Stöger plant Rezeptbefreiung für "Pille danach"
04.12.2009Gesundheitsminister Alois Stöger will die "Pille danach" auch dann rezeptfrei machen, wenn kein Pharmaunternehmen dafür einen Antrag stellt. Genau danach sieht es aus, denn weder Kwizda noch Sanova wollen sich für ihre beiden auf dem österreichischen Markt verfügbaren Produkte mit identem Wirkstoff um Befreiung bemühen, berichtet "Der Standard".
Nun will Stöger per Verordnung den Wirkstoff der beiden Medikamente freigeben. "Ich finde einen Weg, der schnell geht. Wenn ich den Verordnungsentwurf schon hätte, hätte ich ihn schon unterschrieben. Das ist eine reine Abwicklungssache", so Stöger. Den Wirkstoff Levonorgestrel für die Verwendung als Notfallverhütungsmittel freizugeben, dauert allerdings schon wegen der notwendigen Begutachtung länger, als es für einzelne Medikamente per Bescheid der Fall gewesen wäre, erklärte eine Sprecherin Stögers gegenüber der APA. Eine Umsetzung noch heuer gehe sich jedenfalls nicht mehr aus.
Bei den beiden Levonorgestrel-Präparaten muss die Einnahme innerhalb von drei Tagen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr erfolgen. Mit 1. Jänner 2010 kommt jedoch zusätzlich ein Präparat mit anderem Wirkstoff (Ulipristalacetat) auf den Markt, bei dem die Frist fünf Tage beträgt. Dieses will man im Ministerium vorerst nicht ohne ärztliche Verschreibung freigeben. Eine rezeptfreie Abgabe sei bei einem neuen Medikament gar nicht möglich, hieß es im Gesundheitsministerium.
Opposition kritisiert Stöger
Das Bestreben von Minister Stöger, die "Pille danach" auch ohne Antrag eines Pharmaunternehmens rezeptfrei zu machen, hat ihm am 4. Dezember Kritik der Opposition eingebracht. Während ihm Judith Schwentner, Frauensprecherin der Grünen, Zögerlichkeit und Planlosigkeit vorwarf, sah ihn FPÖ-Ärztesprecher Andreas Karlsböck wegen des Festhaltens an dem Vorhaben "außer Rand und Band".
Schwentner warf Stöger vor, dass nun bald ein halbes Jahr verstrichen sei und es noch nicht einmal den Entwurf für eine entsprechende Verordnung gebe. "Der Minister darf in einem für Frauen so wichtigen Punkt keine Entscheidungsschwäche zeigen. Es muss für alle Frauen in Österreich einen barrierefreien und möglichst raschen Zugang zu Notfallsverhütung geben, und zwar unabhängig von ihrem Wohnort und rund um die Uhr", forderte sie in einer Aussendung.
"Stöger will die Pille danach um jeden Preis", kritisierte dagegen Karlsböck. Selbst produzierende Pharmafirmen wie Kwizda und Sanova würden davon Abstand nehmen, da sie Auswirkungen auf ihre übrigen Produkte befürchten müssten. Stöger lasse jegliches Gespür für ungeborenes Leben vermissen. Die geplante Freigabe des Pillen-Wirkstoffes Levonorgestrel sei ein Anschlag auf die Gesundheit der betroffenen Mädchen und Frauen.