Forscher gewinnen den gefährlichen Magersucht-Communities aber doch Gutes ab.
Eine bahnbrechende Studie von der Indiana University weist darauf hin, dass die umstrittenen Aktivitäten der Pro-Ana-Blogger, die Online Community für Essgestörte, doch positive Aspekte haben könnten.
Die meisten der 33 magersuchtsverherrlichenden Blogger (aus sieben Ländern) gaben bei der Befragung an, ihre schreibende Tätigkeit sei ein Weg sie selbst zu sein ohne dafür verurteilt zu werden. Denn eine Verurteilung, so sind sich die Pro-Ana-Autoren sicher, hätte einen großen Einfluss auf die Behandlung.
Das sind die 10 Gebote der Pro-Anas:
1/10
1. Wenn ich nicht dünn bin, bin ich nicht attraktiv!
2. Dünn sein ist wichtiger als gesund sein.
3. Ich muss alles tun um dünner auszusehen!
4. Ich darf nicht essen ohne mich schuldig zu fühlen!
5. Ich darf nichts essen ohne danach Gegenmaßnahmen zu ergreifen!
6. Ich muss Kalorien zählen und meine Nahrungszufuhr dementsprechend gestalten!
7. Die Anzeige der Waage ist am Wichtigsten!
8. Gewichtsverlust ist gut, Zunahme ist schlecht!
9. Du bist niemals zu dünn!
10. Dünn sein und Nahrungsverweigerung sind Zeichen wahrer Willenstärke und Erfolgs!
Internet-Community als Unterstützung
Die Studie ging davon aus, dass aktuelle Therapien bei Essstörungen nicht wirksam seien. "Die Internet-Communities unterstützen - sie unterstützen bis zum Tod, aber bis sie so weit sind und sich eigenständig aus diesem Prozess herausreißen können, können die gemeinschaftlichen Plattformen ein Weg sein ihr Leben zu verlängern, um dann psychisch bereit für die Veränderung zu sein,“ so Nicole Martins von der Indiana University und weiter: "Für Außenstehende wirken diese Communities verstörend, andererseits finden Betroffene dort die Unterstützung und jemanden, der sie versteht, was sie durchmachen."
Mehr als 11 Millionen Menschen leiden in den USA an Essstörungen - Magersüchtige verlieren zwischen 15 und 60 Prozent ihres Körpergewichts und sind anfällig für Osteoporose und Herzerkrankungen, die zum Tod führen können.
Bloggen verbessert Stimmung
Fazit der Forscher: Menschen die sich von Pro-Ana angezogen fühlen sind nicht darauf aus ihre Philosophie in die Welt hinauszutragen, sondern sich in einer Gemeinschaft verstanden zu fühlen und Erfahrungen auszutauschen. Die Mehrheit der Blogger gab übrigens an das Bloggen würde ihre Stimmung verbessern.
Im Internet ist Pro-Ana häufig als "Anna“ zu lesen - der Name steht für die idealisierte Personifikation der Magersucht - "Mia" für Bulimie. Gegenseitige Unterstützung finden Betroffene auf Pro Ana- Webseiten. Dort wird die Magersucht als Schlankheitsideal dargestellt.
Das sind die häufigsten Essstörungen:
1/5
Stressorexie - alles wichtiger als Essen
Sie tritt vorrangig bei Frauen zwischen 20 und 40 Jahren auf, die in ihrer Arbeit aufgehen, und keinesfalls weniger arbeiten möchten. Sie versuchen perfekt zu sein: sexy, schlank und modisch gekleidet. Sie wollen in ihrem Beruf glänzen und eine perfekte Mutter und Ehefrau sein. Sie wollen alles.Stressorexie geht im Gegensatz zu Magersucht und Bulimie nicht auf eine psychische Erkrankung zurück. Betroffene lassen das Essen aus, um mehr Arbeit im Beruf erledigen zu können. Nach dem stressigen Arbeitstag haben sie zu Hause kein Hungergefühl mehr, weil Stress dieses blockiert.
Bulimie - Die Ess-Brech-Sucht
Bulimie zeichnet sich durch Freßanfälle aus, in denen die Person große Mengen von Nahrungsmittel ohne Unterbrechung zu sich nimmt. In der Regel werden solche Anfälle durch anschließendes selbstinduziertes Erbrechen beendet.Diese Freßanfälle sind von einem Gefühl begleitet, die Nahrungsaufnahme nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Die hochsteigende Magensäure greift Zähne und Speiseröhre an - im Fall von Lady Gaga hätte ihr das beinahe die Stimme geraubt.
Die Gedanken der betroffenen Frauen dreht sich ständig um ihre Figur, ihr Gewicht und um das Essen. Die Angst zuzunehmen, ist sehr groß. Bulimikerinnen empfinden sich selber als häßlich und abstoßend in ihrer Körperlichkeit, zweifeln stark an sich selbst und ihren Wert.
Anorexia Nervosa - Magersucht
Der Beginn dieser Essstörung liegt meist in der Pubertät, nach einer Diät. Ein Ereignis – Foto oder Bemerkungen – lässt das Gefühl entstehen „zu fett“ zu sein. Betroffene halten meist eine strenge Diät oder verweigern Essen komplett.Die meisten erkrankten leiden unter einen Körperschemastörung. Sie nehmen sich trotz Untergewichts als zu dick wahr. Etwa 2000 Kalorien sollten täglich zugeführt werden, Magersüchtige essen häufig weit darunter und kontrollieren jedes Nahrungsmittel nach seinem Kalorienwert.
Freßsucht
Die betroffenen Menschen haben die Kontrolle über ihr Eßverhalten verloren und sind durch die sie überkommenden Eßanfälle sowie den Jojo-Effekt von Schnell-Diäten meist leicht bis stark übergewichtig - ein Zustand, unter dem sie stark leiden.
Orthorexia nervosa - Gesundheits-Fressen
Auch "Gesundheits-Fressen" kann eine Sucht werden. Experten sprechen hier von krankhaftem Gesundessen. Lieblingsspeisen gibt es nicht mehr. Die Gedanken engen sich immer mehr auf "gesunde" Nahrungsmittel ein. Die Sache wird auch häufig gegenüber Angehörigen und Freunden mit höchstem missionarischen Eifer betrieben. Dabei reduziert sich die Zahl der verschiedenen konsumierten Nahrungsmittel. Auch das kann zu Problemen - nicht zur zu psychischen - führen. Nur noch Müsli - das ist auch eine einseitige Ernährung.
So denken Frauen über ihren Körper
Lesetipp
Die Gesund-Redaktion empfiehlt als Lesetipp: "Magersucht ist kein Zuckerschlecken" von Mara Schwarz (Verlag: Periplaneta).
Sind Sie auf Facebook? Werden Sie Freund von Oe24-Gesundheit!