Neue Première Dame
Valérie Trierweiler: Sie hat die Hosen an
15.05.2012
Sie ist jene Frau, der François Hollande Präsidentenamt zu verdanken hat.
Zuerst verpasste sie ihm eine schicke Brille. Dann Anzüge, die perfekt saßen. Und weil nun nur noch sein Wohlstandsbaucherl störte, nahm sie ihm – mon dieu! – auch noch seine geliebten Baguettes weg und nötigte ihn zum Sport. Doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Dank der ehrgeizigen Valérie Trierweiler nahm der gemütliche François Hollande zehn Kilo ab und mauserte sich vom "Karamell-Pudding“, wie der mausgraue Sozialist einst verspottet wurde, zum strahlenden Siegertypen, der Nicolas Sarkozy aus dem französischen Präsidentenamt fegte.
Ein schöner Erfolg für den Politiker, doch natürlich auch für jene starke Frau, der er all dies zu verdanken hat: Valérie Trierweiler, die seine engste Beraterin wie seine schärfste Kritikerin ist. Von Gegnern wurde der toughen 47-Jährigen deshalb der Spitzname "Rottweiler“ verpasst, den sie sich übrigens mit Prinz Charles’ Ehefrau Camilla Mountbatten-Windsor teilt ((c) Diana über Camilla).
"Macht beeindruckt mich nicht“
Wer jetzt aber glaubt, dass Madame Trierweiler eine Art Schattenpräsidentin sein will und schon ihre Louis-Vuitton-Köfferchen gepackt hat, um endlich in den Elysée-Palast einziehen zu können, liegt falsch. Völlig falsch. Denn dies alles interessiert die Intellektuelle, die das Rampenlicht im Unterschied zu ihrer Vorgängerin Carla Bruni eher scheut, nicht die Bohne. "Macht hat mich noch nie beeindruckt“, erklärte die selbstbewusste wie ehrgeizige Journalistin gelassen. Natürlich will sie weiter arbeiten und nicht bloß das Repräsentationsweibchen spielen, dessen Aufgaben aus Lächeln, Winken und der Organisation von Damenkränzchen bestehen. "Das Einzige, das mir Angst macht, ist meine Freiheit zu verlieren“, brachte es Trierweiler auf den Punkt. Außerdem ist es "weder die Aufgabe von François, noch die des französischen Staates, für meine Kinder aufzukommen.“ Große Worte, die die toughe Frau gelassen ausspricht, denn sie ist es gewohnt, sich durchboxen zu müssen.
Anders als Bruni, die aus einer reichen Industriellenfamilie stammt, wuchs Trierweiler nämlich im westfranzösischen Provinznest Angers auf – als Tochter einer Eisenbahn-Kassiererin, die allein sechs Kinder ernähren musste, weil der Vater durch eine Kriegsgranate ein Bein verloren hatte. Nein, geschenkt bekam Valérie nichts. "Arbeitet, seid erfolgreich und habt einen Beruf“, hatte auch die Mutter ihren Kindern stets eingetrichtert. Also kämpfte Valérie, denn sie wollte mehr vom Leben, als ihr in die Wiege gelegt war.
Amour fou
Den Grundstein für ihre Karriere legte Trierweiler an der Pariser Eliteuni Sorbonne, an der sie Geschichte und Politik studierte. Als 24-jährige Absolventin heuerte sie bei Paris Match an, dem größten Wochenmagazin Frankreichs. Politiker beschreiben die elegante Erscheinung, die ihr Haar gern offen und stets Trenchcoat trägt, als "intelligent und korrekt“ sowie als "Frau, die harte Schläge einstecken kann.“ Kollegen kritisieren Trierweiler indes als "kalt“ und sich "ihres Charmes etwas zu sicher.“
Die Star-Interviewerin war damals übrigens für die Sozialistische Partei zuständig und lernte so natürlich auch Hollande kennen, der als Abgeordneter ins Parlament einzog und später Parteichef wurde. Der Politiker war von der klugen Reporterin sofort angetan, es entwickelte sich schnell eine Komplizenschaft zwischen den beiden. Doch aus Rücksicht auf ihre Familien trafen sie sich heimlich, still und leise. Schließlich war Valérie damals noch mit Denis Trierweiler verheiratet, dem Textchef des Magazins, dem sie drei Söhne schenkte. François wiederum war mit Ségolène Royal, der Mutter seiner vier Kinder, liiert, die als sozialistische Präsidentschaftskandidatin gerade gegen Nicolas Sarkozy antrat – und unterlag.
Liebe statt Karriere
Auch privat war Ségolène die Verliererin, denn François’ Affäre mit Valérie war ihr nicht verborgen geblieben – direkt nach dem Wahlkampf trennte sich Royal von Hollande. Doch es dauerte noch eine ganze Weile, bis sich Hollande zu Trierweiler bekannte. Nämlich bis 2010, als er sie erstmals öffentlich vorstellte – als "Frau meines Lebens“. Sie opferte viel für ihn, den aufstrebenden Politiker. Nämlich ihren Job, denn die Journalistin war bei ersten Affärengerüchten verbannt worden. Dass sie zurückstecken musste, empfand die emanzipierte Valérie als ungerecht: „Es war hart. Schließlich habe ich mein halbes Leben dem politischen Journalismus gewidmet.“
Gar nicht gefallen hat Trierweiler, die zu einem Kulturmagazin im Fernsehen wechselte, auch jenes Cover ihres ehemaligen Magazins, das sie mit ihrem neuen Lebensgefährten François Hollande zeigte. Sie warf ihrem ehemaligen Arbeitgeber daraufhin "billigen Sexismus“ vor.
Ja, diese Frau hat, pardon, Eier. Sie weiß, was sie will – und was nicht. Heiraten wegen der Etikette zum Beispiel. Trierweiler und Hollande wollen dies, genauso wie ihre deutschen Kollegen Joachim Gauck und Daniela Schadt, nämlich nur dann tun, wenn ihnen zufällig der Sinn danach steht. Zur Not kann man ja in wilder Ehe repräsentieren...
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