Vorsorge-Tipps: In Österreich erkranken jährlich 5.000 Frauen an Brustkrebs. Experten beantworten alle Fragen zum Thema.
Denken Sie schon „pink“? Die Farbe steht für ein gutes Gefühl. Das Gefühl der Sicherheit, das man zum Beispiel hat, wenn man bei der Mammografie – die wichtigste Früherkennungsuntersuchung für Brustkrebs – war. Und danach weiß, dass alles in Ordnung ist...
Häufigste Krebserkrankung
Wie notwendig diese Vorsorge-Checks sind, beweisen alarmierende Zahlen: Allein in Österreich erkranken jährlich 5.000 Frauen an Brustkrebs. Das heißt: Jede achte bis neunte Frau wird hierzulande im Laufe ihres Lebens mit der Schreckensdiagnose konfrontiert. Brustkrebs ist somit die häufigste Tumorerkrankung bei Frauen.
„In Österreich sind alle Vorsorge-Untersuchungen kostenlos – dennoch gehen immer noch viele Frauen nicht hin“, bedauert Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe und Master Mind der Pink Ribbon-Aktion, mit der auf das Thema „Brustkrebs“ und vor allem auf diesbezügliche Vorsorge aufmerksam gemacht werden soll.
Appell
Großer Erfolg für die Aktionistin: „Die Anzahl der durchgeführten Mammografien ist in den letzten Jahren um etwa 25 Prozent gestiegen. Und seit Sommer ist es fix: Frauen ab 50 werden in einem standardisierten Verfahren zur Mammografie eingeladen. Wir appellieren an alle Frauen, dieser Einladung auch wirklich nachzukommen“, so Kiefhaber.
Zum Auftakt des „Brustkrebsmonats Oktober“ bat MADONNA Krebshilfe-Geschäftsführerin Doris Kiefhaber sowie den Wiener Gynäkologen und Krebshilfe-Präsidenten Paul Sevelda, die wichtigsten Fragen zum aktuellen Thema zu beantworten:
Man hat den Eindruck, dass immer mehr sehr junge Frauen an Brustkrebs erkranken ...
„Man kann in den letzten Jahren tatsächlich auch bei jüngeren Frauen einen Anstieg der Erkrankungsrate feststellen. Aber das heißt nicht, das die Brustkrebspatientinnen immer jünger werden“, erklärt Paul Sevelda. Auch wenn in den Medien häufig junge Patientinnen präsentiert würden: „Der Anteil an Frauen, die vor dem 40. Lebensjahr an Brustkrebs erkranken, liegt bei zehn Prozent aller Brustkrebsfälle“, so der Experte. Die Häufigkeit der Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter an und erreicht ein Maximum zwischen dem 55. und 75. Lebensjahr.
Wie kann ich selbst feststellen, ob ich ein hohes Brustkrebs-Risiko habe?
Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, wird von Ernährungsfaktoren, hormonellen Faktoren und von Erbfaktoren geprägt. Sevelda: „Das größte Erkrankungsrisiko weisen jene Frauen auf, in deren Familien bereits Brustkrebs aufgetreten ist.“ Faktoren für ein gering erhöhtes Risiko sind etwa Kinderlosigkeit, fehlende Stilltätigkeit, die erste Schwangerschaft nach dem 30. Lebensjahr, geringe körperliche Aktivität, die kombinierte Hormonersatztherapie (Östrogene und Gestagene), erhöhter Alkoholkonsum sowie Übergewicht.
Und was kann ich tun, um mein persönliches Risiko zu senken?
„Entscheidend sind ein gesunder Lebensstil und rechtzeitige Vorsorgeuntersuchungen“, meint Doris Kiefhaber. Das heißt: Rauchen Sie nicht und nutzen Sie jede Möglichkeit zur Bewegung. Die sportwissenschaftliche Empfehlung lautet: 40 Minuten, dreimal pro Woche. Experte Sevelda: „Wichtig dabei ist die Regelmäßigkeit.“ Auch die richtige Ernährung senkt das Krebsrisiko. Einfache Orientierungshilfe: Zu jeder Mahlzeit viel Salat, Gemüse oder Obst in den Farben Rot, Gelb und Grün essen!
Habe ich ein erhöhtes Brustkrebsrisiko, wenn ich die Anti-Baby-Pille nehme?
Paul Sevelda: „In älteren Untersuchungen zeigte sich bei einer Einnahme über mehr als zehn Jahre lang ein gering erhöhtes Risiko.“ Die Einnahme der modernen, niedrig dosierten Pillen führe jedoch selbst bei langandauernder Einnahme zu keiner Erhöhung der Zahl an Brustkrebserkrankungen.
Was genau passiert bei einer Mammografie?
Die Mammografie ist eine Röntgenuntersuchung der Brust, bei der auch kleine Tumore – die noch nicht tastbar sind – festgestellt werden. Die Mammografie ist ab dem 40. Lebensjahr in längstens zweijährigem Abstand anzuraten. Denn: Je früher Brustkrebs erkannt wird, umso höher sind die Heilungschancen.
Sollte die Mammografie dann nicht schon vor dem 40. Lebensjahr gemacht werden?
„Vorher ist die Mammografie nur bei klinischen Tastbefunden oder in ausgesuchten Fällen durchzuführen – aber nicht als Routinemaßnahme, da in diesem Alter Brustkrebs sehr selten auftritt“, weiß Sevelda. Auch werden oft gutartige Knoten gefunden und die Patienten womöglich einer unnötigen Operation unterzogen. „Außerdem ist in jungen Jahren – wegen der Dichte des Brustgewebes – die Mammografie in der diagnostischen Sicherheit nicht so zuverlässig und sollte daher in diesen Fällen mit der Ultraschalluntersuchung kombiniert werden.“
Wie gefährlich sind die Strahlen bei der Mammografie?
Sevelda: „Die modernen Geräte halten die Strahlenbelastung so gering, dass sie mit der eines Transatlantikflugs vergleichbar sind. Das Risiko, damit Brustkrebs zu verursachen, ist unmessbar klein geworden.“ Für verbesserungswürdig hält Kiefhaber jedoch die Qualitätssicherung: „Fragen Sie den Arzt, wie viele Mammografien er pro Jahr befundet. Und achten Sie darauf, dass im Befund die BIRADS-Kriterien (steht für Breast Imaging Reporting and Data System und stellt ein Befundungssystem in sechs Kategorien dar) angegeben sind.“ Ärzte mit Qualitätszertifikat finden Sie auf dem Portal: www.krebshilfe.net
Was tue ich bei einem verdächtigen Befund?
Sevelda: „Es wäre falsch, sofort mit der Therapie zu beginnen. Ein Verdachtsbefund muss ordentlich abgeklärt werden, damit unnötige Operationen vermieden werden. Dafür hat die Frau vier bis sechs Wochen Zeit, ohne dass sich die Prognose verschlechtert. Brustkrebs entsteht nicht über Nacht, sondern braucht zwei bis zehn Jahre, bis er zu einem Knoten von zwei Zentimetern heranwächst.“
Ersetzt die Mammografie den Selbst-Check der Brust?
Nein! Sevelda: „Jedes zweite Mammakarzinom wird von der Frau selbst entdeckt.“ Tasten Sie daher einmal im Monat Ihre Brust ab. Warnsignale sind Knoten, einseitige Sekretion aus der Brustwarze, Größenveränderungen oder Ekzeme. Eine weitere Abklärung ist wichtig – sie kann Ihr Leben retten.