Die ersten Stevia-Joghurts sind am Markt - Sieben Geschmacksrichtungen gibt es.
Die erste Molkereiprodukt-Serie mit Stevia-Süße hat jetzt Danone auf den Markt gebracht. Mit der Marke "DanVia" launcht der Lebensmittelkonzern in Österreich mit sieben Geschmackssorten mit dem Süßstoff, den die EU im November zugelassen hat.
Nachgeschmack als Hürde
Stevia wurde in Japan bereits in den 70er-Jahren eingesetzt, in Europa für bestimmte Produkte erstmals 2008 in Frankreich und der Schweiz, ehe im November 2011 die EU-weite Zulassung folgte. Extrakte aus den getrockneten Blättern der Pflanzen sind für die Süßwirkung verantwortlich.
Das sind die Vorteile von Stevia:
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kalorienfrei
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verursacht keinen Karies
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für Diabetiker geeignet
Ein Nachteil ist der gewöhnungsbedürftige, herb-bittere Nachgeschmack in der Naturform.
"Größte Herausforderung war, den Nachgeschmack und die zu starke Süße von Stevia in den Griff zu bekommen", verdeutlicht auch der Danone-Entwickler Robert Kunkel gegenüber pressetext.com. Stevia süßt 250-Mal stärker als Zucker, weshalb man in der Dosierung äußerst genau vorgehen muss - Stevioglykoside machen weniger als 0,1 Prozent des Joghurts aus. Die EU ist bei den als unbedenklich eingestuften Höchstgrenzen strikt - vier Milligramm Tagesdosis pro Kilogramm Körpergewicht sollte man höchstens verzehren. Kunkel hält diese Menge für großzügig bemessen, mache doch mehr ohnehin kaum Sinn - "aus Geschmacksgründen".
Ohne Zucker und künstliche Süße
Die Geschmacksfrage wurde mit Erfolg gemeistert, zeigt ein erster pressetext-Test des Produkts, wenngleich Unterschiede zum gewohnten Zuckergeschmack durchaus auffallen. Statt den üblichen elf bis 14 Prozent Zucker kommen die DanVia-Joghurts mit bloß 3,9 bis 5,0 Prozent aus, was auf den Milch- und Fruchtzucker - als Geschmackssorten sind bisher Erdbeere, Marille, Vanille und Kirsche vertreten - zurückgeht. "Da der aktuelle Zuckerkonsum der Bevölkerung weit über der WHO-Empfehlung liegt, kann Stevia einen wichtigen Beitrag zur Reduktion leisten", so Petra Burger, Ernährungswissenschafterin bei Danone.
Zuckersatzstoffe im Überblick
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Aspartam
Synthetisch hergestelltes Süßungsmittel, das 200-mal süßer ist als Zucker. Aspartam ist schwer umstritten, da es als krebserregend gilt. Es wird im Körper in 3 Bestandteile aufgespalten: Asparginsäure, Phenylalanin und Methanol. Menschen die an der Stoffwechselkrankheit Phenylketonurie leiden – das ist etwa 1er unter 8000 – dürfen Aspartam nicht zu sich nehmen, deshalb ist ein Extra-Vermerk an der Verpackung angebracht. Auch unter E951 zu finden.
Cyclamat
Ist ein synthetisch hergestelltes Süßungsmittel, das etwa 35-mal so süß wie Zucker ist. Cyclamat ist hitzebeständig und lässt sich daher auch zum Kochen und Backen verwenden. Es stand lange unter Krebsverdacht, neuere Studien konnten das aber nicht halten. In den USA seit 1970 verboten. In der EU zum Süßen von Speiseeis, Bonbons und Kaugummi verboten. Cyclamat wird oft in der kosmetischen Arzneimittelherstellung verwendet. Auch unter E952 zu finden.
Neotam
Synthetisch hergestelltes Süßungsmittel aus Aspartam. Ist 7000 bis 13000-mal süßer als Zucker. Seit 2010 in der EU als bedenklich zugelassen. Menschen, die unter Phenylketonurie leiden, haben keine negativen Auswirkungen zu befürchten, da Neotam aufgrund seiner hohen Süßkraft in nur sehr geringen Mengen verwendet wird. Auch unter E961 zu finden.
Saccharin
Erstes synthetisch hergestelltes Süßungsmittel, das etwa 300 bis 700mal so süß wie Zucker ist. Wird im menschlichen Körper nicht verwertet und liefer damit keine Energie. Vorübergehend wurde der Zuckerersatzstoff durch die Zuckerindustrie verboten und war nur für Diabetikerprodukte erlaubt. Auch unter E954 zu finden.
Sucralose
Synthetisch hergestelltes Süßungsmittel, das etwa 600mal süßer als Zucker ist. Sucralose hat keinen bitteren Nachgeschmack, ist frei von Kalorien und hat keinen Einfluss auf den Blutzucker. Auch unter E955 zu finden.
Glycyrrhizin
Wird aus dem Süßholz gewonnen und ist 50mal so süß wie Zucker. Aus Glycyrrhizin wird Lakritzsaft bzw. Lakritze hergestellt. Bei hohem Blutdruck sollte eine übermäßiger Verzehr vermieden werden, da es blutdrucksteigernd wirkt. Auch unter E958 zu finden.
Luo Han Guo
Ist eine kaum bekannte Pflanze aus China und 60mal so süß wie Zucker. Luo Han Guo wird in China auch als Tonikum zur Besserung der Atemfunktionen eingesetzt.
Maltit
Süßkraft entspricht etwa 60-90 Prozent der Süßkraft von Zucker. Wird aus Maltose hergestellt, die aus Maisstärke gewonnen wird. Wirkt weniger abführend als Sorbit. Auch unter E965 zu finden.
Sorbit
Sorbit ist weniger süß als Zucker – um etwa 50 Prozent! Sein Vorteil: Für die Verstoffwechselung im Körper wird kein Insulin benötigt. Ursprünglich wurde Sorbit aus den Früchten der Eberesche gewonnen, die bis zu 12 Prozent Sorbit enthalten. Birnen, Zwetschken, Äpfel, Marillen und Pfirsiche sind reich an Sorbit. Beim Verzehr größerer Mengen kann Sorbit abführend wirken. Auch unter E420 zu finden.
Steviosid
Ist kalorienfrei und wird aus den Blättern der Steviapflanze gewonnen und hat die 300-fache Süßkraft von Zucker.
Thaumatin
Ist ein in der Natur vorkommender Süßstoff, aus der Katamfe-Pflanze, der 2000 bis 3000mal so süß wie Zucker ist. Auch unter E957 zu finden.
Xylit
Oder auch Xylitol - ist ein pflanzliches Süßungsmittel. Der große Vorteil: Xylit vertreibt Karies. Auch unter E967 zu finden.
Die DanVia-Joghurts kommen in Österreich mit einem unverbindlich empfohlenen Packungspreis von 0,89 Euro für 180 Gramm auf den Markt. "Angesichts der hohen Rohstoffkosten wird es schwierig sein, Stevia-Joghurts in Deutschland, wo die Joghurt-Preislatte deutlich niedriger liegt, zu positionieren", erklärt der Danone-Experte. Abzuwarten bleibt auch, wie sich die Bewerbung eines Joghurts ohne Zucker oder künstliche Ersatzstoffe auf das Image herkömmlicher Joghurts auswirkt.