Weniger Asthma & Co.
Rauchverbot - Positiver als erwartet
25.10.2010
Strenger Nichtraucherschutz führt zu einigen massiven Verbesserungen.
Die positiven Folgen von Rauchverboten
zeichnen sich immer deutlicher ab: Zunächst zeigten Untersuchungen, dass solche Gesetze bei Erwachsenen die Infarktgefahr senken. Nun deutet eine große Studie aus Schottland darauf hin, dass seit dem Tabakbann immer weniger Kinder wegen Asthma-Anfällen in Kliniken eingeliefert werden.
Umstrittener Segen
Für manche ein Fluch, für andere ein Segen: Rauchverbote
sind in Europa ein umstrittenes Thema. Manche Länder wie Italien oder Griechenland tun sich mit Gesetzesregelungen schwer. Dagegen ist der Tabakkonsum in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und auch Österreich vielerorts untersagt - etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Schulen oder am Arbeitsplatz. Besonders streng dringen die USA auf den Nichtraucherschutz.
"Die gesundheitlichen Auswirkungen
solcher Regelungen sind weit größer, als man erwarten würde", betont Stanton Glantz von der Universität von Kalifornien, der seit Jahren die Folgen des Rauchens erforscht. Dass Zigarettenqualm Asthma-Anfälle auslösen kann, ist unstrittig. In den USA leben etwa 40 Prozent aller Kinder, die wegen Asthmas in Kliniken behandelt werden, in Raucherhaushalten. Das sind auffällig viele angesichts der Tatsache, dass nur 21 Prozent der erwachsenen US-Bürger Tabak konsumieren.
Gerade in der Analyse schwerer Asthma-Attacken sehen Forscher eine gute Möglichkeit, den kurzfristigen Effekt von Rauchverboten zu prüfen. In der Studie registrierten Forscher der Universität von Glasgow zwischen den Jahren 2000 und 2009 alle Kinder
bis 14 Jahren, die wegen Asthma-Attacken in schottische Notaufnahmen gebracht wurden. Vor dem Verbot stieg die Zahl der Einlieferungen pro Jahr um fünf Prozent. Im Jänner 2006, dem Höhepunkt des traurigen Trends, wurden täglich durchschnittlich sechs Notfälle in Kliniken behandelt.
Anfang 2006 wurde Tabakgebrauch in Schottland am Arbeitsplatz und an öffentlichen Orten - darunter auch Restaurants und Bars - untersagt. Prompt sank die Zahl der Kinder, die wegen Asthmas
in Krankenhäuser mussten, pro Jahr um 13 Prozent. Im Oktober 2009 unterschritt sie fünf Einweisungen pro Tag.
Zwar kamen ähnliche Studien in den US-Staaten Arizona und Kentucky schon früher zu vergleichbaren Befunden. Aber die neue Analyse, publiziert im renommierten "New England Journal of Medicine", ist die bisher umfangreichste Untersuchung zu dem Thema. Sie verleiht dem Argument besonderes Gewicht, wonach viele Menschen schon nach kurzer Zeit von Rauchverboten profitieren.
Eigentlich greift das Tabakverbot zwar vor allem an jenen Orten, wo Erwachsene arbeiten und sich treffen. Aber der Effekt zieht scheinbar Kreise: Offenbar macht die öffentliche Diskussion das Qualmen unpopulär und ermuntert so manchen Raucher dazu, seinen Zigarettenkonsum entweder zu drosseln oder sogar ganz einzustellen. Davon profitiert dann auch die Luftqualität in Wohnungen, wie Studienleiterin Jill Pell betont. "Die Leute entscheiden sich dafür, ihre Kinder auch dort zu schonen, wo sie es nicht unbedingt müssen", sagt sie. Auch in vielen anderen Ländern führten Verbote laut Studien dazu, dass Eltern
auch zu Hause auf Zigaretten verzichten.
Tabakexperte Terry Pechacek von der US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) ist überzeugt, dass in den kommenden Jahren weitere positive Folgen des Tabakbanns nachgewiesen werden: "Asthma ist nur die Spitze des Eisbergs."