Ein Welthit kommt nicht alle Tage aus Österreich: Opus gelang dieses Kunststück mit "Live Is Life".
Gitarrist Ewald Pfleger, aus dessen Feder der Gassenhauer stammt, feiert am 6. Mai seinen 70. Geburtstag. Seine Karriere lässt er zu diesem Anlass in Buchform Revue passieren. Der Titel ist nur logisch: "Live Is Life - Mein Leben mit einem Welthit". "Es sind unglaubliche Sachen passiert, die einen teilweise sprachlos gemacht haben", sagt der Burgenländer im APA-Interview.
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Mitte der Achtziger eroberte die Hymne über das Live-Musizieren die Hitparaden in Ländern wie Österreich, Deutschland, Schweden und Frankreich. Goldene Schallplatten gab es dafür auch in Großbritannien und den USA. Noch heute wird der Song in Stadien gespielt und via YouTube täglich bis zu drei Millionen Mal gehört. Damit nicht genug: Die am häufigsten bei Musikplattformen aufgerufene Version erzielte "mittlerweile 300 Millionen Streams", so der Gitarrist. Aber bis dahin war es für den in Ollersdorf in eine musikalische Familie geborenen Ewald ein weiter Weg.
Reich an wunderbaren Geschichten
Schon die Zeit vor "Live Is Life" ist reich an wunderbaren Geschichten. Pfleger beschreibt (mit Unterstützung des Autors Andy Zahradnik) zunächst seine Kindheit. Trotz Gitarrenwunsch war sein erstes Instrument ein Akkordeon, als Lehrer fungierte Franz Bachkönig, der Vater von Pflegers späterem Opus-Kollegen Walter (Bass). Ab 1968 verbrachte er im Programm für Begabtenförderung fünf Jahre im Kinderdorf in Pöttsching, wo er seine erste Band Smiling mitbegründete und erste Konzerte gab. Da hatte Pfleger schon längst das Instrument gewechselt.
"Mit elf Jahren habe ich zum ersten Mal Gitarre gespielt, aber natürlich sehr, sehr schlecht", schmunzelt Pfleger im APA-Gespräch. "Mein Cousin hat mir die ersten Griffe gezeigt. Mit 13 ist es dann richtig losgegangen, da haben wir Burschen im Kinderdorf beschlossen, Musik zu unserem Lebensmittelpunkt zu machen." 1973 erfolgte die Gründung von Opus, Ende 1978 zog die gesamte Band nach Graz, Herwig Rüdisser kam als Sänger dazu. Die Anekdoten rund um die frühen Jahre sind im Buch unterhaltsam festgehalten.
Portion Glück und Maradona
Zum Erfolg gehört auch eine Portion Glück, wie Pfleger bestätigt. Etwa nicht nur "Live Is Life" komponiert zu haben, sondern auch noch allein alle Rechte darauf zu besitzen: "Das ist außergewöhnlich im Musikbusiness." Die größten Erfolge feierte man (und feiert immer noch) mit "Live Is Life" in Europa, Amerika und Lateinamerika. "In Mexiko haben wir die meisten Fans, auch sehr viele in Peru, Kolumbien, Brasilien, Argentinien und wie die Länder alle heißen. Das ist schon ungewöhnlich. Dazu beigetragen hat natürlich auch Maradona." Von diesem existiert ein Video, in dem er zum Opus-Song Kunststücke mit dem Fußball vorführt, wie im Buch nachzulesen ist.
Fußballtrainer Jürgen Klopp hat sich einmal als "the normal one" bezeichnet. Diese Beschreibung passt auch auf Ewald Pfleger. Wie hat er es geschafft, ein solcher trotz des Welthits zu bleiben? "Am Boden gehalten hat mich vor allem meine Frau. Wir sind mittlerweile seit 49 Jahren zusammen", antwortet der Musiker. Es sei sicher auch hilfreich gewesen, vor "Live Is Life" in Österreich bereits Hits wie "Eleven" und "Flying High" verbucht zu haben. "Dadurch haben wir eine Basis für ein normales Miteinander geschaffen. Wir sind alle nicht abgehoben und haben es nicht überschätzt, dass wir in Amerika auf Tour gehen und in Moskau auftreten."
Plan "voll aufgegangen"
Neu könnte für manche Leserinnen und Leser des Buches sein, dass Pfleger u.a. auch für Hits von KGB alias Kurt Gober Band ("Motorboot") mitverantwortlich war. "Die Nummer ist am Stammtisch im Gasthaus durch einen Witz entstanden", sagt er. In seinem eigenen Studio "Recorder" arbeitete er mit Acts wie STS, Fendrich, Opus, EAV, Gazebo und den Bingoboys. Sohn Paul ist als Produzent tätig. Und mit The Schick Sisters & Opus Band wird er weiter auf der Bühne stehen.
Und wie würde der baldige Jubilar seine Karriere abschließend in einem Satz zusammenfassen? Pfleger muss nicht lange überlegen: "Ich kann mich glücklich schätzen, dass der Plan, den wir als Jugendliche gehabt haben, von der Musik leben zu können, voll aufgegangen ist."