Selten gönnt sich Gürtler eine Auszeit. Immer dabei, Terrier Augustin.
Sie ist wie immer perfekt gekleidet, die Frisur sitzt und als uns Elisabeth Gürtler zum Sommergespräch empfängt, fällt wieder einmal auf, dass die 59-jährige Hotelchefin eine Figur hat, die junge Frauen neidvoll erblassen lässt. Vor Festspielstart in Salzburg hat sich die erfolgreiche Gastgeberin eine Woche bei Freunden auf dem Schiff „zur Ruhe verdonnert.“
Denn Stillstand, Urlaub und Entspannung sind ihre Sache nicht. „Ich brauche eine Grundanspannung im Leben“, verrät die zweifache Großmutter im MADONNA Interview.
Einblicke
Und sie spricht zum ersten Mal über eine mögliche
Hochzeit mit ihrem langjährigen Lebensgefährten, Theaterstar Helmuth Lohner.
Sie sind mit dem Hotel Sacher die wichtigste Gastgeberin in Salzburg.
Was bedeuten Ihnen persönlich die Festspiele
Elisabeth
Gürtler: Das ist die wichtigste Zeit für unser Hotel, weil wir zu
den Festspielen wirklich den Profit machen, den wir brauchen, um all das
investieren zu können, was ein Luxushotel braucht. In Wien haben wir das
ganze Jahr über Saison, aber in Salzburg ist nur zur Festspielzeit die
Nachfrage groß. Im Sommer ist Salzburg wirklich der Mittelpunkt der Welt!
Mittlerweile kommen Gäste aus aller Herren Länder zu uns. Sogar die
Libanesen haben Salzburg entdeckt. Aber ganz besonders freue ich mich
natürlich auf unsere österreichischen Gäste wie den Generaldirektor Eder von
der Voest, den Unternehmer Schwarzkopf und viele mehr, die bei mir immer
Vorrang haben.
Sind die Festspiele auch gleichbedeutend mit sehr viel Stress?
Gürtler:
Ich habe eigentlich gar nicht so viel zu tun, weil das meiste meine
Mitarbeiter, vor allem Frau Kammerhofer –die Hoteldirektorin in Salzburg –
macht. Ich engagiere mich sehr bei Umbauten und neuen Suiten, und freue
mich, wenn ich Stammgäste treffe, mit denen man am Abend in der Bar auch mal
ein Glas Champagner trinkt.
Sie arbeiten vor allem mit Frauen zusammen...
Gürtler: Wissen
Sie, Frauen identifizieren sich viel mehr mit ihren Aufgaben und erledigen
ihren Job mit viel mehr Emotionen als Männer. Ich arbeite sehr gern mit
Frauen zusammen, weil auch die Kommunikation mit ihnen eine andere ist.
Schlafen Sie in Salzburg eigentlich immer noch auf einem Notbett, wenn
kein Zimmer frei ist?
Gürtler: (Lacht) Das habe ich
jahrelang gemacht und mir neben dem Büro eine Dusche einbauen lassen. Aber
jetzt habe ich eine Dienstwohnung von unserem früheren Direktor, und muss
nicht mehr ständig übersiedeln.
Sie sind dieses Jahr 59 geworden, scheinen aber gar nicht ans
Leisetreten zu denken.
Gürtler: Wenn die Leute zu
mir sagen, bis zur Pension habe ich nur noch ein Jahr, dann sage ich immer:
,Um Gottes Willen!‘ Denn ich finde, man braucht im Leben eine gewisse
Anspannung, die Spannung erzeugt. Ich weiß nicht, ob Sie das schon mal
bemerkt haben: aber wenn man entspannt ist, wirkt man gleich müder. Ich
finde, eine grundsätzliche Anspannung gibt Leben. Im Gesicht und im Körper.
Trotzdem müssen auch Sie zwischendurch Kraft tanken.
Gürtler:
Ich gehe täglich um sechs Uhr früh schwimmen, und verlasse jede
Abendgesellschaft um elf. Zwei Mal im Jahr mache ich eine Woche Urlaub.
Jetzt gerade war ich bei Freunden auf einem Schiff, denn dort bin ich zum
Nichtstun, zur Ruhe verdonnert (lacht). Das genieße ich sehr. Aber länger
halte ich es ohne Mails und Telefon auch nicht aus. Denn ich bin ein Mensch,
der dazu neigt, wenn er loslässt, zu hundert Prozent loszulassen.
Verreisen Sie nicht mit Ihrem Lebensgefährten, dem Schauspieler
Helmuth Lohner?
Gürtler: Letztes Jahr waren wir auf
dem Clubschiff „Aida“. Dort war schon sehr viel Trubel. Und mein Mann macht
gerne große, abenteuerliche Reisen. Dafür habe ich aber zu wenig Urlaub. Und
wenn ich mir vorstelle, dass ich auf den Berg in Tibet, den Kailash, gehen
und in einem Zelt schlafen soll, dann würde ich in einem schlechteren
Zustand wieder zurückkommen. Das ist nichts für mich. Ich brauche ein
gewisses Maß an Zivilisation. Diese Abenteuerlust habe ich nicht. Auch der
Jakobsweg, den er schon gegangen ist, wäre nichts für mich. Diese
Spiritualität empfinde ich nicht.
Sie sind seit 17 Jahren ein Paar, nennen Helmuth Lohner „mein Mann“.
Ist Hochzeit noch ein Thema für Sie?
Gürtler: Das
ist nicht ausgeschlossen. Vielleicht sagen wir von einem Tag auf den anderen
„Ja“ (lacht). Ich finde, man muss immer spontan sein. Aber vorstellen kann
ich mir das schon. Warum nicht?
Herr Lohner spielt heuer in Mörbisch, Sie sind in Salzburg. Werden Sie
sich da überhaupt zu Gesicht bekommen?
Gürtler:
Wir treffen uns immer wieder in Wien, weil ich ja nicht durchgängig in
Salzburg bin. Und er kommt sicher auch nach Salzburg.
Ihre Kinder Alexandra und Georg sind auch im Hotel tätig. Wann geben
Sie das Zepter ab?
Gürtler: Wenn sie das wollen:
jederzeit. Aber ganz zurückziehen kann ich mich nicht. Ich habe ja noch das
„Astoria“ Hotel in Tirol. Dann würde ich mich eben um das kümmern. Denn ohne
Arbeit bin ich nicht glücklich. Ich bin auch der Meinung, dass man Ziele
haben muss im Leben.
Und Träume auch?
Gürtler: (überlegt
länger) Ich habe eigentlich keine Träume, die ich mir nicht erfüllen kann.
Oh doch, einen. Ich hätte gern mehr Zeit für meine Enkel (Florina, 4, und
Valentin, 2, Anmerkung). Ich habe sie oft morgens in der Früh bei mir, und
die zwei sind wirklich entzückend. Und ich hätte gern mehr Zeit für meinen
Hund Augustin. Der ist jetzt schon vierzehn Jahre alt und leidet sehr unter
der Hitze. Ich habe zuhause gerade zwei Zimmer für ihn klimatisieren lassen,
damit er mir noch lang erhalten bleibt.