Vom Messdiener zum Hollywood-Star: Kein einfacher Weg für den Schauspieler.
Wenn man erst einmal ein richtiger Star ist, bringt das nicht nur Annehmlichkeiten wie First-ClassFlüge, eine bevorzugte Behandlung in Hotels und Restaurants oder geschenkte Designer-Kleidung mit sich. Es kann schon mal passieren, dass eine glühende Verehrerin sich angesichts ihres Idols vor lauter Aufregung übergibt. Doch so ein kleines Malheur bringt Michael Fassbender (34) nicht aus der Ruhe. Er wischt sich in diesem Fall den Dreck einfach ab und mimt den Coolen. "Er hat ja als Barmann gearbeitet, also ist er es gewohnt, Erbrochenes aufzuwischen", erklärte ein Augenzeuge die etwas unangenehme Szene und die unglaubliche Gelassenheit des Schauspielers.
Bodenhaftung
Das macht den Hollywood-Beau mit seinen strahlend blauen Augen so sympathisch. Fassbender nimmt sich nicht ganz so ernst, wie wir es von vielen seiner amerikanischen Kollegen kennen. Er überzeugt mit Leistung, nicht mit peinlichen Entgleisungen. Seine Bodenständigkeit verdankt der Sohn eines deutschen Kochs und der Urgroßnichte des irischen Freiheitskämpfers Michael Collins seiner einfachen Kindheit. Als er zwei Jahre alt war, verließ die kleine Familie seinen Geburtstort Heidelberg, um ihr Glück in Irland zu versuchen. Sein Deutsch litt leider darunter. Zwar versteht er sehr gut, doch er spricht die Sprache seines Vaters nur noch gebrochen.
"Meine Erziehung war unbeschwert", erinnerte Fassbender sich an seine Kindheit auf der "grünen Insel". "Ich habe geangelt und bin auf Bäume geklettert." Wie es sich gehört, war er Messdiener in der örtlichen Kirche. Allerdings nicht der beste, gab Michael zu: "Ich habe ein paar Mal verschlafen. Dann mussten alle draußen warten, während ich mit den Schlüsseln über das Feld gerannt kam." Später arbeitete er natürlich im familieneigenen Restaurant: "Jeder musste mithelfen."
Erfolgsweg
Nachdem er sich von seinem eigentlichen Berufstraum – Michael Fassbender wollte Gitarrist in einer Heavy-Metal-Band werden – verabschiedet hatte, visierte er Hollywood an. Ein schwerer Weg, den er dennoch konsequent verfolgte: "Ich habe eine ganze Zeit ohne Arbeit verbracht." Doch am Ende stellte sich der Erfolg doch noch ein. Dank seiner Rolle in Inglorious Basterds wurde der sexy Rotschopf einem breiteren Publikum bekannt. Dann kam X-Men: First Class und Fassbender wurde als Bösewicht Magneto zum Sex-Symbol. Der nächste Höhepunkt: Star-Regisseur Steven Soderbergh (Ocean’s Eleven, Contagion) besetzte ihn für seinen Agenten-Thriller Haywire neben Superstars wie Michael Douglas
und Ewan McGregor. Für seine Darstellung des sexsüchtigen Brandon in Shame (Österreich-Start: 9. März) wurde der Mime mit einer Golden-Globe-Nominierung bedacht.
Sex und Scham
Seither redet er ständig über Sex und meistert das – zumindest für jemanden, der eine katholische Schulbildung genossen hat – mit erstaunlicher
Lockerheit. "Ich finde Pornografie nicht schlecht", plauderte er etwa in der Bild drauf los, räumte aber ein: "Der sexuelle Akt wird in Pornofilmen häufig hart und gewaltsam dargestellt. Da muss man sich natürlich fragen, welchen Einfluss dieser Umstand auf unsere Kinder hat." Michael Fassbender ist ein Mann der offenen Worte. So spricht er auch über die vielen Nacktszenen, die er für Shame hinter sich bringen musste. Ein Vergnügen war das nicht: "Ganz gleich, wer der Partner ist – das ist einfach nur hochgradig peinlich." Um das zu überspielen riss der Deutsch-Ire schlechte Witze. Das Ergebnis erschreckte Fassbender trotzdem: "Ich habe den Film gedreht. Ich wusste, was mich erwartet. Aber so wie sie es geschnitten haben – beim letzten Drittel hielt ich mir die Hand vor die Augen."
Liebe muss warten
Bei so viel Erfolg könnte man meinen, dass es auch in der Liebe rosig für ihn aussieht. Doch
Fassbender entschied sich bewusst dagegen: "Ich habe mein Leben lang darauf gewartet, endlich arbeiten zu können. Jetzt konzentriere ich mich auf meinen Job." Da bleibt für eine Beziehung oder gar Kinder kein Platz. „Wenn ich einmal Familienvater werden sollte, dann will ich diese Familie auch sehen und vor Ort sein“, deutet er an, dass er im Fall der Fälle wohl den Rückzug antreten würde. Bis dahin gehört seine rare Freizeit in erster Linie dem Sport. Michael Fassbender liebt das Gokart-Fahren und ist ein absoluter Adrenalin-Junkie. Wenn er übers Fallschirmspringen spricht, gerät er ins Schwärmen. Das Glänzen seiner Augen lässt erahnen, wie viel Leidenschaft dahinter steckt. Leidenschaft, die vielleicht eines Tages für eine Frau entbrennt. Wenn erst die Richtige vor ihm steht...
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