Fit nach einer Corona-Erkrankung: Experte Doz. Manfred Wonisch im gesund&fit-Talk.
Geduld ist oberstes Gebot bei und nach viralen Erkrankungen. Denn, wer eine Infektion verschleppt bzw. sich zu früh verausgabt, riskiert unter Umständen seine Gesundheit. Das gilt insbesondere auch für SARS-CoV-2. Corona ist übrigens kein reines Atemwegsvirus, wie wir es von banalen Infekten kennen, sondern ein Multiorgan-Virus. Als solches kann es nicht nur auf die Lunge, sondern auch u. a. auf Herz, Nieren und Gehirn gehen. Dies könnte laut Expert:innen die Bandbreite an Symptomen und Folgeerscheinungen erklären. Nach überstandener Corona-Erkrankung gilt es jedenfalls, gut auf den Körper zu hören und es achtsam angehen zu lassen.
Doz. Manfred Wonisch im gesund&fit-Talk
Kardiologe und Sportwissenschafter Doz. Manfred Wonisch erklärt, auf welche Anzeichen man achten sollte, wie man schonend in die Bewegung zurückfindet, was bei Müdigkeit hilft und warum man anhaltende Erschöpfung, wie sie bei Long Covid auftritt, keinesfalls wegtrainieren darf.
Wie lange ist nach einer Infektion Schonung angezeigt und wie sollte sich diese gestalten?
Doz. DDr. ManfreD Wonisch: Bei einer positiven Testung ohne wesentliche Symptome sollte man sich grundsätzlich zwei Wochen lang schonen, das heißt, keinen Sport betreiben. Dabei geht es um sportliche Belastungen für den Körper, ein lockerer Spaziergang ist damit nicht gemeint.
Wann darf nach einer Infektion wieder mit Sport begonnen werden und wie intensiv?
Doz. Wonisch: Hier gibt es klare Empfehlungen der kardiologischen und sportmedizinischen Fachgesellschaften: Bei positiv Getesteten ohne wesentliche Symptome sollten für zwei Wochen keine intensiven Belastungen durchgeführt werden. Symptomatische Verläufe ohne Lungenbeteiligung sollten frühestens zwei bis vier Wochen nach Symptomfreiheit mit sportlichen Belastungen starten, mit Lungenbeteiligung (Anm.: Lungenentzündung) nach frühestens vier Wochen. Patienten, die eine Herzmuskelentzündung erlitten haben, dürfen frühestens nach drei Monaten, eher nach sechs Monaten, wieder mit Sport beginnen. Da jede Covid-19-Infektion individuell verläuft, ist es vor Wiederaufnahme des Sportprogramms empfehlenswert, sich von einem Sportmediziner untersuchen zu lassen.
Doz. DDr. ManfreD Wonisch ist FA für Innere Medizin und Kardiologie sowie promovierter Sport- und Trainingswissenschafter in Graz; www.sportmed-graz.at
Viele Menschen sind nach einer Infektion müde und teils erschöpft. Bei welchen Warnzeichen sollte man den Mediziner/ die Medizinerin aufsuchen?
Doz. Wonisch: Gerade in Hinblick auf Long Covid ist eine sofortige ärztliche Abklärung unerlässlich! Chronische Erschöpfung lässt sich nicht wegtrainieren, das ist sogar kontraproduktiv. Mögliche Anzeichen, die es in Bezug auf eine Herzmuskelentzündung zu beachten gilt, sind zunehmende Erschöpfung, Atemwegsbeschwerden bei Anstrengungen oder Müdigkeit. In einzelnen Fällen kann es zu Kopf- oder Gliederschmerzen kommen oder man spürt Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich. Die Symptome sind aber nicht immer eindeutig, weshalb man im Zweifelsfall immer gleich zum Arzt/zur Ärztin gehen sollte.
Wie kann ich eine leichte Erschöpfung selbst behandeln?
Doz. Wonisch: Solange man stark in der Belastbarkeit eingeschränkt ist, sollte man versuchen, zwar aktiv zu sein, sich aber nicht zu überfordern. Der Fachbegriff dazu heißt „Pacing“, d.h. man sucht sich Aktivitäten, die auch am nächsten Tag nicht zu einer zusätzlichen Ermüdung führen, und versucht diese schrittweise jedoch langsam zu steigern. Ähnliches gilt für leichte Erschöpfungszeichen. Ein Auftreten ist bei vielen Infektionserkrankungen möglich, da der Körper doch einige Zeit braucht, um sich wieder vollständig zu erholen.
Wie kann der/die Mediziner:in helfen?
Doz. Wonisch: Da jede Covid-19-Infektion individuell verläuft, ist es vor Wiederaufnahme des Sportprogramms empfehlenswert, sich von einem Sportmediziner/einer Sportmedizinerin untersuchen zu lassen und Checks durchführen zu lassen. Zur genaueren Abklärung und Entscheidung eines – neuerlichen – Sportbeginns werden Blutbestimmungen und EKG notwendig, üblicherweise auch ein Ultraschall des Herzens und ein Lungenfunktionstest. Darüber hinaus sollte ein Kardiologe/eine Kardiologin entscheiden, ob weitere Untersuchungen wie Belastungs-EKG oder eine Magnetresonanz des Herzens notwendig sind. Auch eine lungenfachärztliche Abklärung ist oft sinnvoll.
Interview: Nina Fischer