächlich zu einer Ernährungsrevolution kommen. Ausschlaggebend dafür werden Forschungsergebnisse sein, die den Zusammenhang von Genetik und Ernährung besser verstehen lassen. Auch eine neue Generation von Smart Foods, also Lebensmittel, die unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden positiv beeinflussen, die Digitalisierung des Gesundheitswesens, Apps und kleine Computersysteme, die direkt am Körper getragen werden, aber insbesondere die KI-Revolution und der Einsatz von GPT-4 in der Medizin werden die Präzisionsernährung voranbringen.

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