Der französische Pharmariese Sanofi-Aventis steigt mit einer Milliardenübernahme in den US-Markt für verschreibungsfreie Arzneimittel und Gesundheitsprodukte ein. Rund 1,9 Milliarden Dollar soll der Kauf der US-Firma Chattem kosten, wie beide Unternehmen mitteilten. Mit der Übernahme werde Sanofi der weltweit fünftgrößte Hersteller von Gesundheitsprodukten. In diesem Jahr rechnet Sanofi in dieser Sparte mit Umsätzen von 1,4 Milliarden Euro. In den USA ist Sanofi in dem als OTC-Geschäft (Over the Counter) bezeichneten Pharmasegment aber bislang nicht direkt präsent.
"Die Akquisition von Chattem wird ein bedeutender Meilenstein sein für die Transformationsstrategie von Sanofi-Aventis", erklärte Konzernchef Chris Viehbacher. Das Direktorium von Chattem stimmte der Übernahme bereits zu. Bei Sanofi laufen in den kommenden Jahren einige Patente umsatzstarker Arzneien aus. Der Konzern versucht daher auch mittels Akquisitionen im Volumen von bis zu 15 Milliarden Euro, seine Geschäfte auf eine breitere Basis zu stellen, um Umsatzausfälle abzufedern. So hatte Sanofi unter anderem im Generika-Bereich mehrere Übernahmen angeschoben und auch sein Tiermedizingeschäft ausgebaut. Megaübernahmen wie die US-Konkurrenten Pfizer oder Merck & Co peilt Sanofi aber nicht an.
Der Zukauf soll sich bereits ab dem ersten Jahr positiv auf die Sanofi-Gewinne auswirken. Sanofi will den Chattem-Aktionären 93,50 Dollar in bar je Aktie bieten. Der Preis enthält einen Aufschlag von 34 Prozent auf den Schlusskurs der Chattem-Aktie vom Freitag. Am Montag legte die Chattem-Aktie im frühen Handel rund 33 Prozent auf knapp 93 Dollar zu.
Das US-Unternehmen aus Chattanooga im Bundesstaat Tennessee ist rund 130 Jahre alt und stellt neben verschreibungsfreien Arzneien auch Kosmetika und Produkte zur Nahrungsergänzung her. Zu den Marken gehören etwa Cremes der Mark "Gold Bond" gegen Juckreiz oder das Präparat "Icy Hot" gegen Muskelschmerzen. Im dritten Quartal hatte Chattem einen Gewinn von 23,4 Millionen Dollar erzielt. Der Jahresumsatz liegt bei etwa 455 Millionen Dollar.
Nach Einschätzung von Sanofi-Chef Viehbacher macht der US-Markt rund ein Viertel des Weltmarkts bei verschreibungsfreien Gesundheitsprodukten aus. Chattem soll Sanofi auch als Vehikel in den USA dienen, wenn verschreibungspflichtige Produkte des Konzerns frei verkäuflich werden. Hier hat Sanofi beispielsweise sein Allergiemittel Allegra im Blick. Neben der Übernahme von Chattem kündigten die Franzosen auch den Entwicklungsstopp zweier Arzneien an. Dabei handelt es sich um das Mittel Eplivanserin gegen Schlafstörungen sowie den Antithrombose-Wirkstoff Idrabiotaparinux, der zur Behandlung von Vorhofflimmern gedacht war.