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So geht hormonfreie Verhütung
24.09.2019Die Pille ist in der Regel ein zuverlässiges Verhütungsmittel. Stark umstritten ist jedoch die starke Hormonzufuhr. Wer unter Migräne und Co. leidet, erfährt durch den Umstieg auf eine hormonfreie Verhütung oft ein ganz neues Körpergefühl.
Um vor einer ungewollten Schwangerschaft optimal geschützt zu sein, sollten Verhütungsmittel sorgsam ausgewählt und sicher angewendet werden. Die Pille galt jahrzehntelang als das Verhütungsmittel Nummer eins. Da sie von vielen Frauen ob körperlicher und psychischer Beschwerden nicht immer gut vertragen wird, sind häufig hormonfreie Alternativen gefragt. „Hormonfrei“ bedeutet, dass die Befruchtung einer Eizelle durch ein Spermium ohne Hilfe von künstlichen Hormonen – die den körpereigenen Östrogenen und Gestagenen ähnlich sind – verhindert wird. Wir nehmen für Sie die sichersten hormonfreien Methoden unter die Lupe!
Der „Pearl-Index“
Um die Sicherheit von Verhütungsmitteln zu bestimmen, wird die Angabe des sogenannten Pearl-Index (benannt nach dem amerikanischen Biologen Raymond Pearl) herangezogen. Berechnet wird er folgendermaßen: Wenden 100 Frauen ein Jahr lang das gleiche Verhütungsmittel an und treten in diesem Zeitraum drei Schwangerschaften auf, so beträgt der Pearl-Index drei. Ein Pearl-Index von 0,1 besagt, dass eine von 1.000 Frauen, die ein Jahr lang das gleiche Verhütungsmittel anwenden, schwanger wird.
Das Kondom
An sich gehört das Kondom zu den wirkungsvollsten Verhütungsmitteln überhaupt. Sein Pearl-Index liegt jedoch trotzdem nur zwischen 2 und 12. Das liegt laut Isabel Morelli, Autorin des Buches „Hormonfrei verhüten“ an den häufigen Anwendungsfehlern: „Die richtige Größe des Kondoms ist neben der korrekten Anwendung der wichtigste Faktor im Hinblick auf die Sicherheit. Ein zu kleines, zu großes oder falsch abgerolltes Kondom ist nicht sicher.“ Es reißt, verrutscht oder rollt sich komplett ab (siehe Kasten rechts). Abgesehen davon, dass es viele verschiedene Hersteller, Beschichtungen und Bezeichnungen gibt, fehlen einheitliche Größen. War früher noch das Standardmaß 52 Millimeter, gibt es heute auch Kondome, deren Standardgröße 53 oder 54 Millimeter betragen. Und was genau bedeutet diese Angabe? „Bei der „nominalen Breite“ handelt es sich nicht etwa um die Angabe des Durchmessers, wie viele vermuten, sondern um die Breite des Kondoms, wenn man es flach hinlegt. Problematisch, denn: Ein Mann kann seinen Penis schlecht flach hinlegen. Um trotzdem die richtige Größe bestimmen zu können, gibt es eine hilfreiche Formel: „Penisumfang in Millimetern geteilt durch zwei, bestimmt die nominale Breite,“ erklärt uns die Expertin.
Das Diaphragma
Das Diaphragma ist – anders als das Kondom – ein Mittel zur hormonfreien Empfängnisverhütung für die Frau. Um Verhütung zu gewährleisten, bietet es zwei kombinierte Wirkmechanismen: „Da es direkt vor dem Muttermund platziert wird, können Spermien diesen nur sehr schwer erreichen. Falls doch ein paar zu nahe kommen, folgt die zweite Hürde: ein spermienhemmendes Gel. Diese Kombination macht den Muttermund praktisch komplett unzugänglich“, klärt Isabel Morelli auf. Das Diaphragma ist eine kleine Silikonkuppel mit einem ebenfalls mit Silikon ummantelten Ring aus härterem Material wie z. B. Kunststoff oder Stahl. Grundsätzlich wird das Diaphragma vor dem Geschlechtsverkehr eingeführt. Im Idealfall maximal zwei Stunden vorher oder unmittelbar davor. Nach dem Sex muss das Diaphragma mindestens acht Stunden an Ort und Stelle bleiben, um sicherzugehen, dass keine Samenzelle ans Ziel gelangt. Wichtig: Spätestens 24 Stunden nach dem Sex muss der Schutz entfernt werden. Im besten Fall lässt man sich die Silikonkuppe von einem Gynäkologen anpassen. „Aktuell gibt es eine Einheitsgröße, welche circa 87 Prozent der Frauen passt. Für die anderen 13 Prozent gibt es allerlei Größen, angefangen bei 60 Millimetern in 5-Millimeter-Schritten bis zu 90 Millimeter Durchmesser“, erläutert die Expertin. Vorteil ist, dass es bis zu zwei Jahre lang verwendet werden kann und vor Verwendung „nur“ mit Seife und Wasser gewaschen werden muss. Allerdings ist eine fachkundige Beratung unumgänglich. Sitzt das Diaphragma nämlich nicht richtig, schützt es nicht. P.S.: Laut aktuellem Pearl-Index weißt es einen Schutz zwischen 4 und 10 auf.
Verhütung durch Kupfer
Hier kommen wir – laut Index – zur sichersten hormonfreien Methode: zur Kupferspirale. „Diese ist im Unterschied zur Hormonspirale eine hormonfreie Verhütung. Cu-Ionen verändern die Gebärmutterschleimhaut, sodass eine Einnistung der befruchteten Eizelle erschwert wird. Gleichzeitig wird auch mechanisch durch den Fremdkörper, sprich die Spirale, eine Einnistung verhindert“, erklärt Dr. Christine Chung, FÄ für Gynäkologie und Geburtshilfe. Die Kupferspirale ist ein weiches, T-förmiges Stäbchen, das mit einem Kupferdraht umwickelt ist. Dem ähnlich ist die Kupferkette. Bei ihr handelt es sich jedoch um einen kleinen Kupferzylinder auf einem Kunststoff-Faden. Beide werden in die Gebärmutter platziert und verhindern eine Schwangerschaft. Sie eignen sich besonders für Frauen, die sich über einen längeren Zeitraum schützen wollen, da sie bis zu fünf Jahre im Körper belassen werden können. Der Pearl-Index liegt hier zwischen 0,3 und 0,8. Der Schutz ist also hoch, man muss sich bei dieser Methode jedoch im Klaren sein, dass der medizinische Eingriff durchaus unangenehm sein kann.
Bewusst planen
Um gezielt eine Schwangerschaft zu planen (oder zu verhindern), gibt es Methoden, die unter die sogenannte „natürliche Familienplanung“ fallen. Bei diesen Methoden muss ein ganz besonderes Feingefühl für den eigenen Körper vorhanden sein. Sie sind daher eher zur Planung statt zur Verhütung einer Schwangerschaft angeraten. Die Signale des Körpers werden gedeutet und ausgewertet, was durch die Körpertemperatur nach dem Aufwachen und die Konsistenz des Zervixschleims oder der Veränderung des Muttermunds erfolgen kann. Bei der Dokumentation dieser Faktoren soll der genaue Zeitpunkt des Eisprungs festgelegt und so die fruchtbaren Tage ermittelt werden. Wir stellen auf der folgenden Seite die sechs gängigsten Methoden sowie deren Vor- und Nachteile vor.
Risiko 1: Zu eng
Risiko 2: Zu groß
Risiko 3: Abgelaufen
Risiko 4: Öl
Risiko 5: Zwei Kondome
Risiko 6: Beschädigt |
Buchtipp
Isabel Morellis Ratgeber „Hormonfrei verhüten“. Komplett-Verlag, um 15,40 Euro erhältlich.
Natürliche Familienplanung (NFP) ist die offizielle Definition für natürliche Verhütung im Allgemeinen. Das bedeutet: Alle natürlichen Methoden gehören per Definition zur NFP. Wir geben einen Überblick:
Die „Natürliche Familienplanung“ umfasst unterschiedliche Methoden, bei denen anhand von bestimmten Körperzeichen die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Zyklus einer Frau erkannt werden. An den eindeutig unfruchtbaren Tagen sei laut NFP keine weitere Verhütung erforderlich. |