Wenn wir schlecht oder zu kurz schlafen, leidet die Herzgesundheit, der Hormonhaushalt, unser Abwehrsystem und unser Gemütszustand.
Reißt uns das Klingeln des Weckers aus dem Traum, war die letzte Nacht oft zu kurz. Die einen entziehen sich freiwillig dem Schlaf, weil der Krimi bis nach Mitternacht lief oder die Feier einfach länger dauerte. Andere können sich nicht dem Schlaf hingeben, weil sie arbeiten müssen oder das Baby ständig wach wird. Wiederum andere finden nicht in den Schlaf rein und werden in der Nacht ständig wach. Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" erklärt, warum ausreichend Schlaf so wichtig für uns ist.
Richtig schlafen, länger leben
Gesunder Schlaf ist neben Essen und Trinken ein Grundbedürfnis, das unsere Lebenserwartung steigert. Eine Analyse von 172.000 Fragebögen des National Health Interview Survey, der jährlichen Erhebung zum Gesundheitszustand der US-Bevölkerung, ergab, dass Männer, die besonders gut schliefen, im Schnitt fast fünf Jahre länger lebten. Bei Frauen waren es mehr als zwei Jahre.
Wachstumshormone in der Tiefschlafphase
Auch wenn wir ein Drittel unseres Lebens verschlafen, ist das keine vergeudete Zeit. Im Schlaf werden Prozesse für einen gesunden Stoffwechsel angekurbelt, die unter anderem für Herz, Kreislauf und die Muskulatur wichtig sind. Der Mensch regeneriert auf diese Weise bis in die Zellen, sagen Schlafmediziner. So werden in der Tiefschlafphase Wachstumshormone ausgeschüttet, die uns als Kind wachsen lassen, aber auch zeitlebens wichtig für unseren Haut- und Knochenaufbau oder die Wundheilung sind.
Immunsystem und Gehirn brauchen Traumschlaf
Ebenso ist unser Immunsystem hochaktiv. Nur wenn wir ausreichend schlafen, kann unser Körper Erreger angehen oder Entzündungen bekämpfen. Neben der Abwehr profitiert auch unser Gehirn. Es braucht Schlaf, um Erinnerungsaltlasten zu vergessen und so Platz für Neues zu schaffen. Die ganzen Reize des Tages muss unser Kopf verarbeiten. Dafür wird das Erlernte über Nacht im Langzeitgedächtnis abgespeichert und mit anderen Informationen verknüpft. Das kostet viel Energie. Der Blutzuckerverbrauch ist deshalb im Traumschlaf am höchsten, weil in dieser Phase die Synapsen in unserem Gehirn intensiv auf- und abgebaut werden.
Gene bestimmen, wieviel Nachtruhe man braucht
Wieviel Nachtruhe jeder einzelne Mensch wirklich benötigt, liegt unter anderem an den Genen, sagt Professorin Dr. Birgit Högl, Leiterin des Schlaflabors der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck und bis vor Kurzem Präsidentin der Weltschlafgesellschaft. Zwischen sieben und neun Stunden sind es bei den allermeisten Menschen. "Es gibt viel weniger echte Kurzschläfer als wir vermuten", erklärt Högl. "Viele, die denken, dass sie mit wenig Schlaf auskommen, ignorieren den Mangel und die Folgen." Es reicht schon aus, nur fünf statt acht Stunden zu schlafen, um am nächsten Tag unkonzentriert zu sein. Problematisch wird es, wenn es öfter vorkommt. "Gemütsregulation, der Sprachfluss und sogar die Entscheidungsfähigkeit sind teilweise schon eingeschränkt", unterstreicht die Medizinerin.