Flucht. Warum sie nach dem Tod ihres "Zilks" die Feiertage allein im Ausland sein will, verrät Dagmar Koller im sehr berührenden Talk .
Es war das schwerste Jahr ihres Lebens, und jetzt ist Dagmar Koller (69) am Ende ihrer Kräfte angelangt. „Ich fliege über Weihnachten und Silvester allein ganz weit weg, denn ich muss endlich Trauerarbeit leisten“, erklärt die tapfere Witwe im Interview mit ÖSTERREICH. Denn nach dem Tod ihres geliebten Zilk am 24. Oktober, seinem Staatsbegräbnis am 8.11. und den damit verbundenen Erledigungen ist Koller am Limit. „Ich war jetzt eine Woche krank. Denn es war ja klar, dass mein Körper irgendwann nicht mehr mitmacht.“ Deshalb hat sie sich für die nächsten zwei Wochen strikte Einsamkeit auferlegt. „Wenn ich mit meiner Familie oder Freunden Weihnachten feiern würde, dann gäbe es nur ein Gesprächsthema. Den Zilk und seinen Tod. Das schaffe ich nicht mehr.“
In einem sehr offenen und tief berührenden Gespräch mit ÖSTERREICH erklärt die beliebte Entertainerin erstmals, warum sie Zilks Tod hat kommen sehen und jetzt allein auf eine Insel flüchten muss:
ÖSTERREICH: Wie werden Sie Weihnachten und Silvester verbringen?
Dagmar
Koller: Ich fliege ganz weit weg. Dorthin, wo mich keiner kennt. Ich
muss jetzt raus aus dieser Atmosphäre hier in Wien, wo mich alles an den
Helmut erinnert. Ich muss mich jetzt ganz allein der Trauerarbeit stellen,
sonst schaffe ich das alles nicht mehr.
ÖSTERREICH: Sie wollen den Heiligabend wirklich allein verbringen?
Koller:
Ich muss! Es haben mir zwar viele Freunde angeboten, Weihnachten mit ihnen
zu verbringen, aber es ist doch so ein schönes Fest, das ich keinem mit
meinem Schmerz vermiesen möchte. Wenn ich so weitermache wie bisher, habe
ich Angst, eine larmoyante alte Frau zu werden. Deswegen ist es wichtig,
dass ich mich der Trauer stelle. Ganz allein. Intensiv. Diese Auszeit muss
ich mir nehmen. Denn ich muss jetzt ein bisschen Abschied nehmen.
ÖSTERREICH: Wäre es nicht besser, eine gute Freundin mitzunehmen?
Koller:
Nein, auf keinen Fall. Denn dann würden wir doch wieder über das ewig
gleiche Thema reden. Mir macht es wirklich nichts aus, Weihnachten allein zu
sein. Die letzten Wochen haben mir viel mehr zugesetzt, als ich je für
möglich gehalten hätte. Dann hat plötzlich mein Körper nicht mehr
mitgemacht, und ich war eine Woche krank, konnte nicht reden. Stellen Sie
sich das vor! Dabei gab es doch noch so viel zu erledigen. Auch das war ein
Zeichen für mich, dass mein Körper nicht mehr kann.
ÖSTERREICH: Die Vorweihnachtszeit muss unendlich traurig für Sie sein.
Normalerweise wären Sie mit Helmut Zilk nach Portugal geflogen...
Koller:
Ja. Dort ist ja alles auf Weihnachten hergerichtet für meinen Mann (kämpft
mit den Tränen). Nach Portugal werde ich lange nicht fahren können ... Ich
hoffe, dass ich in den nächsten zwei Wochen wieder Kraft schöpfen kann.
ÖSTERREICH: Dabei waren Sie in den letzten Wochen so tapfer.
Koller:
Wissen Sie, ich habe ja damit gerechnet, dass es bald so kommt. Die
letzten Jahre waren so schlimm. Es war ein schweres Leben. Der Zilk und ich,
wir haben beide gekämpft und niemandem gezeigt, wie es uns wirklich geht und
wie es in uns aussieht. Meine Zeit mit ihm war wunderschön. Jetzt tanke ich
über Weihnachten und Silvester wieder Kraft, und dann verspreche ich euch,
dass ihr mich 2009 wieder so wie eh und je erleben werdet. Ich kriege mich
wieder hin!
Foto: (c) Elisabeth Niesner