Kein Berufsverbot
Jacksons Arzt darf weiter behandeln
15.06.2010
Conrad Murray verliert auch nach dem Tod seines berühmtesten Patienten die Approbation nicht.
Der wegen fahrlässiger Tötung angeklagte Privatarzt von Michael Jackson darf in Kalifornien weiter Patienten behandeln. Richter Michael Pastor vom Superior Court des Kreises Los Angeles wies den Antrag der Staatsanwaltschaft auf ein Berufsverbot für Dr. Conrad Murray (57) am Montagabend zurück. Es war bereits das zweite Mal, dass der Richter der Anklage beschied, sie habe kein Recht, Murray an der Ausübung seines Berufes zu hindern.
Jackson-Causa weiter offen
Unklar blieb weiterhin, ob und wann
dem Kardiologen der Prozess wegen Michael Jacksons Tod gemacht wird. Für
diese Entscheidung beraumte Pastor eine Voranhörung (Preliminary Hearing)
für den 23. August an. Der Termin könnte noch einmal verschoben werden, aber
nicht länger als 60 Tage. Die Voranhörung könnte sich über mehrere Tage,
möglicherweise sogar eine Woche erstrecken. Dem Mediziner drohen bis zu vier
Jahre Haft.
Tot durch Beruhigungscocktail
Der Kardiologe soll dem Pop-Star
nach einer schlaflosen Nacht am Morgen des 25. Juni 2009 erst Beruhigungs-
und Schlafpillen gegeben und dann ein Narkosemittel gespritzt haben. Das zur
Betäubung bei Operationen eingesetzte Propofol führte nach dem Befund der
Gerichtsmediziner zu Jacksons Tod. Der Künstler war gerade 50 Jahre alt und
wollte wenige Tage später sein Comeback und seinen Abschied mit der "This Is
It"-Tournee feiern. Murray ist gegen eine Kaution von 75.000 Dollar auf
freiem Fuß.
"Gerechtigkeit für Jackson"
Fans des "King of Pop"
hatten sich am Montag schon in den frühen Morgenstunden (Ortszeit) vor dem
Gerichtsgebäude in Los Angeles versammelt. Auf Plakaten und in Sprechchören
verlangten sie "eine gerechte Strafe" für "Michaels Mörder". Manche trugen
T-Shirts mit der Aufschrift: "Wir sind jetzt seine Stimme". Wegen der
überwältigenden Nachfrage von Journalisten aus aller Welt verloste das
Gericht die Sitzplätze in Richter Pastors Kammer.
Familienstreit über Schuld
Wie bei früheren Gerichtsterminen
stellten sich auch die Eltern des Popstars, Katherine und Joe Jackson, sowie
die Geschwister La Toya, Jermaine und Randy ein. Vater Joe hatte seiner Frau
in einem Interview vorgeworfen, den Tod des berühmten Sohnes nicht
verhindert zu haben. Er habe sie mehrfach gebeten, zu Michael zu ziehen und
ihn von seiner Tablettensucht zu befreien. Katherine Jackson wies die Kritik
über ihren Anwalt als Unfug zurück.
Murray praktiziert seit dem Tod von Jackson nur noch in Texas und Nevada. Seine Anwälte fürchteten aber, dass beide US-Bundesstaaten folgen würden, sollte Kalifornien ihm die ärztliche Zulassung entziehen. Murray hat sich an Jacksons Herzversagen "nicht schuldig" erklärt.