Theodor-Billroth-Preise gehen an MedUni Wien

03.12.2009

Am 3. Dezember mit dem Theodor-Billroth-Preis der Wiener Ärztekammer vergeben. Alle prämierten Arbeiten kamen aus der MedUni-Wien. Mit dem ersten Preis wurde Renate Kain vom Klinischen Institut für Pathologie geehrt. Sie forschte zur lebensgefährlichen Verwechslung des Immunsystems von körpereigenen und fremden Proteine. Die beiden weiteren Billroth-Preisträger sind Eva Zebedin-Brandl vom Zentrum für Biomolekulare Medizin und G. Paul Amminger von der Wiener Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters.

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Die Wissenschafter rund um Siegerin Kain beschäftigten sich mit entzündlichen Gefäßerkrankungen (Vaskulitis). Sie sind eine Gruppe relativ seltener Gefäßerkrankungen, die verschiedene Organe, zum Beispiel Niere und Lunge, schwer schädigen können und nicht selten fatal verlaufen, da das Immunsystem Bestandteile der Blutgefäßwand oder körpereigene Entzündungszellen als fremd erkennt und dagegen Antikörper bildet. Für diese Erkrankungen gab es bisher kein einleuchtendes Konzept für deren Entstehung - die Voraussetzung für eine ursächliche Therapie.

Der Arbeitsgruppe um Renate Kain ist mit ihren Forschungsergebnissen (publiziert in "Nature Medicine") ein Durchbruch gelungen: Die Forscher konnten erstmals einen Zusammenhang zwischen bakteriellen Infektionen und der Entstehung der Vaskulitis aufzeigen. Die Arbeiten belegen, dass das Immunsystem von Patienten Antikörper gegen ein Molekül von bestimmten Bakterien (FimH) produziert. Diese reagieren allerdings auch mit dem körpereigenen Membranglykoprotein 2 (hLAMP-2), das vor allem an den Zellen, welche Blutgefäße auskleiden (Endothelzellen) und bestimmten weißen Blutkörperchen vorkommt. Dadurch kommt es zu einer "Verwechslung" durch das Immunsystem. In der Folge werden nicht nur Bakterien durch die Antikörper abgewehrt, sondern auch die Blutgefäße schwer beschädigt und durch eine heftige Entzündungsreaktion teilweise zerstört.

Die beiden weiteren Billroth-Preisträger sind Eva Zebedin-Brandl vom Zentrum für Biomolekulare Medizin der Medizinischen Universität Wien und G. Paul Amminger von der Wiener Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters.

Zebedin-Brandl forschte zu Blutkrebs

Eva Zebedin-Brandl beschäftigte sich in ihrer Arbeit mit den Signal-Übertragungswegen in Zellen bei Blutkrebs. Sie untersuchte die Hemmung eines ganz bestimmten Signalwegs, des so genannten PI3 (Phosphoinositol-3)-Kinase-delta-Signalwegs. Die Resultate könnten für einen zukünftigen Einsatz von PI3K-delta-Inhibitoren sprechen.

Um eine psychiatrische Fragestellung im Zusammenhang mit Prävention schizophrener Psychosen ging es in der dritten von der Ärztekammer prämierten Arbeit. Paul Amminger konnte in seiner Studie zeigen, dass eine zwölfwöchige Behandlung mit Fischöl für Jugendliche im Vorstadium einer Psychose das Risiko, tatsächlich an einer Psychose zu erkranken, innerhalb eines Jahres um etwa 25 Prozent senken kann, ohne dabei Nebenwirkungen zu verursachen. In der Gruppe, die täglich Fischölkapseln einnahm, erkrankten fünf Prozent an einer Psychose, in der Placebogruppe waren es 28 Prozent.

Die an der Wiener Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters durchgeführte Studie ist bereits als "Meilenstein" der indizierten Präventions- und Frühinterventionsforschung bezeichnet worden. Eine große internationale Studie zur Bestätigung der Ergebnisse wird zurzeit durchgeführt. Die Wiener Ergebnisse werden Anfang 2010 in "Archives of General Psychiatry", der bedeutendsten psychiatrischen Fachzeitschrift, publiziert werden.

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