Rundum-Betreuung soll Kontrolle der Symptome und Lebensqualität verbessern.
Rund 170.000 Österreicher leiden an Psoriasis. Die "schweren Fälle" dürften etwa zehn Prozent davon ausmachen. Die Schuppenflechte beeinträchtigt die Lebensqualität stark, gleichzeitig vernachlässigen viele Betroffene die regelmäßige (oft tägliche) Behandlung. Dermatologen und die Österreichische Apothekerkammer starten jetzt eine Aufklärungsinitiative, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.
Keine reine Hauterkrankung
"Ungefähr zwischen zwei und 2,5 Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Wir haben früher die Psoriasis als reine Hauterkrankung betrachtet, mittlerweile zeigt sich, dass sie eine systemische Erkrankung ist", sagte Adrian Tanew, Leiter der Psoriasis-Ambulanz an der Universitäts-Hautklinik der Meduni Wien am AKH.
Auslösende Reize
Bei der Psoriasis kommt es aufgrund einer genetischen Belastung und auslösenden Reizen (z.B. Stress, Infektionen, Medikamente, Übergewicht, Rauchen, Alkoholkonsum etc.) zu Entzündungsreaktionen und dem zu schnellen Wachsen der Keratinozyten (Oberhautzellen). Bei drei Viertel der Patienten tritt die Erkrankung mit einem Altersgipfel bei 15 bis 25 Jahren auf ("Frühtyp", Typ 1; zumeist schwerer), beim restlichen Viertel zwischen 50 und 60 Jahre ("Spättyp", Typ 1; zumeist leichter). Die Krankheit ist chronisch, verläuft aber oft schubförmig. Bei 80 Prozent der Patienten ist die Kopfhaut betroffen. 90 Prozent haben eine eher leichte Form, zehn Prozent schwere Symptome. Bei einem Teil der Patienten kommt es auch zu anderen Manifestationen, zum Beispiel einer Psoriasis Arthritis (ähnlich einer Polyarthritis; zehn bis 20 Prozent).
Therapie
In der Therapie kommt es zunächst auf die ständige Pflege der Haut (rückfettende Pflegemittel) an. Dann stehen für die Behandlung mit Salben vor allem Cortison (entzündungshemmend) und Vitamin D3-Derivate (das Wachstum der Keratinozyten bremsend) zur Verfügung. Neu ist ein erst durch langwierige Formulierungsforschung ermöglichtes Kombinationspräparat. Peter Wolf, Leiter des Bereichs für Phototherapie und Bioimmuntherapie an der Dermatologischen Universitätsklinik in Graz, berichtete: "Diese Kombination führt auch zu geringeren Nebenwirkungen als bei der Anwendung der Mittel jeweils allein." Wird keine ausreichende Besserung erzielt, gibt es die altbewährte UV-Phototherapie und schließlich die modernen immunmodulierenden Biologika (Tumornekrose alpha-Blocker und Interleukin 23-Antagonisten). Wolf: "Man kann 90 bis 95 Prozent der Patienten erscheinungsfrei bekommen."
Doch insgesamt kann nur eine Rundum-Versorgung die Lebensqualität der Betroffenen wirklich heben. Die Österreichische Apothekerkammer startet deshalb mit einem Patientenratgeber und einer Kooperation mit den Hautärzten eine Informationskampagne ("Lebensfreude ist ansteckend. Psoriasis nicht"). Kammerpräsident Max Wellan: "Einfache Lösungen gibt es nicht, wenn es um eine Erkrankung wie Psoriasis gibt. Es geht um ein optimales Zusammenspiel aller Beteiligten." Dies sollte durch Netzwerkbildung zwischen Patienten, Apothekern, Ärzten und Selbsthilfegruppen gestärkt werden.