Lichtblicke

Keine Macht der Depression

28.10.2016

Die Spezialambulanz im AKH Wien bringt Licht ins Dunkel und hat eine Lichttherapie-Stelle eröffnet. Hier können Tageslichtlampen auch ausgeliehen werden.

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Die Sonne hat besondere Heilkräfte. Es ist vor allem ihr Licht, welches unsere Stimmung hebt und uns fröhlich macht. An sich ist der Herbst eine traumhafte Jahreszeit: Die Blätter leuchten bunt, und es beginnt eine Zeit der ausgedehnten Wald-Spaziergänge. Dennoch hat sie keinen guten Ruf: Denn jedem Dritten schlägt der Herbst aufs Gemüt. Während die einen nur gelegentlich in eine melancholisch-nachdenkliche Stimmung verfallen, wollen andere morgens erst gar nicht aus dem Bett. Ziehen sich zurück und entwickeln eine Gier nach Kohlenhydraten und Zucker wie Spaghetti oder Schokolade. „Gehen Sie so oft wie möglich raus ins Licht“, rät die Fachärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin Dr. Edda Winkler-Pjrek. „Nutzen Sie die Mittagspause, machen Sie einen Spaziergang. ­Sonnenlicht ist die beste Prävention.“
Licht ist der beste Therapeut. Da die meisten Menschen heutzutage sehr wenig Zeit haben, um rauszugehen, und den ganzen Tag in beleuchteten Arbeitsräumen verbringen müssen, hat sich das Wiener AKH eine Lösung überlegt und verleiht bei bestehender saisonal abhängiger Depression Tageslichtlampen, welche das Sonnenlicht imitieren. Dazu die Expertin: „An einem Sonnentag werden über 100.000 Lux gemessen, bei bedecktem Himmel nur 10.000. Eine Glühbirne oder LED-Innenraumbeleuchtung schafft im Schnitt 300 bis 500. Leider zu wenig.“ 

Tageslichtlampen haben 10.000 Lux

Aufgrund der kürzeren Tage fehlt es an Sonnenlicht und dadurch kann der Melatonin-Spiegel durcheinandergeraten. „Wenn wir bereits in der Früh“, so die Ärztin, „beginnen, unseren Körper mit Licht zu nähren, haben wir gute Chancen, einer Depression entgegenzuwirken. Wichtig ist es, Lichttherapie täglich für eine Zeitdauer von 30 bis 60 Minuten anzuwenden. Nur so kann der gestörte Stoffwechsel der Botenstoffe normalisiert werden.“
Zu spätes Melatonin macht müde. Bei SAD-Patienten (SAD bedeutet seasonal affective disorder/Herbstdepression) ist der Melatonin-Ausschüttungs-Zeitpunkt häufig um viele Stunden nach hinten verschoben. Daher kann dieses nicht mehr zeitgerecht abgebaut werden, wir sind in der Früh müde und schlapp. Die Licht-Therapie-Lampe soll diesen Ausschüttungs-Moment zuerst mal hemmen und dann zeitlich nach vor verlegen. Ein gesunder Mensch schüttet bereits vor Mitternacht Melatonin aus, welches für einen guten und festen Schlaf sorgt.
Machen Sie den Licht-Test: Setzen Sie sich daher täglich für eine halbe Stunde, am besten gleich in der Früh, im Abstand von 50 cm vor eine Lichtbox und schauen Sie einmal in der Minute für eine Sekunde in die Lichtquelle ohne schädliche UV-A-, UV-B- und UV-C-Strahlen. Viele Patienten profitieren bereits innerhalb einer Woche.

AKH Wien verleiht Glücks-Lampen

Da die Preise für die Tageslichtlampen sehr hoch angesiedelt sind – eine gute Lampe mit mindestens 10.000 Lux (auch bei einem Abstand von mind. 50 cm) bekommt man ab 300 Euro aufsteigend –, hat sich das AKH Folgendes überlegt: Sonne zum Mitnehmen: Gehen Sie zu dem Arzt Ihres Vertrauens, am besten zum Hausarzt, und lassen Sie sich eine Überweisung für die Spezialambulanz im Wiener AKH ausstellen. Dort werden diese Glücksbringer nach ärztlicher Indikationsstellung und bestehender Herbst-Winter-Depression für einen Zeitraum von vier Wochen verliehen.

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