Die Suche nach Stars zur Vereidigung wird für Donald Trump zur Blamage.
Wenn Barack Obama eine Party schmeißt, kommen sie alle: die Crème de la Crème der Filmbranche, weltberühmte Popstars, Musik-Legenden, Talkmaster, Comedians, Spitzensportler. Selbst die erfolgreichsten Prominenten lassen sich nicht zweimal bitten, wenn der als kultiviert geltende US-Präsident mit seiner Frau Michelle ins Weiße Haus einlädt. Sobald Nachfolger Donald Trump mit Frau Melania am Freitag an der 1600 Pennsylvania Avenue in Washington vorfährt, brechen für Hollywood und die Stars der Musikwelt andere Zeiten an.
Korb bekommen
Wie tief die Gräben zwischen dem Republikaner und der vorwiegend linksliberal eingestellten Kunstwelt der USA ist, zeigt schon Trumps Suche nach Stars für seine Vereidigungszeremonie. Die peinlichste Absage kam von Elton John: Nachdem ein Mitarbeiter Trumps in einer BBC-Sendung erklärt hatte, dass der britische Sänger auftreten würde, reagierte dessen Sprecher mit einem entschiedenen Dementi. Auch die Beach Boys, die Dixie Chicks, die britische Sängerin Rebecca Ferguson und der italienische Tenor Andrea Bocelli waren nach Medienberichten nicht für die Feierlichkeiten vor dem Kapitol zu gewinnen. Der Gedanke an einen Auftritt für Trump scheint für manche Musiker sogar komplett aberwitzig zu sein. "Hahahahaha, wartet, Hahahaha, wirklich?", schrieb DJ Moby auf Instagram, als ein Booking-Agent ihn im Auftrag Trumps kontaktiert hatte. "Ich lache immer noch." So einen Auftritt würde er höchstens in Betracht ziehen, wenn Trump im Gegenzug seine Steuererklärung veröffentlichen würde. Broadway-Sängerin Jennifer Holliday sagte erst zu - und dann nach lautstarker Kritik ihrer Fans wieder ab. Ihr sei ein "Fehler in der Beurteilung" unterlaufen.
Party für Obama
Trump lässt das zumindest äußerlich kalt. "Ich will die Menschen!", twitterte er im Dezember nach der Behauptung, dass "A-Promis" sich alle um Tickets zur Vereidigung bemühten. "Das ist nicht Woodstock. Es ist kein Sommer-Jam. Es ist kein Konzert", pflichtete ihm der für die Vereidigung zuständige Sprecher Boris Epshteyn gegenüber CNN bei. Das Problem ist nur: Obama hatte schon 2008 das Gegenteil bewiesen. Der damalige Hoffnungsträger holte etwa die Schauspieler Forest Whitaker, Denzel Washington, Tom Hanks und Samuel L. Jackson auf die Bühne. Und mit Auftritten von Bruce Springsteen, Jon Bon Jovi, U2, John Legend und Beyoncé zeigte er, dass die von Millionen verfolgte Zeremonie in Washington feierlich und eine Party zugleich sein kann.
Trauriger Abschied
Nun brechen andere Zeiten an und Hollywood nimmt Abschied von Obama. "Wir werden Dich vermissen", schrieb Schauspielerin Sharon Stone nach Obamas Abschiedsrede in Chicago. Bei Obamas Rede sei ihm bewusst geworden, wie "sehr, sehr tief wir sinken" werden, schrieb der aus der Serie "Star Trek" bekannte George Takei, und weiter: "Lebewohl, O Captain mein Captain! Möge der Himmel uns schützen." Talkmasterin Ellen DeGeneres ließ Obama auf Twitter wissen: "Ich liebe Dich mehr, als ich auf Twitter Platz habe, um es zu beschrieben."
771 Milliarden Dollar (725 Mrd Euro) könnte der Umsatz der Medien- und Unterhaltungsindustrie der USA im Jahr 2019 betragen, schätzt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. Da Film, Fernsehen, Radio, Musik- und Buchveröffentlichungen sowie Videospiele aber zum Großteil aus der Privatwirtschaft finanziert werden, dürfte Trumps Einfluss auf die Branche überschaubar bleiben. Aber die Konfrontation zwischen ihm und Hollywood ist spätestens seit Meryl Streeps Brandrede gegen ihn und seinem Gegenangriff auf Twitter in vollem Gang.
Illustre Runde
Wirkliche Stars sind auch Tage vor Trumps Vereidigung nicht in Sicht. Die Nationalhymne soll laut "New York Times" Jackie Evancho singen, die bei der Casting-Show "America's Got Talent" 2010 den zweiten Platz holte. Sonst im Programm: Die Tänzerinnen The Rockettes, die vor allem zu Weihnachten in New York ihre Beine in die Höhe schmeißen und bei denen die Pläne für ihren Auftritt zu internen Streitigkeiten geführt haben. Und dann wäre da noch der Mormon Tabernacle Choir, ein 360 Männer und Frauen zählender religiöser Chor aus Utah. Mindestens ein Mitglied ist wegen des Trump-Auftritts bereits ausgetreten. Rapper Ice-T scherzte, dass ihn Trumps Leute ebenfalls um einen Auftritt gebeten hätte. Zu dem Anruf (den es nie gab), schrieb er: "Ich bin nicht rangegangen und habe die Nummer blockiert."