No Angel gesteht

Nadja: Es tut mir von Herzen leid

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HIV-Prozess: Mit Tränen in den Augen legte sie ein Teilgeständnis ab.

Gleich zum Auftakt ihres HIV-Prozesses legte Nadja Benaissa (28) gestern ein Teilgeständnis ab. Der Sängerin drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Sex ohne Kondom mit drei Männern – und das, obwohl sie seit 1999 von ihrer HIV-Infektion wusste. Seit gestern muss sich No Angel Nadja Benaissa in Darmstadt wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Zum Auftakt traf Benaissa, Ex-Junkie, Casting-Starlet, Mutter einer zehnjährigen Tochter, auf ihren Ex-Lover R. S. (34). Der Frankfurter Künstlermanager erhebt schwere Vorwürfe: „Nadja hat mich angesteckt!“

Späte Reue: „Mein Umgang mit HIV war fahrlässig“
Jeans, Ponyschwanz, violette Bluse: Punkt 8.56 Uhr erschien Benaissa im Schwurgerichtssaal 3 am Amtsgericht Darmstadt, lächelte gequält in die Kameras, bevor sie neben ihrem Anwalt Oliver Wallasch Platz nahm. 50 Schaulustige, Fans und Journalisten verfolgten das Spektakel durch eine Panzerglasscheibe hautnah mit.

Da die Sängerin zum Tat-Zeitpunkt erst 17 Jahre war, steht sie vor dem Jugendschöffengericht.

Anwalt Wallasch eröffnete den mit Spannung erwarten Prozess mit einer Erklärung seiner Mandantin: „Vorausschicken möchte ich, dass mir das Verfahren und die Zeit in U-Haft vor Augen geführt haben, dass mein Umgang mit der HIV-Erkrankung falsch war.“

Nadja Benaissa legte unter Tränen Teilgeständnis ab
Zehn Minuten später ergriff die Sängerin selbst das Wort, legte mit Tränen in den Augen ein Teilgeständnis ab: „Es tut mir von Herzen leid. Ich habe keineswegs gewollt, dass mein Partner infiziert wird.“

Ärzte hätten ihr bescheinigt, die Chance einer Ansteckung ginge gegen null, verteidigte sich Benaissa, die eine umfangreiche Beichte über ihre Alkohol- und Drogen-Vergangenheit ablegte (s. rechts). Sie habe ihre Krankheit aus Angst verschwiegen, wollte ihre Tochter Leila und ihre No Angels-Kolleginnen schützen. Auch von Erpressungsversuchen aus dem Bandumfeld war die Rede.

Kein Verständnis zeigte naturgemäß Nebenkläger R. S. „Wir hatten fünf bis sieben Mal Geschlechtsverkehr, davon etwa drei Mal ungeschützt“, so das Opfer, das im Kapuzensweater erschien. Benaissa habe ihm nie von ihrer Infektion erzählt. Am 7. Februar 2007 habe ihre Tante Salima ausgepackt: „Ich ging zum Arzt. Nach wenigen Stunden sagte er, ich solle vorbeikommen. Da wusste ich, dass ich positiv bin.“ Nachsatz: „Sonst wäre ich dumm gestorben.“ Zu Nadja gewandt meinte er: „Du hast mir so viel Leid zugetragen. Ich bin in meiner Lebensqualität komplett eingeschränkt.“

Für den Prozess sind fünf Tage anberaumt, am Donnerstag geht es weiter. Auch Benaissas No Angels-Kolleginnen müssen aussagen. Das Urteil fällt voraussichtlich am 26. August. Der Strafrahmen bei Schuldspruch liegt bei sechs Monaten bis zehn Jahren Haft.

Nadja Benaissa über das Versteckspiel mit ihrer HIV-Krankheit, Drogen-Vergangenheit und Tochter Leila.

  • Über ihre HIV-Diagnose: Es ist zutreffend, dass ich seit 1999 von der Infektion wusste. Dies wurde im Rahmen einer Routineuntersuchung während der Schwangerschaft festgestellt. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Ich weiß nicht, bei welcher Gelegenheit ich mich angesteckt habe. Die ganze Sorge galt damals meiner ungeborenen Tochter. Sie hat sich nicht infiziert.
  • Über das Versteckspiel: Mir wurde gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit, jemanden anzustecken, gegen null geht. Deswegen habe ich das verschwiegen. Ich wollte nicht, dass meine Tochter gebrandmarkt wird. Den Bandmitgliedern habe ich es gesagt. Ich habe es nie öffentlich gemacht, da ich fürchtete, dass dies das Ende der ganzen Band bedeutet hätte.
  • Über ungeschützten Sex: Das Verfahren und die Zeit in U-Haft haben mir vor Augen geführt, dass mein Umgang mit der HIV-Erkrankung falsch, fahrlässig war. Es tut mir von Herzen leid. Ich habe keineswegs gewollt, dass mein Partner infiziert wird.
  • Über ihre Drogen-Vergangenheit: Mit 12 bekam ich Probleme und geriet in den falschen Freundeskreis. Ich nahm Drogen. Erst Alkohol und Gras, mit 14 wurde ich Crack-süchtig. Ich landete auf der Straße. Zu meinen Eltern hatte ich zu dieser Zeit ein sehr schlechtes Verhältnis.
  • Über ihre Schwangerschaft mit 16: Mit 16 habe ich erfahren, dass ich schwanger war. Ich habe es als Chance gesehen, von der Droge loszukommen. Ich lebe jetzt sehr gesund und habe seit einiger Zeit überhaupt keinen Alkohol mehr getrunken.

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