Schauspielerin Lea Seydoux: Alle wussten von Verhalten des US-Produzenten.
Nach einer Reihe von anderen Prominenten hat auch Model und Schauspielerin Cara Delevingne Hollywood-Produzent Harvey Weinstein
sexuelle Belästigung vorgeworfen. Die 25-jährige Britin ließ am Mittwoch, 11.10., eine Erklärung veröffentlichen, in der sie einen "unangenehmen Anruf" von Weinstein schilderte. Darin habe er sie über ihre Sexualität ausgefragt.
Machtlos
"Er sagte mir, wenn ich homosexuell wäre oder entschiede, mit einer Frau zusammen zu sein, insbesondere in der Öffentlichkeit, würde ich niemals eine Rolle als heterosexuelle Frau bekommen oder es als Schauspielerin in Hollywood schaffen", erklärte Delevingne. Ein oder zwei Jahre später sei sie zu einem Treffen mit Weinstein und einem Regisseur in einer Hotellobby eingeladen worden. Nachdem der Regisseur gegangen sei, habe Weinstein damit angegeben, dass er Schauspielerinnen, die mit ihm geschlafen hätten, zu einer Karriere verholfen habe. Dann habe er sie in sein Hotelzimmer eingeladen. Delevingne schlug die Einladung nach eigener Aussage zunächst aus, sei dann aber mit Weinstein
mitgegangen, nachdem dessen Assistentin ihr gesagt habe, dass ihr Wagen noch nicht bereitstehe. "In diesem Moment habe ich mich sehr machtlos gefühlt", erklärte die Schauspielerin.
Das ist die Liste seiner Opfer!
Opfer fühlt sich schuldig
In Weinsteins Hotelzimmer habe sich eine andere Frau befunden und der Produzent habe sie aufgefordert, sich zu küssen. Delevingne erklärte, dies habe sie abgewendet, indem sie angeboten habe etwas vorzusingen. Danach habe sie erneut gesagt, dass sie gehen müsse. "Er brachte mich zur Tür und stellte sich davor und versuchte, mich auf den Mund zu küssen", schrieb die 25-Jährige. "Ich stoppte ihn und schaffte es aus dem Zimmer hinaus." Delevingne bekam nach eigener Aussage schließlich eine Rolle in dem damals besprochenen Filmprojekt und habe sich "furchtbar" gefühlt, weil sie immer gedacht habe, dass Weinstein ihr die Rolle gegeben habe "wegen dem, was passiert war". Bisher habe sie nicht über den Vorfall gesprochen, weil sie Weinsteins Familie nicht habe verletzen wollen und sich "schuldig" gefühlt habe, "als ob ich etwas falsch gemacht hätte".
Im Onlinedienst Instagram, wo Delevingne 40 Millionen Abonnenten hat, erklärte sie, sie sei nun "erleichtert", dass sie die Vorfälle öffentlich gemacht habe. Zugleich rief sie andere Opfer von sexuellen Übergriffen auf, ebenfalls darüber zu sprechen. "In jeder Branche und insbesondere in Hollywood missbrauchen Männer ihre Macht und kommen damit davon", schrieb die Schauspielerin. Jeder, der die Täter verteidige, sei "Teil des Problems".
Skandal-Chronik
Die "New York Times" hatte zunächst berichtet, dass Weinstein Frauen wiederholt sexuell belästigt habe. Daraufhin wurde er am Wochenende von seinem eigenen Filmstudio entlassen. Am Dienstag berichtete das Magazin "New Yorker" über Vergewaltigungsvorwürfe von drei Frauen gegen den 65-Jährigen. Weinsteins Frau Georgina Chapman gab daraufhin ihre Trennung von dem Produzenten bekannt.
Alle wussten davon
Auch die französische Schauspielerin Lea Seydoux warf Weinstein am Mittwoch vor, sie sexuell bedrängt zu haben. Dieser habe sie in sein Hotelzimmer eingeladen und sie dort "angesprungen" und versucht, sie zu küssen, sagte die 32-Jährige der britischen Zeitung "The Guardian". "Er ist groß und fett, also musste ich gewalttätig sein, um mich gegen ihn zu wehren." Danach habe sie "völlig angewidert" das Hotelzimmer verlassen. Seydoux, die 2013 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet worden war, versicherte, dass "alle" in Hollywood von Weinsteins Verhalten gewusst hätten. "Das ist das Widerlichste daran", sagte sie. "Es ist unglaublich, dass er sich jahrzehntelang so verhalten konnte und trotzdem seine Karriere behielt." Aber auch sonst sei es in der Filmbranche "sehr verbreitet", dass Männer "ihre Positionen missbrauchen".