Leistbarer Wohnraum wird zur Mangelware

27.11.2024

Österreichs Wohnungsmarkt steht unter Druck: Sinkende Fördermittel und steigende Baukosten gefährden den gemeinnützigen Wohnbau, der jährlich 15.000 leistbare Wohnungen schafft. Ohne gezielte Maßnahmen drohen eine Verschärfung der Wohnungsnot und steigende Mietpreise.

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Der österreichische Wohnungsmarkt gerät zunehmend unter Druck. Der im Mai 2024 präsentierte „1. Österreichische Neubaubericht“ verdeutlicht die drängende Problematik: Um den Bedarf zu decken, müssten jährlich 40.000 bis 50.000 neue Wohnungen entstehen. Doch die Realität sieht anders aus. Mit nur 42.000 fertiggestellten Einheiten im Jahr 2023 und einer prognostizierten Reduktion auf 36.000 für 2024 setzt sich der Abwärtstrend fort – ein Rückgang um 15 Prozent, der sich bis 2026 weiter verschärfen könnte. Besonders alarmierend ist die Lage in Ballungszentren wie Wien, wo sowohl der frei finanzierte Wohnbau als auch die Zahl der Baubewilligungen drastisch einbrechen. Die Folge: Eine sich verschärfende Wohnungsnot treibt die Mieten in immer neue Höhen – eine Belastung, die den Druck auf Wohnungssuchende weiter erhöht.

Die Gemeinnützigen – Schlüssel aus der Wohnungskrise

Gemeinnützige Bauvereinigungen spielen eine Schlüsselrolle bei der Bereitstellung von leistbarem Wohnraum in Österreich. Jährlich entstehen durch sie rund 15.000 neue Wohnungen, deren Mieten im Durchschnitt 28 Prozent günstiger sind als jene bei privaten Vermietern. Dadurch profitieren die Bewohnerinnen und Bewohner von einem Mietvorteil von insgesamt 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. Über Jahrzehnte hinweg hat die Wohnbauförderung für sozialen Ausgleich und qualitativ hochwertigen Wohnraum gesorgt. Doch sinkende Fördermittel und steigende Baukosten setzen diese zentrale Säule der österreichischen Wohnungspolitik zunehmend unter Druck.

Heute um 17:30 der Runde Tisch zum Thema „Leistbares Wohnen“ auf oe24.tv

Klaus Baringer, Obmann des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen:
„Sie schaffen jährlich rund 15.000 leistbare Wohnungen. Die Mieten in diesen Wohnungen sind im Durchschnitt um 28 Prozent billiger als bei Wohnungen der privaten Vermieter. Das bringt den Bewohnerinnen und Bewohnern einen Mietvorteil von 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. Wir brauchen aktuell aber dringend nachhaltige Maßnahmen, um diese Leistung aufrechterhalten zu können. Eine Anhebung der Wohnbauförderung und eine Wiedereinführung der Zweckbindung der Wohnbauförderung sind daher das Gebot der Stunde.“

Alexander Scheuch, Geschäftsführer der Rustler Immobilientreuhand GmbH:
„Angebot und Nachfrage entscheiden über Preisentwicklungen, und nicht etwa politische Eingriffe oder Regularien. Die gewaltige Dynamik im Mietwohnungssegment in den letzten beiden Jahren erklärt sich auch aus der herausfordernden Situation bei der Finanzierung von Eigentum. So haben wir alleine seit Juli 2023 bis dato bereits über 1.400 Mietwohnungen in ganz Österreich vermittelt. Um die Nettomietpreisentwicklung stabilisieren zu können, ist ein entsprechendes Wohnungsangebot für die gestiegene Nachfrage unerlässlich. Ein hohes Angebot hat neben dem gemeinnützigen Wohnbau wohl die beste preisdämpfende Wirkung.“

Michael Priebsch, Leiter Großvolumiger Wohnbau Erste Bank:
„Die gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBVs) und leistbares Wohnen sind ein Erfolgsmodell – wir als Erste Bank sind stolz, einen Beitrag leisten zu können.“

Josef Muchitsch, Abgeordneter zum Nationalrat (SPÖ) und Bundesvorsitzender der Gewerkschaft BAU-HOLZ:
„Wann, wenn nicht jetzt, in leistbaren Wohnraum investieren! Die Politik muss endlich handeln und spürbare, ehrliche Maßnahmen ergreifen. Leistbares Wohnen ist die Antwort auf die Teuerung und ein Impuls für Arbeitsmarkt und Wirtschaft. Mit nachhaltigem Neubau und notwendigen Sanierungen setzen wir auch klimapolitische Akzente und senken den Energieverbrauch – denn die günstigste Energie ist die, die wir gar nicht erst verbrauchen. Leistbares Wohnen steht für sozialen Frieden, nachhaltige Entwicklung und eine sichere Zukunft für alle in Österreich.“ 

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