Zwei Stars, Mutter und Tochter spielen im neuen Film "Anonymus" Seite an Seite. Vannessa Redgrave & Tochter im Talk.
"Seine oder nicht seine?“, fragt sich derzeit Roland Emmerich in seinem Literatur-Thriller Anonymus . Die Frage dreht sich um William Shakespeare und den Mythos, nicht er, sondern der Earl of Oxford wäre der eigentliche Verfasser der weltberühmten Dramen gewesen. Für die Rolle – der jungen und alten – Queen Elizabeth I. castete Emmerich mit Vanessa Redgrave (73) und Joely Richardson (46) nicht nur zwei herausragende Schauspielerinnen, sondern auch Mutter und Tochter.
Zusammenhalt gibt Kraft
Dramen sind tragischerweise auch abseits des Filmsets Teil des Lebens der beiden Powerfrauen. 2009 verstarb Redgraves Tochter
, Richardsons Schwester, Natasha ( Ehefrau von Liam Neeson
) nach einem schweren Skiunfall
. Redgrave summte ein Lied am Sterbebett ihrer Tochter
. Noch im selben Jahr erlagen Redgraves Bruder Colin und Schwester Lynn ihrem Krebsleiden. Seither geben sich Redgrave und Richardson (Vater Tony Richardson war bisexuell und starb 1991 an Aids) gegenseitig Halt. Denn die Arbeit, die gemeinsame, lässt die Trauer für kurze Zeit vergessen.
Doppeltalk
Im MADONNA-Interview sprechen Redgrave und Richardson über ihre Arbeit und ihre Beziehung:
Sie spielen beide die Queen Elizabeth I. Sind die Redgraves so etwas wie die Royals unter den britischen Schauspielern?
Vanessa REDGRAVE: Nein. Wir wissen, wer die Royals sind – und zwei von ihnen haben vor nicht allzu langer Zeit geheiratet. Gewiss, in unserer Familie ist es auch so, dass es seit fünf Generationen Schauspieler gibt. Doch Künstler sind keine Royals. Sie sind einfach Menschen, die Geschichten erzählen. Im glücklichsten Fall gehen wir in unseren Rollen auf.
Haben Sie sich darüber ausgetauscht, wie Sie die Rolle der Elizabeth vor der Kamera anlegen wollen?
Joely RICHARDSON: Nein. Ich bin aber mit der Arbeit meiner Mutter aufgewachsen, also habe ich ein gutes Gefühl dafür, wie sie spielt. Trotzdem hat sie mich in diesem Film immer wieder überrascht. Etwa, wenn sie zeigt, wie verloren ihre Elizabeth in der Welt wirkt. Und wie das Strahlen in ihre Augen zurückkehrt, wenn es um Kunst und Theater geht.
Wie kam es dazu, dass Sie beide für „Anonymus“ engagiert wurden?
REDGRAVE: Joely hatte in „Der Patriot“ bei Roland Emmerich gespielt – und schwärmte von der Arbeit. Also freute ich mich darauf, Roland kennenzulernen. Und ich war sofort Feuer und Flamme. Elizabeth I. hat mich immer fasziniert. Sie war eine Monarchin, die von den Umständen dazu gezwungen wurde, ihrem Kopf statt ihrem Herzen zu folgen. Sie musste einen hohen Preis dafür bezahlen, aber es gelang ihr, unter größten Schwierigkeiten, als Queen und für ihr Land zu überleben.
Wie nähert man sich einer Figur wie Elizabeth I. an?
RICHARDSON: Ich habe riesigen Respekt vor meinen Vorgängerinnen, vor Powerfrauen wie Bette Davis oder Glenda Jackson. Ich spiele eine junge Elizabeth, die sehr leidenschaftlich und kunstinteressiert ist. Die Entscheidung, ihren Geliebten zu verlassen, bricht ihr das Herz. Doch sie – die Frau, deren Vater ihre Mutter hinrichten ließ – tat alles, um die Krone zu behalten. Später wurde sie dann diese außergewöhnliche Frau, die alles erlebt hat, was es nur gibt, und die trotz ihrer Position unter ständiger Lebensgefahr stand, weil einer ihrer unzähligen Widersacher etwas gegen sie planen könnte. Das sieht man im Spiel meiner Mutter.
Wie ist es, die Tochter einer berühmten Mutter zu sein?
RICHARDSON: Lassen Sie mich eine kleine Anekdote erzählen: Ich sah die Verleihung der Tony Awards am Broadway, als meine Mutter für „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ nominiert war. Und auf einmal dachte ich: Oh Gott, meine Mutter ist Vanessa Redgrave, wie seltsam ist das! Dann musste ich lachen, weil mich diese Erkenntnis so plötzlich getroffen hatte, als wäre es das erste Mal…