Nach Haft in der Schweiz
Polanski: Ich habe mich schuldig gemacht
10.09.2012
Regisseur über Sex-Delikt mit einer Minderjährigen & die "bigotte U.S.A."
2009 wurde Roman Polanski auf dem Weg zu einem Filmfestival in der Schweiz verhaftet. Der Grund: Ein angeblich offener Haftbefehl von 1977. Der Regisseur hatte damals eine sexuelle Beziehung mit einer 13-Jährigen, wurde jedoch nach 42 Tagen Haft entlassen. Als der Richter jedoch seine Meinung änderte, floh Polanski aus den U.S.A., noch ehe er ein weiteres Mal verhaftet werden konnte. Nach seiner Festnahme 2009 saß der Filmemacher zwei Monate in Haft. stand acht Monate lang unter Hausarrest in Gstaad und musste eine elektronische Fußfessel Tragen. Gegenüber der Welt am Sonntag spricht Polanski nun über seine Zeit in der Zelle und das Sexualdelikt.
Keine reine Weste
Polanski gibt zu, sich damals schuldig gemacht zu haben. "Ich bin doch befangen", so der Regisseur. Was immer er sage, werde doch als reine Selbstverteidigung abgetan. "Glauben Sie nicht, dass ich mit mir selbst schon genug auszumachen habe? Nur, weil ich nicht drüber sprechen kann, heißt doch nicht, dass in mir nichts los ist.“ Dewegen sei er auch ins Gefängnis gegangen.
Dennoch wolle er nicht auf die Vergangenheit reduziert werden. "Diese Geschichte ist ein Teil meines Lebens – ja. Aber die Leute wollen, dass sie Teil meiner Persönlichkeit wird. Dagegen wehre ich mich”, so der 79-Jährige. Heute gebe es für das Ausnahme-Talent nur noch zwei Dinge für ihn: Zeit mit seinen Kindern zu verbringen und die Arbeit.
Verständnis für die Schweiz
Auch über seine Zeit in Haft sowie unter Hausarrest sprach der französisch-polnische Filmemacher. "Rückblickend denke ich, dass die Schweizer gar nicht anders handeln konnten. Sie mussten erst auf Unterlagen warten, die nachweisen konnten, dass ich meine Strafe damals abgesessen hatte. Nur weigerten sich die Amerikaner, diese Dokumente herauszugeben." Weniger Verständnis zeigte Polanski gegenüber seiner Strafe: Denn die elektronische Fußfessel, die er während seines Schweiz-Aufenthaltes zu tragen hatte, musste er auch noch selbst bezahlen: "Ich erhielt eine Rechnung über 28 000 Schweizer Franken (rund 20.000 Euro) für diese dämliche Fessel.“
Die USA, in die er bis heute nicht einreisen darf, nannte Polanski kritisch einen "bigotten Kontinent“. "Zum einen herrscht dort dieser Puritanismus, zum anderen ist es der weltweit größte Produzent von Pornografie.“