Was früher als Manager-Krankheit galt, dringt immer stärker in die heimischen Klassenzimmer vor: Fünf Prozent der 1,2 Millionen Schüler sind laut Aussagen der Arbeitsgemeinschaft für Präventivpsychologie (APP) aufgrund von chronischem Schulstress von Burn-Out gefährdet. Weitere 13 Prozent seien temporär stark belastet, insgesamt leide jeder dritte Schüler ab zehn massiv unter Stress.
Dabei könnten schon einfache Antistressprogramme Verbesserungen bringen, sagte APP-Generalsekretärin Brigitte Bösenkopf in einer Aussendung am Donnerstag. Es würden immer mehr Kinder und Jugendliche durch Leistungsdruck und einem vollen Terminkalender an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gebracht. "Oft gelingt es den Schülern nicht, den hohen Anforderungen gerecht zu werden. Dann folgt der Zusammenbruch", so die Präventionspsychologin. Burn-Out habe bei vielen Jugendlichen Suchtverhalten zur Folge: Burschen greifen dabei eher zu Alkohol, Mädchen leiden vermehrt unter Essstörungen oder nehmen Medikamente. Ein Problem von Burn-Out bei Schülern ist laut APP, dass die Symptome (Müdigkeit, Gereiztheit, akuter Leistungsabfall) oftmals nicht erkannt und als Begleiterscheinungen der Pubertät abgetan werden.
Insgesamt spricht die APP von zwölf Stadien der Überbelastung bis zum Burn-Out. Am Beginn steht erhöhte Leistungsbereitschaft, die Schüler wollen sich beweisen und übernehmen immer mehr Aufgaben. Es folgen psychosomatische Beschwerden wie Kopf-, Nacken und Magenschmerzen, die Schüler reagieren gereizt und aggressiv auf ihr Umfeld. Schließlich vernachlässigen die Jugendlichen ihre eigenen Bedürfnisse und ziehen sich zurück. Konflikte werden zunehmend verdrängt, Probleme verleugnet. "Greift das Umfeld jetzt nicht ein, rückt der mitunter lebensbedrohliche Burn-Out in greifbare Nähe", warnt die APP.
Bei einem Pilotprojekt an einer Schule hat die APP einfache Antistresstechniken getestet, das Biofeedback (Messung von Puls, Atmung, Temperatur und Hautleitwert) habe als Ergebnis eine Verbesserung der psychosomatischen Beschwerden der Jugendlichen und reduzierte Stresswerte gezeigt. Da besonders vor Prüfungssituationen der Stresswert der Schüler deutlich erhöht sei, könnten Lehrer durch kurze Entspannungsübungen vor Schularbeiten die Konzentrationsfähigkeit der Schüler und damit deren Leistungen verbessern.
Beim Lerninstitut LernQuadrat will man nach eigenen Angaben künftig ebenfalls auf Stressprävention setzen, es werden Workshops, Anti-Stress-Beratung und Entspannungsübungen angeboten.