Kinoadaption der Handy-App reicht nicht an Erfolg der Vorlage heran.
Red hat es nicht leicht: Schon als Küken wurde der Heißsporn aufgezogen, vorzugsweise aufgrund seiner riesigen Augenbrauen. Aber auch im späteren Leben des Vogels läuft bei weitem nicht alles rund. Dabei ist er nur einer von vielen "Angry Birds", wie sie im Buche stehen - oder besser gesagt: am Smartphone fliegen. Ab Freitag ist eine recht flügellahme Kinoadaption auf der großen Leinwand zu sehen.
Spielspaß wird zum Film
Fans der gleichnamigen App werden sich in der kunterbunten Welt der Vögel rasch zurechtfinden: Alle wesentliche Figuren sind vertreten, inklusive ihrer ganz speziellen Eigenschaften. Das finnische Computerspielunternehmen Rovio hat mit der 2009 veröffentlichten Anwendung für den raschen Spielespaß zwischendurch einen weltweiten Erfolg gelandet. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Hollywood aufmerksam wurde. Was die Regisseure Fergal Reilly und Clay Kaytis nach dem Drehbuch von Jon Vitti in gut eineinhalb Stunden quetschen, ist aber alles andere als kurzweilig.
Nah am Spiel
Mit der Grundgeschichte orientiert man sich - wie könnte es anders sein - einfach am Spiel: Die Vögel leben grundsätzlich zufrieden und in Eintracht auf einer Insel, mal abgesehen von dem ein oder anderen Wutproblem. Als eines Tages quietschfidele grüne Schweine als Besucher auftauchen und Freundschaft vorgaukeln, ist einzig der mürrische Red - ohnehin schon ein Außenseiter - sofort misstrauisch. Gemeinsam mit seinen Leidensgenossen Chuck und Bomb, die wie er eine Verhaltenstherapie absolvieren müssen, durchstöbert er das Schiff der Schweine. Und tatsächlich: Sie haben es auf die Eier der Vögel abgesehen.
© Sony Pictures Releasing GmbH
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Es kommt, wie es kommen muss: In einer halsbrecherischen Rettungsaktion heftet man sich an die Fersen der geliebten Ungeborenen, was nicht nur die ganze Sippe wieder zusammenschweißt, sondern auch eindrucksvoll die eigentlich nicht vorhandenen Flugfähigkeiten der "Birds" unterstreicht. Mittels einer überdimensionalen Steinschleuder (die ihnen ausgerechnet die Schweine überreicht haben) geht es also in den Kampf auf Piggy Island, wird nach Herzenslust explodiert, aufgeblasen und mit ordentlich Karacho durch die Wände gefahren.
Animationshumor
Bis es soweit ist, heißt es aber: Zähne zusammenbeißen. Denn nicht nur sind einige geradezu schmerzhaft unkomische Partyexzesse durchzustehen - inklusive überbordendem Musikeinsatz von KRS-One bis Scorpions. Auch ein verschollen geglaubter Held wird ausgegraben und erweist sich als enttäuschende Fehlbesetzung in Sachen Rettung in letzter Sekunde. So bleibt es zunächst an Red und Co, das Ruder herumzureißen. Aber leider: Es sind nur ganz wenige Momente, die hier nicht zigfach ausgelutschten Animationshumor zitieren, mal an "Ice Age", dann wieder "Madagascar" erinnern, und einen Hauch Eigenständigkeit entwickeln.
Aus handwerklicher Sicht kann man "Angry Birds - Der Film" zwar wenig vorwerfen, aber eine gute Optik alleine ist ja auch für Gamer letztlich keineswegs zufriedenstellend. Wie man Wut spielerisch, unterhaltsam, aber dennoch nachvollziehbar darstellt, hat man nicht zuletzt bei Pixars "Alles steht Kopf" um Längen besser gesehen. Da kann man den "mächtigen Adler" in seinem einsamen, aber mit allerlei Trophäen und Schnickschnack vollgestopften Horst durchaus verstehen, warum er sich vom Rest des Schwarms abgesetzt hat. Diesem flügellahmen Haufen kehrt man gerne den Rücken zu.
(c) Sony Pictures Releasing GmbH