Land hat hohe Rate männlicher Raucher, für Frauen ist Qualmen tabu.
Karriere machen nur noch Nichtraucher, auf öffentlichen Plätzen gelten Qualmverbote: In Südkorea haben Politik und Wirtschaft Rauchern den Kampf angesagt. Von allen Industrienationen hat das Land eine der höchsten Raten männlicher Raucher. Firmen üben Druck auf ihre Angestellten aus, das Gesundheitsministerium verstärkt die Warnungen auf Zigarettenschachteln. Während manche Nikotinsüchtige sich dem Druck zum Ausstieg gerne beugen, sprechen andere von Verstößen gegen die Menschenrechte.
Nach jüngsten Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD rauchten im Jahr 2009 etwa 44,3 Prozent der männlichen Bevölkerung in Südkorea, im Durchschnitt aller Mitgliedstaaten dagegen nur 26,5 Prozent. Bei Frauen ist die Quote gering. Für sie ist Rauchen in dem ostasiatischen Land noch immer ein Tabu. Die Stadtverwaltung der Hauptstadt Seoul plant, bis 2014 ein Fünftel der Stadt rauchfrei zu machen. Auch das Militär ist mit von der Partie: Eine Klinik soll Wehrpflichtige auf dem Weg zum Nichtraucher unterstützen.
Die Stadtverwaltung von Seoul erließ Rauchverbote für Plätze, Parks, Bushaltestellen und Schulen. Verstöße werden mit einer Geldstrafe von umgerechnet 67 Euro geahndet. "Dieses Jahr machen 23 Beamte Kontrollen an zufällig ausgewählten Orten und erwischen drei bis fünf Raucher pro Tag", heißt es im Rathaus.
Das Gesundheitsministerium wird die Fläche der Warnhinweise auf Zigarettenschachteln von 30 auf 50 Prozent erhöhen. "Neben der Originalbotschaft werden die Nummer der Beratungshotline gedruckt und eine Erklärung, dass die Inhalation von Teer von den Rauchgewohnheiten abhängt", sagt Sprecher Song Myung Jun. Auch drastische Warnhinweise wie Bilder kranker Lungen sollen auf die Päckchen kommen. Doch bei der Anhebung der Tabaksteuer zögern die Verantwortlichen. Dies erfordere "sozialen Konsens", betont Ministeriumssprecher Song. Noch immer kostet eine Schachtel Zigaretten umgerechnet lediglich 1,82 Euro.
Samsung verbietet rauchen
Samsung Electronics, mit 102.000 Angestellten der größte Arbeitgeber des Landes, ist führend im Kampf gegen das Rauchen. Das Management der Abteilung Device Solutions (DS) rief seine 35.000 Angestellten zur Teilnahme an einem Nichtraucher-Programm auf. Einem Firmensprecher zufolge wurde das freiwillige Programm "sehr gut aufgenommen": Fast alle DS-Angestellten hätten das Versprechen abgegeben, auf Glimmstängel künftig zu verzichten. Nun werden Nichtraucher-Kampagnen in der ganzen Firma erwogen.
Nichtraucher werden befördert
Auch der auf zahlreichen Geschäftsfeldern tätige Woongjin-Konzern hat entsprechende Maßnahmen ergriffen: Bei den Beförderungen im Februar wurden Nichtraucher bevorzugt behandelt. "Dies wurde vorher angekündigt, so dass es keine Beschwerden gab von denen, die nicht befördert wurden", sagte eine Sprecherin. In unregelmäßigen Abständen führt die Firma Stichprobentests mit Haar- und Urinuntersuchungen durch. Zudem müssen neue Angestellte ein Anti-Raucher-Bekenntnis unterschreiben.
Nach Medienberichten verfolgen andere große Firmen ähnliche Strategien, obwohl sie dementieren, Druck auf ihre Angestellten auszuüben. Manche Betroffenen haben nichts dagegen. "Zunächst hatte ich Bedenken, weil zu viel Zwang dabei war. Aber als ich mitmachte, dachte ich, dass es gut für mich ist", sagt der 31-jährige Che Young-Jin, der vor kurzem das Rauchen aufgab. Andere sind empört: "Stichprobenkontrollen und der ständige Druck auf Angestellte, das Rauchen aufzugeben, sogar außerhalb der Arbeit, verstoßen eindeutig gegen die Menschenrechte", sagt der Präsident der koreanischen Rauchervereinigung, Hong Sung Yong.