Verfahren der US-Schauspieler
Depp-Prozess - Blut, Fäkalien und wüste Beschimpfungen
01.06.2022Bei dem Verfahren der US-Schauspieler wurde viel schmutzige Wäsche gewaschen.
Johnny Depp und Amber Heard haben sich gegenseitig gewaltsame Übergriffe während ihrer kurzen Ehe vorgeworfen - und verklagten sich deswegen gegenseitig wegen Verleumdung auf Millionenentschädigungen. Nun haben die Geschworenen beide Parteien schuldig gesprochen: Die 36-jährige Heard soll ihrem 58-jährigen Ex-Mann 15 Millionen Dollar (14 Millionen Euro) Schadenersatz zahlen, Depp soll Heard wiederum mit zwei Millionen Dollar entschädigen.
Während der sechswöchigen Verhandlungen in Fairfax nahe Washington hatten die beiden Hollywood-Schauspieler viel schmutzige Wäsche gewaschen:
Abgetrennte Fingerspitze und Vergewaltigungsvorwurf
Mehrere Stunden in dem Prozess drehten sich um einen Vorfall im März 2015 in Australien, wo Depp den fünften Teil der "Fluch der Karibik"-Reihe drehte. Während einer hitzigen Auseinandersetzung zwischen Depp und Heard in dem von ihnen angemieteten Haus wurde die Spitze von Depps rechtem Mittelfinger abgetrennt.
Depp zufolge passierte das, als seine damalige Frau eine Wodkaflasche nach ihm warf. Heard wies dies zurück und sagte aus, möglicherweise habe Depp sich verletzt, als er ein an die Wand montiertes Telefon zertrümmert habe. Einig waren sich vor Gericht beide, dass Depp seinen blutigen Finger benutzte, um rätselhafte Beleidigungen an Wände, Lampenschirme und Spiegel ihrer vorübergehenden Bleibe zu schreiben.
Heard sagte über die Auseinandersetzung aus, Depp habe sie mit einer Flasche und Dosen beworfen und mit einer zerschlagenen Flasche bedroht. Schließlich habe er sie mit einer anderen Flasche vergewaltigt, indem er diese "immer und immer wieder" in sie hineingestoßen und sie dabei mit dem Tod bedroht habe. Einen Arzt suchte Heard danach nicht auf.
Fäkalien im Bett
Zu den bizarrsten vor Gericht erörterten Begebenheiten gehörten Fäkalien, die eines Tages auf Depps Seite des Ehebetts gelegen haben sollen. Depp sagte aus, auf einem Foto davon sei menschlicher Kot zu erkennen gewesen. Heard sprach hingegen von einem Malheur ihrer Yorkshire-Terrier. Einer davon habe Verdauungsprobleme, seit er als Welpe einmal von Depps Marihuana gefressen habe.
Promis und andere Zeugen
Gerüchte, dass Heards Ex-Freund, Tesla-Gründer Elon Musk, sowie ihr Filmpartner James Franco vor Gericht aussagen würden, bestätigten sich nicht. Dennoch gab es mehrere Promis im Zeugenstand. So wies Depps Ex-Freundin Kate Moss ein altes Gerücht entschieden zurück, der Schauspieler habe sie einmal eine Treppe hinuntergestoßen.
Weniger günstig als die Aussage des britischen Models fiel die von Depps Ex-Freundin Ellen Barkin aus. Die US-Schauspielerin beschrieb den Schauspieler als eifersüchtig, herrschsüchtig und dauernd betrunken.
Auch Leibwächter, Agenten, Manager, Psychiater, Ärzte, Freunde und Verwandte des früheren Paares wurden vor Gericht befragt. Alejandro Romero, seinerzeit Portier in dem Gebäude in Los Angeles, in dem Depp und Heard ein Luxus-Penthouse bewohnten, sprach im Zeugenstand wahrscheinlich vielen Prozessbeteiligten aus der Seele. "Ich bin total gestresst", sagte er über Depps und Heards Fehde. "Ich möchte damit nichts mehr zu tun haben."
Die Beweise
Den Geschworenen wurden eine Reihe von Ton- und Filmaufnahmen von hitzigen Auseinandersetzungen zwischen Depp und Heard voller obszöner Beleidigungen vorgespielt. In einem von Heard aufgenommenen Video war Depp zu sehen, wie er herumschreit, eine Glas-Schranktür zertrümmert und ein riesiges Glas Rotwein leer trinkt.
Beide legten Fotos von Verletzungen vor, die der oder die jeweils andere ihnen beigebracht haben soll. Heards Anwälte zeigten zudem Fotos von Depp, die zeigen sollen, wie dieser nach übermäßigem Trinken oder Drogenkonsum bewusstlos war.
Es wurden Textnachrichten von Depp an verschiedene Menschen vorgelesen, in denen er auf rohe und rabiate Weise beschreibt, was er Heard an den Hals wünscht. Depps Anwälte erklärten dazu, der Schauspieler habe einfach nur einen bildstarken Schreibstil.
Fans als Unterstützer und Störer
An jedem Verhandlungstag standen hunderte Depp-Fans stundenlang an, um einen der begehrten Plätze auf der Empore des Gerichtssaals zu ergattern. Meistens benahmen sie sich, aber während Heards Aussage sah sich Richterin Penney Azcarate zu einem Ordnungsruf gezwungen. "Wenn ich noch einen Mucks höre, lasse ich die Empore räumen", drohte sie.
Auch in Online-Netzwerken waren Depp-Fans mit einer Kampagne unter dem Schlagwort "#JusticeForJohnnyDepp" (Gerechtigkeit für Johnny Depp) sehr aktiv. Während der YouTube-Livestreams der Gerichtsverhandlungen erstellten viele Fans Memes, die Depp feierten und Heard lächerlich machten. Die Schauspielerin erhielt nach eigenen Angaben tausende Morddrohungen.