Martin Rütter

Martin Rütter: "Hund kann erzogen werden"

06.04.2014

Die besten Hundeflüsterer. Martin Rütter ist der »Mann für alle Felle«. Jetzt kommt er mit seiner Show nach Österreich.

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Er ist DER Hundeversteher des deutschsprachigen Raums: Martin Rütter bringt wirklich jedem Hund Manieren bei. Seine Tipps.

Österreich-Tour. Gehorcht nicht, gibt's nicht! Wenn der gebürtige Duisburger Martin Rütter (44) sich eines Hundes annimmt, wird der wildeste Wolf zum zahmen Lämmchen. Denn Rütter ist DER Hundeflüsterer des deutschen Sprachraums. Jetzt kommt er mit seiner Bühnenshow Der tut nix nach Österreich.

Im Interview mit ÖSTERREICH am SONNTAG erklärt er die wichtigsten Grundregeln für ein funktionierendes Zusammenleben mit treuen Vierbeinern. Der größte Fehler beginnt oft schon bei der Auswahl des Hundes, so Rütter: "Eine Vielzahl der Probleme entsteht dadurch, dass sich etliche Menschen immer noch total naiv und unüberlegt einen Hund aussuchen. Die Auswahl geschieht dann überwiegend nach optischen oder emotionalen Kriterien." Er rät zu einer genauen Checkliste, bevor man sich ein bellendes Familienmitglied nach Hause holt.

Erziehungsprofi. Rütter, der Tierpsychologie studiert und die gewaltfreie Erziehungsmethode D.O.G.S. (Dog Orientated Guiding System) entwickelt hat, bezeichnet sich selbst als "Mann für alle Felle". Denn er zeigt, wie man spielerisch jeden Hund erziehen kann. Drei Kardinalfehler seien es, die bei der Hundeerziehung oft passieren: "Die extreme Vermenschlichung von Hunden, mangelnde Konsequenz bei der Erziehung und fehlende Beschäftigung der verspielten Tiere." Rütters gute Nachricht: Egal wie schwierig so mancher Hund sich im Zusammenleben auch herausstellt, "der Fall des unerziehbaren Hundes existiert zum Glück nicht so oft".

ÖSTERREICH: Wenn Sie Hundeerziehung erklären, klingt es einfach. Aber warum scheitern so viele Hundebesitzer daran, ihren Hund zu erziehen?

Rütter: Weil wir Hundemenschen, ich schließe mich da ja gar nicht aus, eine sehr emotionale Bindung zu unseren Hunden haben. Wir lieben unsere Vierbeiner abgöttisch. Das macht uns aber auch betriebsblind und anfällig für Schwäche. Wenn wir nicht mehr möchten, dass der Hund immer am Essenstisch bettelt, dann dürfen wir ihm einfach nichts mehr geben. Wenn er uns dann aber mit seinem traurig-süßen Blick bezirzt, lassen wir uns erweichen. Es fällt uns einfach wahnsinnig schwer, konsequent zu bleiben. Dazu kommt, dass viele Menschen nicht gelernt haben, ihre Hunde richtig zu lesen. Sehr häufig interpretieren sie das Verhalten und die Signale ihres Hundes falsch. Ich helfe daher den Menschen im Grunde genommen bei der Übersetzung der Hundesprache.

ÖSTERREICH: Was sind die häufigsten Fehler, die Hundehalter machen?

RüTTER: Es gibt drei Kardinalfehler: Die extreme Vermenschlichung, denn diese schürt Erwartungen, die der Hund niemals erfüllen kann. Ein Hund kann nicht denken und handeln wie ein Mensch. Dazu kommt, wie ich bereits erwähnte, mangelnde Konsequenz. Menschen stellen Regeln auf, gehen dann aber zu lax mit diesen um. Immer sonntags darf der Hund mit am Frühstückstisch sitzen und bekommt sein Leberwurstbrötchen, an den anderen Tagen aber nicht. Das kapiert kein Hund und es verunsichert ihn nur. Ein Hund benötigt klare Regeln, nur so kann er Vertrauen zu seinem Menschen auf bauen und sich auch in schwierigen Situationen auf ihn verlassen. Und ein weiteres Problem ist die mangelnde Beschäftigung. Hunde benötigen körperliche und geistige Auslastung. Ein monotoner Spaziergang, bei dem nichts wirklich Spannendes passiert, ist für viele Hunde stinklangweilig. Sie gehen dann oft ihrer eigenen Wege.

ÖSTERREICH: Kann man wirklich jeden Hund erziehen?

RüTTER: Im Grunde schon. Der Fall des unerziehbaren Hundes existiert zum Glück nicht so oft. Wenn aber die Mensch-Hund-Beziehung durch Kommunikationsmissverständnisse so belastet ist, dass ein Zusammenleben nur noch Stress für beide Parteien bedeutet, muss man in Erwägung ziehen, den Hund in eine andere Umgebung abzugeben. Wenn ein Mensch beispielsweise bei Aggressionsproblemen sehr große Angst vor seinem Hund hat, kann dies eine erfolgreiche Therapie erschweren.

ÖSTERREICH: Was war Ihr bisher schwierigster Einsatz?

RüTTER: Ich möchte da keinen Einzelfall herausheben. Mit den Hunden ist die Arbeit in den meisten Fällen ohnehin relativ unkompliziert. Sie lernen sehr schnell, wenn man sich mit ihnen vernünftig beschäf tig t. Grundsätzlich liegt die Schwierigkeit häufig vielmehr darin, bei den Menschen überhaupt ein Bewusstsein zu schaffen, dass sie et was falsch machen, dass sie mit ihrem Verhalten dem Hund nichts Gutes tun. Es ist also fast nie DER Problemhund, sondern der Mensch, der sich und seine Verhaltensweisen ändern muss. Dabei ist es enorm wichtig, mit den Leuten aufrichtig umzugehen. Ich erkläre ihnen meine Trainingsansätze. Ich sage nicht: "So, das machen wir jetzt so, basta und Ende der Durchsage." Nein, ich liefere Argumente. Ich glaube, es ist elementar, dass die Menschen nicht nur verstehen, was der Rütter von ihnen will, sondern vor allem auch warum.

ÖSTERREICH: Welcher ist Ihr wichtigster Tipp, wenn ich mich für einen Hund entscheide? Was muss ich beachten?

RüTTER: Dass man sich im Vorfeld sehr genau und ausführlich darüber informiert, was die Anschaffung eines Hundes bedeutet. Denn eine Vielzahl der Probleme entsteht dadurch, dass sich etliche Menschen immer noch total naiv und unüberlegt einen Hund aussuchen. Die Auswahl geschieht dann überwiegend nach optischen oder emotionalen Kriterien. Aber passt der Hund überhaupt zu mir? Sind seine Charaktereigenschaften und Bedürfnisse mit meinem Leben überhaupt vereinbar? Diese Fragen kommen häufig erst dann auf, wenn die Entscheidung schon gefallen ist. Deshalb immer meine dringende Bitte: Vorab sehr genau informieren, was ein Hund benötigt, um glücklich zu sein. Und eine Art Checkliste erstellen: Welche Bedürfnisse habe ich, welche Bedürfnisse hat der Hund? Welcher Hund kommt für mich überhaupt infrage.
 

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