Österreicher erwarten Mehrkosten bei Gesundheit
22.01.2010Die große Mehrheit der Österreicher fordert von der Politik eine große Gesundheitsreform. Gleichzeitig erwarten fast drei Viertel dann auch höhere Selbstbehalte oder höhere Krankenkassenbeiträge. Das geht aus einer der APA vorliegenden repräsentativen Umfrage des Instituts "Oekonsult" hervor, das 1.507 Personen befragt hat.
Nicht weniger als 91 Prozent der Österreicher fordern demnach, dass nach dem Kassenpaket im Vorjahr nun endlich eine große Gesundheitsreform kommen müsse. Bewusst sind sich die Österreicher dabei aber auch, dass dies für sie wohl nicht ohne Mehrkosten abgehen werde. 71,2 Prozent rechnen damit, dass man ohne höhere Selbstbehalte oder höhere Krankenkassenbeiträge nicht das Auslangen finden werde.
Die Österreicher fordern für die Reform auch einen umfassenden Ansatz unter Einbeziehung der Krankenhäuser. 88,9 Prozent meinen, dass es ohne Lösung der Spitalsfrage keine umfassende Reform geben könne. Dass das Kassensanierungspaket im Konsens und ohne Drohungen oder Streiks über die Bühne gegangen ist, hat die Bevölkerung offenbar beeindruckt - immerhin 84,1 Prozent wollen einen solchen lösungsorientierten Verhandlungsstil auch für die Gesundheitsreform.
Mangelndes Kostenbewusstsein
Dass es generell an Kostenbewusstsein im Gesundheitssystem mangelt, ist für 72,9 Prozent der Befragten klar. Und die Österreicher nehmen sich dabei auch selbst nicht aus - 88,7 Prozent wissen nicht genau, welche Kosten sie persönlich im Vorjahr dem Gesundheitswesen verursacht haben. Mehr als drei Viertel (76,4 Prozent) sind aber überzeugt davon, dass es zu einem sorgsameren Umgang mit dem wertvollen Gut "Gesundheit" führen würde, wenn den Menschen die tatsächlichen Einzelkosten für Arztbesuche, Spitalsaufenthalte oder Medikamente bewusst wären.
Dementsprechend befürworten auch fast drei Viertel der Österreicher (72,5 Prozent) Kostendämpfungen, lehnen aber lineare Kürzungen über alle Leistungsbereiche ab. Eine relativ knappe Mehrheit von 56 Prozent sehen die Ärzte bei den Kostensteigerungen in einer Schlüsselrolle, weil sie für die Verschreibungen von Medikamenten und Therapien verantwortlich sind. Verständnis für die Klagen der Pharmawirtschaft, schon jetzt einen überproportional hohen Beitrag zu leisten, bringt nicht einmal ein Viertel (23 Prozent) der Befragten auf. Fast einhellig ist die Forderung der Österreicher (95,8 Prozent), deutlich mehr Geld in die Vorsorge zu investieren.
Die befürchtete Zwei-Klassen-Medizin ist nach Ansicht der Österreicher bereits Realität. Nicht weniger als 91,7 Prozent der Befragten glauben, dass Besserverdienende und Vermögende eine bessere medizinische Versorgung genießen.