Gerry Keszler

"Zu Safer Sex gehören immer zwei!"

17.04.2009

HIV-Skandal! Life-Ball-Chef Gery Keszler nimmt "No Angel"-Nadja in Schutz.

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© Elisabeth Niesner/ÖSTERREICH
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Aktuell hat No Angels-Sängerin Nadja Benaissa (26) Hoffnung, noch vor dem Wochenende aus der U-Haft entlassen zu werden. Dann könnte die HIV-kranke Mutter der 9-jährigen Leila – sie sitzt wegen gefährlicher Körperverletzung im Knast – ihren 27. Geburtstag in Freiheit begehen. Benaissa soll angeblich drei Männer (in deutschen Medien ist sogar von 20 die Rede; einer ist angeblich mit dem Aids-Virus infiziert) wissentlich mit HIV angesteckt haben.

Im März 1999 hat Nadja – infiziert habe sich die Ex-Crack-Abhängige im Drogenmilieu – den positiven Aids-Test erhalten, erzählt nun ihr Ex-Freund Mbodji (38) in der B.Z.: „Ich habe sie dann einfach nur in den Arm genommen, wir haben beide geweint.“ Er selbst ist nicht positiv.

Vorbild
2007 tanzte sie mit den No Angels am Life Ball. Im Interview mit ÖSTERREICH nimmt Mastermind Gery Keszler die Sängerin in Schutz:

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zum Fall Nadja Benaissa?
Gery Keszler: Noch weiß niemand über Details und Umstände Bescheid. Die Hexenjagd hat aber schon begonnen und die Verurteilung scheint in den Köpfen bereits festzustehen. All das, bevor alle Wahrheiten auf dem Tisch liegen.

ÖSTERREICH: Wie schwerwiegend ist Ihrer Meinung nach ein solches „Verbrechen“? Ist es eines?
Keszler: Die Tragweite dieses Dramas ist in keinster Weise zu verharmlosen. Gerade Personen öffentlichen Lebens müssen sich der Rolle als Vorbildfunktion für Jugendliche – im Falle der No Angels, als Popstars – bewusst sein. Von Verbrechen im herkömmlichen Sinne ohne Verurteilung zu sprechen, ist reine Sensationslust. Vielmehr sollte der Auftrag an die Medien sein, aus aktuellem Anlass besonders die Jugend darauf aufmerksam zu machen, dass ungeschützter Sex in allen Bereichen der Gesellschaft ein Risikoverhalten darstellt und wirklich jeden treffen kann.

ÖSTERREICH: Die No Angels waren schon Stargäste am Life Ball. Welchen Eindruck hatten Sie?
Keszler: Sie haben sich extrem engagiert gezeigt. Die Interviews, die sie gegeben haben, zeigten von Reife und starkem Wunsch zur Bewusstseinsschaffung für den Kampf gegen Aids. Leider Gottes sind oft Momente, bei denen geflirtet wird, wo man in Partylaune ist, dazu noch in Kombination mit Alkoholkonsum, die Ursache für Bereitschaft zu ungeschütztem Verkehr und Anlass für eine Tat, die man später den Rest seines Lebens bereut. Vielleicht hat das Nadja zu ihrem verhängnisvollen Blackout geführt.

ÖSTERREICH: Was empfinden Sie für Nadja? Mitleid, Verständnis?
Keszler: Bisher wurde in der Medienberichterstattung vergessen, dass zu Safer Sex mindestens zwei Menschen gehören. Jeder ist für sein sexuelles Verhalten selbst verantwortlich. Deshalb macht es mich auch besorgt, dass der infizierte Mann zum Märtyrer erklärt wird, der wahrscheinlich keine Sekunde daran gedacht hat, sich zu schützen. Gerade deswegen empfinde ich Betroffenheit für sie und alle, deren Leben sich durch diese Situation der Unvernunft auf immer verändern wird.

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