Goldrausch

Der Countdown zum Oscar läuft

21.02.2012

Bei Meryl Streep, George Clooney & Co. flattern die Nerven.

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Natürlich haben sich in Hollywood hochoffiziell immer alle ganz lieb. Ist man "everybody’s darling“, ist man nämlich auch "everybody’s friend“, sprich: Man hat nicht nur Freunde, sondern auch Jobs. Freilich: Wenn das große Oscar-Rennen beginnt, verhärten sich die Fronten, zumindest hinter den Kulissen. Immerhin geht’s dann nicht mehr nur um die liebe Eitelkeit, sondern darum, wer wem einen der begehrten Goldjungen wegschnappt. Denn nominiert sein ist eine Sache, aber einen Preis abstauben eine andere. Das ist nämlich die Krönung einer Filmkarriere und oft Garant für so manches prestigeträchtige Folgeprojekt.

Kein Wunder also, dass ganz Hollywood im Oscar-Fieber liegt – kommenden Sonntag werden diese in Los Angeles nämlich zum 84. Mal vergeben. Wie jedes Jahr beginnt das eitle Schaulaufen schon am Red Carpet vor dem Kodak Theatre, wo es zunächst nur darum geht, wer das hübschere Kleidchen anhat und wer fescher gekämmt ist. Schließlich schaut die ganze Welt zu, wenn sich die Hollywood-Stars von ihrer Schokoseite zeigen und aufgemascherlt in die Kameras blinzeln. Eins gilt jedenfalls als fix: Meryl Streep, die schon seit Monaten als fixe Gewinnerin in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin“ gehandelt wird, ist hier ganz vorn mit dabei. Schließlich zählen die Oscars für Streep schon zur Berufsroutine, denn die Topfavoritin ist heuer bereits zum 17. Mal nominiert und darf schon zwei Goldstatuen ihr eigen nennen.

Newcomer vs. Veteranin
Ihre jungen Konkurrentinnen, allen voran Michelle Williams und Rooney Mara, sind da wahrscheinlich weniger routiniert. Was aber noch lange nicht heißt, dass Streep ihren Oscar als "Beste Hauptdarstellerin“ in The Iron Lady bereits fix in der Tasche hat. Kritiker räumen nämlich vor allem Williams für ihre Darstellung der Marilyn Monroe in My Week with Marilyn hohe Chancen ein. Zur Erinnerung: Den Golden Globe (in der Kategorie Comedy) hat sie neben Streep dafür ja schon mal abgestaubt. Und 2005 hatte es für Williams immerhin auch schon eine Nominierung als "Beste Nebendarstellerin“ in Brokeback Mountain gegeben. Rooney Mara schnuppert hingegen zum ersten Mal Oscar-Luft. Ihre bemerkenswerte Verkörperung der Lisbeth in der Stieg-Larsson-Verfilmung Verblendung – The Girl with the Dragon Tattoo, für die sich Mara sogar die Brustwarzen piercen ließ, wird nämlich nach wie vor als Geheimtipp gehandelt.

Ganz anders verhält es sich hingegen bei George Clooney, denn der Globe-Gewinnner ist heuer erstmals drauf und dran, tatsächlich einen Goldjungen zu bekommen. Und zwar als "Bester Hauptdarsteller“ im Familiendrama The Descendants. Freilich sollte man dabei seinen Konkurrenten Gary Oldman nicht unterschätzen, der in Tinker Tailor Soldier Spy laut Kritikern eine Meisterleistung ablieferte. Übrigens ähnlich wie Clooneys Kumpel Brad Pitt in Moneyball. In Interviews geben sich George und Brad jedenfalls ganz gelassen, was ihre Konkurrenzsituation betrifft. Aber vielleicht siegt am Ende gar ein Dritter: nämlich Jean Dujardin, der für seine Rolle im Film The Artist nominiert ist. Denn gegen den feschen Franzosen müssen sich die Hollywood-Stars erst einmal durchsetzen.

Mehrfach-Chance
Wie auch immer. Sollte es nix werden in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller“, haben Pitt und Clooney jedenfalls noch ein paar weitere Eisen im Feuer – nämlich in der Kategorie "Bester Film“. Pitt ist hier sozusagen gleich zweimal nominiert, mit The Tree of Life und Moneyball. Und sein Konkurrent Clooney hat mit The Descendants sogar fünfmal die Möglichkeit, direkt oder indirekt, einen Oscar abzuräumen. Das könnte ja ein wahrer Goldregen werden...

Wobei: Dieser wird eigentlich für den Globes-Abräumer The Artist prognostiziert. Denn Michel Hazanavicius’ Märchen vom Aufstieg und Fall eines Stummfilmstars wurde gleich mit zehn Nominierungen bedacht – unter anderem in den Königskategorien "Bester Film“ und "Beste Regie“. Siegt The Artist am 26. Februar tatsächlich so triumphal, dann ist dies auch ein Sieg des französischen Kinos über Hollywood. Ein Heimspiel könnte es hingegen für Martin Scorseses Hugo Cabret werden, ein vor Fantasie nur so überschäumender Kinderfilm in 3D, für den es stolze elf Nominierungen gab. Es ist also anzunehmen, dass Scorsese den einen oder anderen Goldjungen Heim tragen darf. Eine Überraschung wäre es hingegen, wenn der eiserne Oscars-Verweigerer Woody Allen am Sonntag in Hollywood tatsächlich auftaucht. Ratsam wäre dies jedenfalls, denn Woodys Nostalgie-Traum Midnight in Paris wurde schließlich in vier Kategorien nominiert, unter anderem als „Bester Film“ und beim "Besten Drehbuch“. Nur Österreich ist heuer leider nicht mit von der Partie. Dafür darf ein Deutscher auf einen Goldmann hoffen. Regisseur Wim Wenders ergatterte nämlich eine Nominierung in der Kategorie "Beste Dokumentation“. Und zwar für seinen Tanzfilm Pina. In diesem Sinne: Alles Oscar!

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