Alzheimer eingebildet?
Sachs: Neue Rätsel um seinen Tod
10.05.2011
Sein Leben: Ein rauschendes Fest. Sein Tod: Selbstbestimmt. Selbstmord!
Ostern verbrachte er noch in seinem Haus in Palm Springs, USA. Mit seiner Frau Mirja Larsson (67), mit der er 41 Jahre verheiratet war, und mit Halifax (28), einem seiner drei Söhne. Gunter Sachs dürfte sich schon da nicht gut gefühlt haben, er vermutete, dass eine furchtbare Krankheit nach ihm greift: Alzheimer, der Kurzschluss im Gehirn (siehe Seite 3).
Aber: Es wird immer unklarer, ob der Ex-Playboy tatsächlich an Alzheimer (oder eine Vorstufe) erkrankt war. Er erzählte niemandem etwas davon, ging nicht zum Arzt, stellte nur eine Selbst-Diagnose. Vielfach ist die Ursache eines Gedächtnisverlustes aber eine Depression, sagen Experten. Tatsächlich wirkte Sachs auf enge Freunde, wie Bauunternehmer Jean Wicki (77), zuletzt niedergeschlagen. „Seine Stimme klang traurig, irgendwie verwirrt“, sagt er im Schweizer Blick.
Allein daheim
Nach Ostern flog Sachs zurück nach Zürich, seine Frau wollte einige Tage später nachkommen. Er ließ sich in sein mondänes Chalet in Gstaad bringen: Pool, zwei Dutzend Zimmer, holzgetäfelte Wände, Fotos, Erinnerungen an eine pralle, intensive Vergangenheit.
Der 78-Jährige war allein, nur seine Hausangestellten waren da. Freitagabend, kurz vor seinem Tod, rief er noch einige enge Freunde an. Es seien schwermütige Gespräche gewesen, sickerte durch. Sachs deutete an: Er wollte keinen langen Weg des Abschiednehmens.
Dann schrieb er seinen letzten Brief: „Der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben wäre ein würdeloser Zustand, dem ich mich entschlossen habe, entschieden entgegenzutreten“, formulierte er.
Society-Doyen Roman Schliesser (79), der Sachs gut kannte, sagt: „Ein Mann, der so gelebt hat wie er, legt sich in kein Sterbeheim."
Hubertus von Hohenlohe über Gunter Sachs - Seite 2 >>>
Hubertus von Hohenlohe
Mein Freund Gunter Sachs
Jetset-Prinz Hubertus von Hohenlohe kannte Gunter Sachs seit seiner Kindheit. Im Februar telefonierte er mit Sachs zum letzen Mal.
Unter den engsten Freunden von Gunter Sachs schwanken die Gefühle zwischen Betroffenheit und Fassungslosigkeit. So auch bei Jetset-Prinz Hubertus von Hohenlohe: „Ich kann es nicht begreifen. Gunter muss Angst gehabt haben, senil zu werden und vollkommen zu vergreisen.“ Sein verstorbener Vater Alfonso (er machte das Society-Mekka Marbella bekannt) und Gunter Sachs waren die besten Freunde.
„Für mich war Gunther so etwas wie ein Wahlonkel, ich kannte ihn von Kindesbeinen an. Mein Vater und er haben so viel gemeinsam gehabt und gemacht, wie zum Beispiel den Dracula-Club in St. Moritz“, erzählt Hohenlohe. Hier feierten die Millionäre die exklusivsten Partys.
So, wie sein Vater Marbella groß gemacht hat, hat Sachs Saint-Tropez zur Metropole für die Reichen und Schönen geformt.
Im Februar hatte Hohenlohe zum letzten Mal mit Sachs telefoniert. Damals war Hohenlohes Mutter Ira von Fürstenberg in Gstaad bei Gunter Sachs zu Besuch. „Die beiden haben gemeinsam Kunstgegenstände gekauft. Er hat damals sehr agil und vital geklungen. Mir ist sein Selbstmord ein Rätsel. Ich hätte nie den Mut dazu“, erzählt Hubertus von Hohenlohe tieftraurig.
„Ein Relikt“
Für den Jetset-Prinzen war Gunter Sachs mehr als nur ein Society-Tiger. „Er war ein Tausendsassa. Ein toller Kunstfotograf und Kunstsammler, und auch sportlich war er top. Gunter ist ein Relikt aus einer anderen Zeit.“
Mit Sachs geht die Ära der Playboys zu Ende.
So tückisch ist Alzheimer - Seite 3 >>>
Die Angst vorm Vergessen
So tückisch ist Alzheimer
In Österreich sind rund 100.000 Menschen an Alzheimer erkrankt. Wie man sich vor der noch unheilbaren Krankheit schützen kann.
Die Krankheit A., wie Gunter Sachs Alzheimer in seinem Abschiedsbrief nannte, entwickelt sich schleichend. „Plötzlich weiß man im Urlaub nicht mehr, an welchem Tisch die Familie sitzt, wo im Hotelzimmer die Toilette ist“, beschreibt Peter Dal-Bianco, Leiter der Gedächtnisambulanz im Wiener AKH, die typischen Symptome.
Bei Alzheimer werden Erinnerungen unwiederbringlich aus dem Gedächtnis gelöscht. Rund ein Prozent der 65-Jährigen ist von Alzheimer betroffen. Unter den 85-Jährigen leidet schon jeder Dritte an dieser Form von Demenz. In Österreich sind 100.000 Menschen davon betroffen. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung rechnet man, dass sich die Zahl bis 2050 verdoppeln wird. „Das Alter ist der größte Risikofaktor“, so Dal-Bianco.
Wie schützt man sich vor dieser tückischen Krankheit, die 20 Prozent der Hirnmasse abbaut und unheilbar ist? „Es gibt drei Säulen: Bewegung, gesunde Ernährung und geistige Aktivität. Statt fernzusehen, sollte man ein Buch lesen oder Schach oder Karten spielen“, so Experte Dal-Bianco. Aber auch Freundschaften sind wichtig. Wer sich im Alter abkapselt, erhöht das Alzheimerrisiko.