Anti-Alkoholiker
So lässt sich Alk- Rückfall voraussagen
20.09.2012
Rückfallrisiko von entgifteten Alkoholkranken kann bestimmt werden.
Trockene Alkoholiker leben meist mit der Angst ob sie erneut einen Rückfall erleiden können - Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Charité - Universitätsmedizin Berlin ist es gelungen, das Rückfallrisiko von entgifteten Alkoholkranken näher zu bestimmen.
Anhand eines bildgebenden Verfahrens, der sogenannten Magnetresonanztomografie, zeigte sich, dass bestimmte Regionen des Gehirns bei rückfälligen Alkoholpatienten sowohl strukturelle als auch funktionelle Auffälligkeiten aufwiesen. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Fachjournal Archives of General Psychiatry veröffentlicht.
So entlarvt Kamera Betrunkene
In der Studie, die unter der Leitung von Prof. Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, durchgeführt wurde, untersuchten die Wissenschaftler eine Gruppe von insgesamt 46 entgifteten Alkoholpatientinnen- und patienten sowie eine ebenso große Kontrollgruppe. Die strukturelle Bildgebung zeigte die anatomische Beschaffenheit der Gehirnsubstanz, während in der funktionellen Untersuchung die elektrischen Signale im Gehirn in Reaktion auf alkoholassoziierte Reize gemessen wurden. Als die Patienten nach drei Monaten auf eventuelle Rückfälle hin untersucht wurden, ergab sich eine Teilung der Gruppe in 30 rückfällige und 16 weiterhin abstinente Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer.
Es stelle sich heraus, dass die Rückfallpatienten in bestimmten Bereichen des Vorderhirns einen verstärkten Verlust der grauen Substanz aufwiesen. Diese Hirnareale sind vor allem mit der Verhaltensregulierung und der Emotionskontrolle assoziiert. Zusätzlich ergab die Messung der elektrischen Signale in Reaktion auf alkoholassoziierte Reize, dass bei Rückfallpatienten andere Gehirnhirnregionen als bei den abstinenten Patienten aktiviert wurden. Hier zeigte sich, dass bei den Rückfallpatienten Hirnareale aktiv waren, die in erster Linie mit der Aufmerksamkeitslenkung assoziiert sind. Im Gegensatz dazu zeigten die abstinenten Alkoholpatienten eine Aktivierung der Hirnbereiche, die unter anderem der Verarbeitung von Reizen zugeordnet werden, die Widerwillen hervorrufen (aversive Reize) oder besonders bedeutsam sind (saliente Reize). „Diese Besonderheit bei den abstinent gebliebenen Patienten fungiert möglicherweise als Warnsignal und verhütet den potentiellen Rückfall bei einer Konfrontation mit Alkohol“, sagt Anne Beck, die Erstautorin der Studie. Zukünftige Studien könnten diese Aspekte weiter vertiefen und eventuell Faktoren der Alkoholabhängigkeit, wie beispielsweise genetische Mechanismen, mit in Betracht ziehen. So können eventuell besonders rückfallgefährdete Menschen identifiziert und gezielt therapeutisch unterstützt werden.
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