Bettnässer
Was tun, wenn das Kind nachts einnässt?
18.08.2014
Dr. Peter Voitl, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, antwortet.
Frage: Warum nässt mein Kind nachts ein und wie kann man es therapieren?
Antwort: Bei der primären Enuresis (Bettnässen) geht man meist von einer gesamten Entwicklungsverzögerung aus, die auch mit einer emotionalen Unterversorgung des Kindes oder einer emotionalen Überforderung der Eltern einhergehen kann. Bei ansonsten altersgemäßer Entwicklung kann auch ein Hormon (Vasopressin oder ADH) eine wichtige Rolle spielen, das den Wasserhaushalt und die Blasenfüllung steuert und bewirkt, dass sich die Blase nachts weniger füllt. Diese hormonelle Steuerung kann bei der primären Enuresis noch nicht ausreichend entwickelt sein. Die Nieren von Säuglingen und Kleinkindern produzieren über 24 Stunden eine gleichmäßige Harnmenge, mit dem Älterwerden wird in der Nacht weniger, aber konzentrierterer Harn ausgeschieden. Dieser Rhythmus entwickelt sich beim Kind erst und braucht Zeit.
Psychische Probleme können bei der primären Enuresis sowohl eine Ursache als auch eine Folge der Störung sein. Die Wechselwirkungen der organischen Blasenfunktionen mit nervösem Geschehen sind bekannt. Wenn ein Kind, das bereits trocken war, wieder einnässt, also bei der sekundären Enuresis, finden sich oft Situationen im Umfeld, die für das Kind belastend sind – wie etwa Verluste. Letztlich kann jede Form der inneren Beunruhigung die Blasenfunktion negativ beeinflussen. Es muss aber weder bei der primären noch der sekundären Form stets ein äußerer Belastungsfaktor gegeben sein. Häufig sind es auch innere Konflikte des Kindes, die zum Symptom des Einnässens führen können. Selbstverständlich müssen organische Ursachen ausgeschlossen werden. Die häufigste körperliche Ursache für Einnässen tagsüber ist der Harnweginfekt. Die Behandlung richtet sich nach der Art des Einnässens. Nur eine genaue diagnostische Abklärung sowohl der medizinischen als auch der psychischen Komponenten klärt auf, welche Form der Behandlung für das Kind geeignet ist. Das kann sowohl eine medizinische Behandlung als auch eine Psychotherapie und Erziehungsberatung oder auch beides umfassen.
Dr. Peter Voitl, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde 1220 Wien. www.kinderarzt.at