Zweites Album erscheint am Freitag

Im Schatten von Genies: Sean Lennon sucht Ausweg

19.02.2019

Was tun, wenn der eigene Vater einer der größten Rockstars aller Zeiten ist? 

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Und die Mutter mindestens eine lebende Legende der Kunst- und Pop-Avantgarde? Sean Ono Lennon (43), Sohn von John Lennon (1940-1980) und Yoko Ono (86), antwortete darauf in seiner gut 20-jährigen Karriere mit beachtlicher Eigenständigkeit.
 

Zweites Studioalbum soll breiteres Publikum ansprechen

Mutige Soloalben, schräge Kooperationen, Teilzeitbands wie Cibo Matto, Mystical Weapons und The Ghost Of A Saber Tooth Tiger, die man nicht unbedingt kennen muss - er hätte es sich leichter machen können. Sein zweites Studioalbum unter dem Duo-Namen The Claypool Lennon Delirium sollte nun ein breiteres Publikum ansprechen, und das ohne Promi- oder Verwandtschaftsbonus.
 

Vergleich mit Eltern: "Es kümmert mich nicht mehr so sehr"

Sean Lennon wäre damit eines von wenigen Rockstar-Kindern, die über den Status "Sohn von..."/"Tochter von..." hinauskommen. Er selbst kennt die Probleme: "Ich war definitiv ein zögerlicher Solokünstler. Denn jedes Mal, wenn ich eine Platte rausbringe, nimmt in meinem Leben das Ausmaß des Irrsinns enorm zu, der nur damit zu tun hat, dass ich der Sohn von John und Yoko bin. Aber es kümmert mich nicht mehr so sehr", sagte er kürzlich im britischen Musikmagazin "Uncut".
 
"South Of Reality" von The Claypool Lennon Delirium ist ein Album mit knallbuntem Art-Rock und hochmelodischem Psychedelic-Pop, ein exzentrischer Trip über 48 Minuten. Quasi "Drogenmusik" ohne die Notwendigkeit illegaler Substanzen - gleichwohl mit bewusstseinserweiternder Wirkung. Denn hinterher weiß man immerhin, was für ein toller Musiker Sean Lennon ist.
 

Nasale Stimme von Vater John

An der Seite des US-Bassisten Les Claypool knüpft der 1975 in New York geborene Lennon junior musikalisch bei väterlichen Großwerken wie "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" (1967) und "The Beatles" (White Album/1968) an - mit durchaus eigener Note. Auch Pink Floyd, King Crimson und der psychedelische Prince-Sound von "Around The World In A Day" (1985) sind hier und da herauszuhören. Die nasale Stimme seines Erzeugers hat Sean Lennon sowieso.
 
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Und etliche Instrumente spielen kann er auch. Den Rest besorgt mit enormem Bass-Groove der Alternative-Rocker Claypool (55), der in den 80ern mit der Avantgarde-Band Primus bekannt wurde.
 

"South of Reality" - ein beeindruckendes Prog-Rock-Album

Dem verspielten Opener "Little Fishes" folgt "Blood And Rockets", eine sechseinhalbminütige Rock-Sinfonie in zwei Sätzen, die wunderbar schwerelos durchs Pop-Weltall walzert. Ein zweigeteiltes Stück haben sie später noch mal im Angebot, mit dem Worldmusic-Pop-Experiment "Cricket Chronicles Revisited". "Boriska" und "Like Fleas" erinnern ganz unpeinlich an die späten Beatles, "Easily Charmed By Fools" und "Toady Man's Hour" mit Funk- und Jazz-Elementen tatsächlich an Prince. Im fast achtminütigen Highlight "Amethyst Realm" schließlich zeigt Sean Lennon, welch einfallsreicher Gitarrist er auch ist. Fazit: "South Of Reality" macht großen Spaß - ein beeindruckendes Prog-Rock-Album.
 

Halbbruder Julian Lennons Gesang erinnerte auch an John

Ob dem jüngsten Lennon-Spross damit mehr als nur Erfolg bei den Rockkritikern beschieden sein wird? Wie schwer es sein kann, als Solokünstler einem genialen Vater zu folgen, musste schon Halbbruder Julian Lennon (55) erfahren.
 
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Auch dessen Gesang erinnerte an John Lennon, als er 1984 mit der Single "Too Late For Goodbyes" einen Hit hatte. Doch schon bald versandete die Pop-Karriere - erst recht, als sich Julian Lennon Ende der 80er Jahre vom Papa emanzipieren wollte.
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