Ihm droht jahrelange Haft
Sex-Prozess gegen Bill Cosby hat begonnen
05.06.2017
Der Serien-Star soll eine Frau betäubt und vergewaltigt haben.
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Einer der größten TV-Stars der USA muss fürchten, den Rest seines Lebens hinter Gittern zu verbringen: Gegen den Komiker Bill Cosby begann am Montag ein Strafprozess wegen mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs. In dem Verfahren geht es um einen Vorfall aus dem Jahr 2004, bei dem der heute 79-Jährige eine Universitätsmitarbeiterin mit Tabletten betäubt und sich anschließend an ihr vergangen haben soll.
Das Verfahren in der Kleinstadt Norristown im Bundesstaat Pennsylvania ist eines der größten US-Justizspektakel seit Jahren. Bei seiner Ankunft vor dem Gerichtsgebäude wurde der Angeklagte, der nach eigenen Angaben fast vollständig erblindet ist, von hunderten Reportern umringt.
Begleitet wurde Cosby von der Schauspielerin Keshia Knight Pulliam. Sie hatte in seiner nicht nur in den USA enorm populären TV-Serie "Die Bill Cosby Show" seine jüngste Tochter Rudy gespielt.
Cosby hörte anschließend im Gerichtssaal schweigend zu, wie ihn die Anklage in ihrem Eröffnungsplädoyer beschuldigte, seine Macht und seine Berühmtheit missbraucht zu haben, um das Vertrauen einer Frau ausnutzen, die ihn als Freund und Mentoren betrachtet habe.
Die heute 44-jährige Andrea Constand sei als Folge der Tabletten "komplett gelähmt, erstarrt, leblos" gewesen, sagte Staatsanwältin Kristen Feden. In den Momenten, in denen sie aus ihrer Bewusstlosigkeit aufgetaucht sei, habe sie gesehen, wie Cosby "ihren Körper benutzte, um sich sexuell zu befriedigen".
Cosby wird von rund 60 Frauen beschuldigt, sich in früheren Jahrzehnten an ihnen vergangen zu haben. Da die meisten Anschuldigungen aber verjährt sind, konzentriert sich der Prozess auf diesen einen Fall.
Dabei wird der Schauspieler in drei Anklagepunkten wegen schweren unsittlichen Angriffs beschuldigt. Für jeden einzelnen Anklagepunkt drohen ihm eine Haftstrafe von maximal zehn Jahren und eine Geldstrafe von 25.000 Dollar (rund 22.000 Euro).
Die Verteidigung mahnte in ihrem Eröffnungsplädoyer die zwölfköpfige Jury, sich nicht von der Berühmtheit des Angeklagten beeinflussen zu lassen. Die "falsche Beschuldigung" des sexuellen Missbrauchs sei ein "Angriff auf die menschliche Würde" und könne "einen Menschen vernichten", sagte Anwalt Brian McMonagle.
Er bekräftigte Cosbys Darstellung, der Sex mit Constand sei einvernehmlich gewesen. Der Verteidiger führte unter anderem aus, dass sich die beiden häufig getroffen hätten und dass Constand den Star 53 Mal angerufen habe.
Im Verlaufe des Prozesses soll die Kanadierin, die homosexuell ist, selber aussagen. Cosby hingegen wird voraussichtlich nicht in den Zeugenstand treten, wie er im Vorfeld sagte.
Cosby und Constand hatten sich im Jahr 2006 in einem Zivilverfahren gütlich geeinigt. Vor zwei Jahren wurde der Fall dann aber von der Staatsanwaltschaft neu eröffnet - dies war zu einer Zeit, als aus den Medien eine Flut von Missbrauchswürfen über den TV-Komiker niederging.
Die Geschichten dieser Frauen ähneln sich oft auf eklatante Weise: Cosby habe sie mit Beruhigungsmitteln und Alkohol betäubt, sodass sie ihm willenlos ausgeliefert gewesen seien.
Nur wenige Größen der US-Entertainmentbranche sind im öffentlichen Ansehen derart tief abgestürzt wie Bill Cosby. Jahrzehntelang wurde der Afroamerikaner als "Amerikas Dad" verehrt. In der Rolle als liebenswürdiger Arzt und gutmütiger Familienvater in seiner "Cosby Show" war er einer der beliebtesten TV-Stars des Landes. Inzwischen haben sich auch die meisten Kollegen aus dem Show-Business von ihm abgewandt.