"Always Looking Up"

Amoklauf der Nerven

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Hollywoodstar Michael J. Fox schildert in einer Autobiografie sein Leben mit Parkinson. „Always Looking Up“ ist Platz 2 in den „New York Times“-Charts.

Es schien ein ganz normaler Morgen für Hollywoodstar Michael J. Fox. Obwohl nur 162 Zentimeter groß, hatte er es mit Charisma, Good Looks und harter Arbeit an die Spitze der Filmindustrie geschafft: Drei Episoden von Back to the Future füllten Kinokassen, The Secret of My Success wurde zum Klassiker unter den romantischen Komödien. Doch da war dieses eigenartige Zwicken in seinem kleinen Finger. Er ahnte nicht, dass das seltsame Kribbeln der Vorbote zu einer devastierenden Diagnose war: Parkinson, im Alter von 29 Jahren.

Opfer
Fox ist das prominenteste Opfer eines niederträchtigen Leidens: Die Kommunikation zwischen Gehirn und Nervenzellen wird zunehmend gestört. Beeinträchtigt sind zuerst Muskelbewegungen und das Sprechen. Am Ende wird der Körper einfach abgeschaltet.

Jetzt hat Fox seinen Leidensweg und sein mutiges Leben in der Biografie Always Looking Up: The Adventures of an Incurable Optimist festgehalten. Amerika zeigte sich bewegt: Seit Wochen rangiert der Bestseller unter den Top-10 der New York Times-Charts.

Außer Kontrolle
„Es ist schon ironisch“, nimmt der glücklich mit Tracy Pollan verheiratete Vater von vier Kindern Bezug auf die ersten Symptome im kleinen Finger, „der ist jetzt der Einzige, der stillhält – während der Rest meines Körpers außer Kontrolle ist.“ Sein Körper habe nur dann Frieden, schreibt Fox, wenn er schläft: „Geringe Gehirnaktivität heißt, dass wenige Neutronen auf die Nervenzellen schießen – in meinem Fall eher danebenschießen.“ Das Drama beginne schließlich, noch bevor er selbst richtig munter werde: „Ich bin noch im Dämmerzustand, doch mein Körper hat bereits die Befehle erhalten, sich zu verrenken, zu verdrehen und zu winden.“

Heilmethode
Fox ist der Mentor bei der Jagd nach einer Heilmethode: Seine Michael J. Fox Foundation for Parkinson’s Research pumpt mehr Geld in die Forschung als jede andere Privatstiftung. Er setzt sich vehement für die Freigabe der Stammzellenforschung ein – und wurde dadurch im Präsidentschaftswahlkampf zur Zielscheibe der religiösen Rechten. Was für eine Genugtuung, als er mit zwei Millionen in D. C. den Amtsschwur von Barack Obama erlebte: Fortan darf mit Stammzellen experimentiert werden – die einzige Chance, die Krankheit zu besiegen.

Der Hollywoodstar ließ sich nie unterkriegen vom täglichen Amoklauf seiner Nervenzellen. Er führt sogar aus, dass er optimistischer, zufriedener und glücklicher ist als je zuvor. Schließlich gebe ihm seine Familie so viel mehr, „als Parkinson je von mir nehmen kann“.

Fox breitet seine Odyssee fesselnd, witzig und berührend aus: Er beschreibt den Kampf gegen Alkoholismus und erzählt skurrile Anekdoten über Kollegen. Doch die ganz alltäglichen Herausforderungen des Parkinson-Kranken fesseln am meisten: „Ich erspare euch Details meines Klobesuchs“, sagt er. „Nur eines: Mit Parkinson ist es sinnvoll, die Klobrille hochzuklappen.“

Kein Kinderspiel
Und auch Zähneputzen sei kein Kinderspiel: „Ich führe die Zahnbürste mit beiden Händen in den Mund, wodurch eine Kraft entfesselt wird, als lasse man bei einer Steinschleuder los.“ Wie er die Bürste dann wieder aus dem Mund bekommt? „Das sieht aus, als würde ich einem Angreifer das Messer entreißen wollen.“

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