Mittwoch erscheint die Bio: Serafin redet offen – auch über seinen Krebs.
Als Kind mit der Familie vor den Russen aus Litauen flüchten zu müssen. Am Zenit der Sanges-Karriere mit dem Verlust der Stimme zu ringen – das alles sind Wendungen des Schicksals, die man eigentlich einem "Christkindl" nicht zuschreiben würde.
Am 24. Dezember wird Mörbisch-Prinzipal Harald Serafin 78. Rechtzeitig vor dem Geburtstag, den er wie immer im Kreise seiner Liebsten feiern wird, erscheint nächste Woche seine Biografie "Nicht immer war es wunderbar" (Amalthea Verlag).
Buch als Psychotherapie
Es ist das Ende eines langen,
anstrengenden Arbeitsweges, den er dafür hinter sich brachte, wie er im
ÖSTERREICH-Gespräch durchblicken lässt: "Ich bin glücklich, dass ich dieses
Buch schreiben konnte. Mit der Autorin Susanne Wolf, der ich sehr dankbar
bin, sind wir das über ein Jahr lang in Etappen durchgegangen!"
Ein emotionaler und gleichzeitig auch fast psychohygienischer Weg, wie es dann aus dem Operetten-Zampano herausplatzt: "Wichtig ist, dass man, wenn man solche Dinge wie ich erlebt hat, irgendwann darüber reden kann. Die Flucht mit meinen Eltern im Weltkrieg – immer die Front im Rücken... Mit dem Buch habe ich mich befreit. Jetzt fühle ich mich wunderbar, denn ich habe beim Schreiben Depressionen, Tränen, aber auch eine Art der Psychotherapie erlebt!"
Verlust der Stimme
Bis 1989 war Serafin ein vielgefeierter Star
an den großen Operettenbühnen. Bis zu jenem Tag, als er während seines
Volksopern-Auftritts bei der Otto-Schenk-Inszenierung von Nacht in Venedig
bestürzt merkte, dass etwas mit seiner Stimme nicht in Ordnung sei.
Im AKH wurde eine leicht ödematöse Verdickung des rechten Stimmbandes festgestellt. Aus dem Ödem wurde eine Plaquette, unter der sich ein Karzinom befand. Wochenlang nach der Operation war er stumm. Keiner traute sich, ihm zu sagen, dass er Krebs hatte, bis seine Ehefrau Ingeborg einen Arzt stellte, der ihr mitteilte: "Ja wussten Sie denn nicht, dass er ein Karzinom hatte?" Mit dieser Diagnose endete die Sängerlaufbahn des viel umjubelten Operettenstars.
"Für einen Sänger ist das die Höchststrafe! Nichts ist schlimmer als Krebs. Deswegen mache ich mich auch für Untersuchungen und dadurch bedingte Früherkennung so stark!", beschreibt Mr. Wunderbar die Dramatik dieses Lebensabschnitts. "Durch diese Operation ist zwar meine Stimme weg, aber nicht mein Leben!"
Schicksal annehmen
Ans Aufgeben dachte er nie. Vielmehr gab es
ihm Kraft für neue Aufgaben. So sieht er seine Intendanz in Mörbisch, die er
im Oktober 1992 aufnahm, als Wink des Schicksals, den er dankend aufnahm,
denn: "Man tut so viel – und es ist für die Katz. Das Schicksal schenkt
einem zwar nichts, aber es ist wichtig, es auch anzunehmen!"
Übrigens, wenn ihn sein Publikum als Mr. Wunderbar tituliert, dann ist es für den Träger des Professortitels eine Ehre: "Es ist für mich eine hohe Auszeichnung der Menschen!" Und die werden auch 2010 beim Zarewitsch zu ihrem Prinzipal nach Mörbisch pilgern...