Urteil gegen Conrad Murray
Jackson-Prozess wurde zum Krimi
04.11.2011Dramatisches Finale: 4 Frauen, 7 Männer entschieden. Familie in Tränen aufgelöst.
Sechs Wochen Prozess, 49 Zeugen, 330 Beweisstücke und Hunderte Stunden Live-Übertragung: Am Ende lag das Schicksal von Conrad Murray (58) – dem Leibarzt des am 25. Juni 2009 verstorbenen Popidols Michael Jackson – in den Händen von sieben Männern und fünf Frauen, den Geschworenen im größten US-Gerichtsdrama seit O. J. Simpson. Freitagmorgen hatte sich die „Jury“ nach dramatischen Schlussplädoyers zu Beratungen zurückgezogen.
Es war der Höhepunkt eines Justizkrimis, in dem Jackos letzte Stunden vor dem Herztod im Schlafraum seiner Luxusvilla in Holmby Hills (L. A.) in allen erschütternden Details minutiös aufgerollt wurden. Die ärgsten Schocks: ein Foto der Leiche und eine Audioaufzeichnung, auf der Jacko im Delirium seine Zukunftsträume lallt.
Fixpunkte in der Vorderreihe: Der Jackson-Clan. Matriarchin Katherine (81) durchlitt alle 22 Verhandlungstage, oft dabei auch Vater Joe, die Geschwister Tito, Randy oder La Toya.
Jacksons Kinder Prince (14), Paris (13) und Blanket (9) lenkten sich von dem neuen Trauma so gut wie möglich ab: Sie jetteten zu einem Gedenkkonzert nach Wales, zuletzt wurde Paris beim Fußballspielen abgelichtet. Dem Zeugenstand blieben sie fern.
Staatsanwalt: Murray raubte Kids ihren Vater
Der scharfe L. A.-Staatsanwalt David Walgren fuhr zum Finale schwere Geschütze gegen Murray auf, beschuldigte ihn, durch „Inkompetenz, Egoismus und Rücksichtslosigkeit“ den Kindern Prince, Paris und Blanket „den Vater geraubt zu haben“. Konkret: Murray habe Jackson in den Stunden vor dem Tod die Beruhigungsmittel Valium, Lorazepam, Midazolam verabreicht, dann das Narkosemittel Propofol, dessen Einsatz laut Experten in einer Privatresidenz viel zu gefährlich ist
.
Laut Autopsie starb der Popstar an Propofol-Vergiftung, Murray habe telefoniert und E-Mails verschickt, anstatt Jackson zu überwachen. Als er ihn ohne Atmung fand, verzögerte der Arzt den 911-Notruf, da er zuvor Beweise wie Infusionsbeutel und Spritzen beseitigen wollte. Experten listeten insgesamt 17 „schwere, medizinische Verfehlungen“ auf.
Murrays Starverteidiger Ed Chernoff konterte: Der Arzt hätte dem Popstar nur 25 Milligramm Propofol injiziert, eine Dosis an der er „unmöglich hätte sterben können“. Jacko habe vielmehr hinter Murrays Rücken Lorazepam-Pillen geschluckt. Murray solle nicht für Jacksons „Fehler“ büßen, so der Anwalt.
Jackos Tod als Justiz-Thriller
25. 6. 2009: Der Tod: Jackson kommt nach 1 Uhr von den Proben nach Hause. Da er nicht schlafen kann, gibt ihm Arzt Murray drei Beruhigungsmittel und das Anästhetikum Propofol. Er findet ihn ohne Atmung, alle Wiederbelebungsversuche scheitern. Jacko wird im UCLA-Spital für tot erklärt.
27. 6. 2009: Murray redet mit Cops: Zwei Tage nach Jacksons Tod erzählt der Kardiologe in einer Hotellobby Detektiven des LAPD, wie er über Stunden hinweg Jackson mit Schlafmitteln versorgte, erklärte, dass er wegen der Wiederbelebung nicht früher die Ambulanz rufen hätte können. Die Polizeiermittlungen und der Autopsiebefund („Propofol-Vergiftung“) führen zur Anklage gegen Murray.
27. 9. 2011: Prozessstart: Die Welt ist geschockt, als Staatsanwalt David Walgren erstmals das Foto des toten Jackson präsentiert. Die Leiche weist ein Loch in der Brust auf, das Resultat verzweifelter Wiederbelebungsversuche. Murrays Verteidiger wiederum enthüllen die Theorie, dass der Popstar sich die Überdosis selbst verabreicht habe.
29. 9.: „Kinder weinten!“ Jackos Bodyguard Alberto Alvarez sagte aus, wie er die Kinder Paris und Prince vorfand: Paris krümmte sich unter Tränen am Boden, schrie: „Daddy! No!“ Prince stand da wie eingefroren, Tränen in den Augen.
13. 10.: Attacke gegen Murray! Der Kronzeuge der Anklage, Anästhesiologe Dr. Steven Shafer, zählt insgesamt 17 schwere Verfehlungen durch Murray auf, darunter vor allem der Mangel an Wiederbelebungsgeräten.
3. 11.: Schlussplädoyers! Staatsanwalt Walgren beschuldigt Murray; „kriminellen Verfehlungen“ hätten Jacko getötet.