Gegen den Ärger

Fendrich-Comeback auf Mallorca

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Im Dezember muss er vor Gericht, auf Mallorca versucht er das Comeback. ÖSTERREICH-Besuch auf Mallorca – dem Rückzugsort von Rainhard Fendrich.

Deutsche Stars wie Boris Becker und Dieter Bohlen wohnen in seiner Nachbarschaft und genießen ihre Anonymität: Im Innenland nahe der Stadt Arta in der idyllischen Region Capdepera, umringt von Pinienwäldern, hat sich Rainhard Fendrich (54) einen Rückzugsort geschaffen. Hier, auf seiner neuen Miet-Finca mit 6.000 Quadratmetern Grundstück, arbeitet er derzeit an seinem neuen Album und genießt die Sonnenuntergänge mit seiner Verlobten Ina-Nadine Wagler (36). Nur ein schmaler, staubiger „Camino“ (Weg) führt zu seinem Haustor – das Haus selbst liegt weit außer Sichtweite.

Und hier, weit weg von Österreich, bleibt ihm der Wirbel um die Anzeige der Wiener Staatsanwaltschaft wegen falscher Zeugenaussage in einem Koks-Prozess 2006 erspart. „Er ist zuversichtlich, dass sein Anwalt die Sache klären will“, erzählt ein Freund, der vor wenigen Tagen mit ihm telefoniert hat. Deswegen habe er sich auch entschlossen, zu den Anschuldigungen nicht Stellung zu beziehen.

Comeback-Konzert
Er bereitete sich lieber auf sein Benefizkonzert mit der Kölner Kultband Bläck Fööss am Samstag im Theater von Capdepera, in Cala Ratjada, vor. „Wir machen dieses Benefizkonzert für sozial schwache Menschen in Capdepera. Man glaubt gar nicht, wie viele Leute hungern“, erzählt er im Talk mit dem Mallorca Magazin.

Fendrich im Interview: "Wenn ich Zeit hab, bin ich hier"

Fendrich trat mit der Kölner Kult-Band „Bläck ­Fööss“ auf Mallorca auf. Vorab gab er dem „Mallorca Magazin“ ein Interview. Über Musik, sein neues Leben, sein Mallorca.

Wie kam es zu dem ungewöhnlichen Konzert?
Rainhard Fendrich: Wir wollten die Veranstaltung eigentlich im neuen Kulturzentrum in Cala Rajada machen, da hätten 400 Leute reingepasst. Man hat uns versichert, dass es im September fertig gebaut ist. Das ist aber leider nicht so. In Capdepera haben nun nur etwa halb so viele Gäste Platz. Da wir aber schon so weit waren, haben wir gesagt, wir machen dieses Benefizkonzert für sozial schwache Menschen in Capdepera. Man glaubt gar nicht, wie viele Leute hungern. Der Reinerlös wird zwar nicht so ausfallen wie ursprünglich geplant, aber wir wollen einen Anfang machen.
Erleben wir Rainhard Fendrich mit perfektem kölschen Gesang?
Fendrich: Also, Kölsch werde ich nicht lernen. Ich bin aber ein bisschen neidisch, weil die Kölner Szene eine sehr gut funktionierende Infrastruktur hat, was ihre Sprache betrifft. Das vermisse ich ein bisschen in Österreich. Ich bemerke das bei unseren Nachwuchskünstlern, die ja vor allem aus Castingshows entstehen. Bedauerlich, weil man ihnen die Basis nimmt. Den Weg nach oben muss man zu Fuß gehen, nach unten kann man dann den Lift nehmen. Man versucht auch sehr, sich an erfolgreiche, hochdeutsch singende Künstler anzupassen und verliert etwas die eigene Identität. Es gibt keinen Nachwuchs für den Austropop mehr und auch keine Plattform. Mundart muss es ja nicht unbedingt sein, aber es kann doch österreichisch gefärbte Musik sein. Aber das sei heute nicht mehr gefragt, sagen die Leute in den Plattenfirmen, die darüber bestimmen, wie der Markt sich zu verhalten hat.
Sie waren früher in Sóller ansässig und verbringen inzwischen viel Zeit in Ihrem Haus bei Artà, oder?
Fendrich: Ja, wenn ich länger als eine Woche Zeit habe, dann bin ich hier. Mir gefällt es einfach, es wird auch nicht langweilig. Ich habe ein sehr schönes Umfeld, ich bin umgeben von netten Menschen, was mir sehr wichtig ist. Ich fühle mich ein bisschen wie ein Fremder, der die Kultur respektiert, in der er lebt, aber ein wenig auch seine eigene haben will.
In den vergangenen zwei Jahren waren Sie beruflich sehr aktiv. Sie haben viele Konzerte gegeben, Theater gespielt und moderiert. Was kommt jetzt?
Fendrich: Ich arbeite an einem neuen Album. Wie lange es dauert, das bestimmt die Zeit. Das Wort Abgabetermin ist aus meinem Wortschatz gestrichen.

Lokalaugenschein
ÖSTERREICH traf in Fendrichs Lieblingskneipe Casa Nova, wo er fast jeden seiner Abende verbringt, seinen Nachbarn und besten mallorquinischen Freund Max Stebegg. Ein Exil-Steirer, der die Bar in der Paseo Colon 12 betreibt. Stebegg organisiert auch das mit 206 treuen Fans ausverkaufte Benefiz-Konzert zugunsten armer Einwohner. „Rainhard geht es gut – er hat ja auch keinen Grund, sich Sorgen zu machen“, bricht der steirische Lokalbesitzer eine Lanze für seinen Nachbarn und Intimus. „Er hätte sich eine bessere Presse verdient, weil er hier viel Gutes tut.“ Auf Mallorca ist auch dem Publikum jedenfalls egal, was die Wiener Szene über den Barden unkt. Das Konzert war seit Wochen ausverkauft.

„Wir haben gleichzeitig den Saisonabschluss gefeiert, weil ich jetzt das Lokal zusperre“, berichtet der Casa-Nova-Chef ÖSTERREICH. Und da gab es auch keine Sperrstunde. Stebegg: „Das muss man sich vorstellen wie bei Prince. Sein Konzert dauert 50 Minuten, die After-Show-Party drei Stunden. Wir haben das von Prince gelernt...“

Neue Heimat Mallorca?
Schon munkeln Freunde, Rainhard Fendrich wolle nicht mehr länger in Österreich leben, sondern auf Mallorca bleiben. Hier, wo ihm keiner die Vergangenheit vorhält. „Rainhard ist ein Künstler und Freigeist – es ist gut vorstellbar, dass er sich auf Mallorca wohl fühlt“, kann sich Ex-Frau Andrea zu ÖSTERREICH einen längeren Aufenthalt gut vorstellen.

Das Mietshaus in Breitenfurt (Niederösterreich) steht schon seit Sommer leer. „Dort brennt nie Licht“, bestätigt eine Anwohnerin. Nur wenn Fendrich in Österreich Auftritte absolviert, zieht er sich in das Refugium zurück – und pflegt am liebsten seinen Garten. Vom Society-Rummel hat er die Nase gestrichen voll.

Bereits am 15. Dezember 2008 verabschiedete er sich bis Mai in eine erste Auszeit auf Mallorca. Managerin Rehling damals: „Dort kann er seinen Kopf frei bekommen.“

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