Berührendes Interview

Hannes Androsch: Krebs-Angst um Sohn

30.10.2011

Hannes Androsch spricht über seine Angst: Leukämie-Verdacht bei Gregor (14).

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Lange hielt Hannes Androsch die Existenz seines Sohnes (14) geheim, weil er ein außereheliches Kind ist. Nun erzählt  er erstmals von Gregors Krebsverdacht.
Seine Gefühle, sagt Hannes Androsch, habe er in einem inneren Tresor aufbewahrt. Genau in diesen Geldschrank durfte man gestern im Ö3-Frühstück bei mir mit Claudia Stöckl einen ungewöhnlich tiefen Blick werfen.
Geheime Familie. Denn erstmals erzählte der Ex-Finanzminister und Initiator des am Donnerstag startenden Bildungsvolksbegehrens von den schlimmsten Ängsten, die ein Vater haben kann: dem Verdacht, sein Sohn Gregor sei an Leukämie erkrankt.
Vor 14 Jahren war Androsch im Alter von 59 Jahren noch einmal Vater geworden, sein erster Sohn wurde geboren. Aus seiner (nicht geschiedenen) Ehe mit Brigitte hat Androsch zwei Töchter, Claudia (46) und Natascha (42). Seinen Sohn hielt der Industrielle lange geheim. Denn Gregor entstammte seiner ebenfalls diskreten Beziehung mit der Grazer Wirtschaftspsychologin Claudia Rothschedl (48).   
Alle Familien vereinen. Erst rund um seinen 70. Geburtstag im Jahr 2008 zeigte er Gregor erstmals offiziell – damals hegte er den Wunsch, seine ganze Familie irgendwann an einem Tisch zu vereinen, „das ist mir bis jetzt aber noch nicht gelungen“, gibt er heute zu.  
Und noch etwas gestand er im Interview auf Ö3: Wie sehr er sich um seinen Sohn sorgte, als dieser kurz vor einer niederschmetternden Diagnose stand: Leukämie. „Es waren schlimme Wochen für uns alle, als voriges Jahr der Verdacht aufkam, dass mein Sohn Leukämie haben könnte“, so der sonst so kühle Analytiker Androsch im Interview (siehe rechts). Mehrere übergangene Verkühlungen hatten das Immunsystem und damit die Knochenmarkaktivität des Buben so geschwächt, dass die Ärzte diesen Verdacht äußerten“, so Androsch, „zum Glück hat sich das nicht bestätigt.“
Seine zweite Familie in Graz hat er in sein Leben integriert. „Einmal pro Woche bin ich dort“, sagt er. Eine Lebensentscheidung zwischen ihr und seiner (ehelichen) Familie wollte er jedoch bis jetzt noch nicht treffen.  

,Wir dachten, es sei Leukämie‘ 

Wortlaut. Offen wie noch nie zuvor. Tausende Radiohörer staunten gestern über Ex-Finanzminister Hannes Androsch und sein Gespräch mit Ö3-Lady Claudia Stöckl. Neben seinem Bedürfnis, eine neue Bildungsinitiative zu schaffen, sprach er über seine persönlichen emotionalen Defizite und schweren Schicksalsstunden seines Lebens, den Leukämie-Verdacht bei seinem Sohn Gregor (14) aus Graz.
Über die Stunden vor der Untersuchung: Am Vorabend der Untersuchung bin ich nach Graz gefahren und am Weg dorthin hat mich Gregor angerufen und gesagt: „Weißt du, wenn du da bist, fühle ich mich sicher, weil du strahlst so eine große Ruhe aus.“ Er hat gespürt, es ist etwas Ernstes, ohne zu wissen, was genau. Und alleine die Anwesenheit hat für ihn Beruhigung – für ihn und hoffentlich auch für seine Mutter, die Claudia – bedeutet.   
Über den Krebsverdacht: Ich hab zwar Ruhe ausgestrahlt, aber natürlich gezittert. Der Verdacht kam auf, weil er eine Reihe an Verkühlungen und auch eine Grippe hatte und dadurch eine Schwächung seines Immunsystems und eine Unterfunktion seines Knochenmarks entstand. Man befürchtete, dass das ein Zeichen für Leukämie sei, was sich aber nicht bestätigt hat.
Über seine „geheime“ Familie: Dieses Erlebnis mag sicher auch dazu beigetragen haben, es stärker zu zeigen. Am Anfang hat sicher die Mutter unter unserem Verhältnis stärker gelitten.  
Über seine Gefühle: Ich trachte, gelassen zu sein, was aber dazu führt, dass ich meine Emotionen in einem Tresor verwahrt habe. Was oft in zwischenmenschlichen Beziehungen schwierig ist. Aber es ist auch ein Schutzverhalten, weil man fürchtet, sich verletzbar zu machen.

 

Bildungs-Begehren: Start am Donnerstag

Androsch startet das Bildungs-Volksbegehren – auch für seinen Sohn.
Wien. Am Donnerstag können Österreicher für bessere Schulen und Kindergärten unterschreiben. Hauptinitiator ist Hannes Androsch, der in seinem 12-Punkte-Katalog unter anderem eine flächendeckende Ganzta gesschule fordert und ein politisch unabhängiges Schulsystem.
Androsch fasste diesen Entschluss auch für Sohn Gregor. „Wir sind es dieser Generation schuldig.“ Unterschreiben kann man bis zum 10. November. Ab 100.000 Unterschriften muss sich der Nationalrat damit befassen. 

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