Wissenschafter: Guter Sex braucht Weile

25.01.2010

Guter Sex braucht Zeit. Nur wenn sich beide Partner regelmäßig und gezielt mehrere Stunden Zeit für Zärtlichkeit nähmen, lasse sich über die Jahre eine erfülltes Sexualleben gewährleisten, sagte der Sexualwissenschafter Volkmar Sigusch in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in München.

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

"Die Männer haben nicht genug Verständnis für die Andersartigkeit der weiblichen Sexualität. Frauen brauchen mehr Zeit", sagte Sigusch. Was genau Frauen für ein entspanntes Sexualleben brauchen, sei jedoch auch von der Wissenschaft noch nicht ausreichend erforscht: "Es ist absolut wichtig, dass sich die Forschung mit der weiblichen Sexualität beschäftigt. Und es ist zentral, dass das Frauen machen." Männer könnten nicht die Leitlinien in der Frauenheilkunde ausrufen, sagte Sigusch. "Wie kann ein Mann einer Frau sagen, wie es ist, zu menstruieren oder ein Kind zu gebären?"

Die sexuellen Revolutionen des vergangenen Jahrhunderts hätten jedoch bereits erste positive Veränderungen bei den Frauen bewirkt. "Heute bestimmen die Frauen, was passiert und wie weit man geht. Sie sind aktiver." Das wiederum schüchtere viele Männer ein. "Der moderne Mann ist oft gehemmt und scheu und würde intime Dinge gern im Geheimen abwickeln. Frauen wollen aber darüber reden." Das erzeuge Druck bei den Männern, auch weil sie sich heute verstärkt für die Lust ihrer Partnerin verantwortlich fühlten.

"Das zentrale Problem in vielen Beziehungen ist nach wie vor mangelnde Kommunikation über Sexualität. Wir haben in Deutschland keine angemessene Sprache für das, was Tatsache ist", erklärte Sigusch. Auch würden viele Frauen heute noch immer nicht über ihren Körper Bescheid wissen, geschweige denn die Männer. Daher empfiehlt Sigusch einen Besuch beim Paartherapeuten. Auch weil moderne Paare vor neue Herausforderungen gestellt würden: "Die Menschen werden immer älter und Paare sind heute um Jahrzehnte länger zusammen. Sexuelles Verlangen lässt jedoch auch bei einem Liebespaar nach fünf bis acht Jahren nach."

Diese längere Lebenserwartung werde sich in Zukunft in veränderten Partnerschaftsstrukturen niederschlagen: "Die Polyamorie, also das Zusammenleben mit mehreren Partnern gleichzeitig, wird zunehmen."

Zur Vollversion des Artikels